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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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lasziv im Haar, Schmollmund. Jedes neue Bild wird von ihrem riesigen Fanclub begeistert kommentiert (wie kann man mit dreizehn Jahren überhaupt achthundertsiebenundvierzig Leute kennen?). Das Ganze liest sich dann ungefähr so:

    Fan A (weiblich): boah, süße! Wie schön is das denn?!
    Fan B (männlich): scharfes Foto
    Fan C (männlich): jamm, leckeeeer
    Savannah Basingthwaite: *hihi*
    Fan D (weiblich): haha ist echt hammeeeeer!!
    Fan E (weiblich): OMG sooooo schööööön xxx
    Savannah Basingthwaite: *g* thx war auf ner party und wusst gar nicht was ich anziehn sollte
    Fan F (weiblich): DU BIST SOOO TOLL!! Bin voll neidisch
    Fan G (männlich): heiß xxx
    Fan H (weiblich): ne figur zum sterben
    Savannah Basingthwaite: braucst grad reden du hast die beste figur
    Fan I (weiblich): echt heiß babe
    Fan B (wieder): geiles pic! so sexxy
    Fan E (wieder): warum kann ich nicht so aussehn?????
    Savannah Basingthwaite: hä was soll n das heisen du siehst so toll aus dass es schon nicht mehr witzig ist hahaha
    Fan E (wieder): LOL hdgdl du hammergeilesexybitch
    Savannah Basingthwaite: lda m d hammersexy fig *lach*

    Das kann ich nur begrenzte Zeit ertragen, ehe ich vom Computer aufstehen muss, weil ich befürchte, jeden Moment auf die Tastatur kotzen zu müssen. Und das jetzt nicht nur wegen der Grammatik und der Rechtschreibung. Ich kapiere sehr wohl, dass Teenager gegen die Konventionen rebellieren, indem sie Sprache verstümmeln und irgendeinen neuen Jargon kreieren, und ich bewundere jeden, der sich seine eigene Welt und seine eigenen Regeln erschafft. Als Teenager habe ich selbst auf meine Art Ärger gemacht. Aber jetzt stehe ich auf der anderen Seite der Rebellion: Ich versuche, die Welt ruhig zu halten, nicht, sie auf den Kopf zu stellen. Dass Jamie sich an diesem absurden, abgekürzten, sexuell überladenen Kommunikationskult beteiligen muss, ist nur eine der vielen Sorgen, die an mir nagen.
    Mit meinem FB-Fernglas kann ich zumindest vom Rand aus zuschauen. Ich kann zwar nicht verhindern, dass hässliche Kommentare an Jamies Pinnwand erscheinen, wie etwa Du Spast oder Du fette Sau. Aber ohne Facebook wüsste ich gar nicht, was sie alles durchmacht.
    Ich sollte Größe zeigen und ihr eine SMS schicken. Immerhin bin ich hier die Erwachsene.
    Ereka wackelt mit den Zehen. Mir fällt auf, dass die Nägel leuchtend blau lackiert sind und auf den großen Zehen etwas glänzt, das wie kleine Diamanten aussieht.
    Sie bemerkt, dass ich hinschaue.
    »Nail Art«, sagt sie nur.
    »Machst du das selbst?«, frage ich.
    »Mit meinem dicken Bauch komme ich nicht mal bis zu den Zehen. Ich lasse das in einem Nagelstudio in der Stadt machen. Mein heimlicher kleiner Luxus.«
    »Sehr hübsch«, sage ich und frage mich, warum ich keinen heimlichen kleinen Luxus habe. Dann fallen mir meine Sportklamotten wieder ein. Aber irgendwie kommen mir die auf einmal oberflächlich und materialistisch vor, beinahe so, als hätten Erekas Zehennägel eine tiefere spirituelle Bedeutung.
    »Ganz schön unpraktisch«, wirft Helen ein. Aber sie hat auch nicht eine einzige künstlerische Synapse im Hirn.
    »Manchmal kann etwas Hübsches den Ausschlag dafür geben, dass man noch einen weiteren Tag leben möchte, statt sich vor den nächsten Bus zu werfen«, sagt Ereka.
    Ich schaue sie mit großen Augen an.
    »Nur ein Scherz«, sagt sie und schlägt nach meinem Arm.
    Ich wende den Kopf ab und starre mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. Scherze sind unsere Art, die Wahrheit auszusprechen, ohne daran zu zerbrechen. Ereka soll nicht merken, dass ihre glitzernden Zehennägel mir zugleich das Herz brechen und unerwarteten Mut verleihen.

5  Eine Schachtel Dunkelheit

    M aeve erscheint in der offenen Verandatür, in einer leuchtend blauen Chiffonbluse und einem Rock mit japanisch anmutendem Vögel-und-Blüten-Muster.
    »Wer hat dich denn reingelassen?«, fragt Helen.
    »Die Haustür stand sperrangelweit offen«, antwortet Maeve strahlend. »Ich nehme doch an, dass ich hier richtig bin?«
    Ihre Füße stecken in kirschroten Mary Janes, und um den Hals trägt sie eine Kette mit ungleichmäßig geformten, bunt lackierten Holzklötzchen. Wieder einmal finde ich sie einfach nur fabelhaft und umwerfend.
    »Maeve!« Ich stehe auf und umarme sie energisch.
    Vielleicht finden kleine Menschen das nicht so toll wie große Menschen, weil ihr Kopf dabei unter ein Kinn geklemmt wird. Das erinnert sie wahrscheinlich daran, wie sie als Kind zu solchen Intimitäten gezwungen

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