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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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nicht kann. Die Wiege, die zum Sarg wird. Abnabelung ist ein Prozess, der schrittweise vonstattengeht. Wir gebären unsere Kinder und entlassen sie immer weiter in die Welt, in immer größere Kreise. Keine von uns will für alle Zeiten Mutter sein. Jedenfalls nicht so wie Ereka.
    »Was wird aus ihr, wenn du einmal nicht mehr bist?«, fragt Maeve.
    Eine ziemlich direkte Frage, so früh an diesem Wochenende, das muss man zugeben. Aber sie ist Ethnologin. Die studieren solches Zeug – das Leben, den Tod und alles dazwischen.
    Ereka zuckt mit den Schultern. »Ich darf halt nicht sterben.«
    Maeve betrachtet sie mit einem eigenartigen Blick. »Jetzt mal im Ernst, was, wenn es so weit ist?«
    Und ich wollte die Stimmung leicht und unbeschwert halten.
    Ich spiele an dem Teller vor mir herum, obwohl ich nicht die Absicht habe, irgendetwas zu essen. Maeve pflügt sich schnurstracks auf unerforschtes Gebiet vor. Ich nehme mir eine geräucherte Auster und stecke sie geistesabwesend in den Mund.
    »Daran denke ich nicht. Ich gehe einfach einen Tag nach dem anderen an.« Sie öffnet die quietschende Käfigtür, schließt sie wieder.
    Maeve nickt, offenbar nicht überzeugt.
    »Ich mache mir keine Gedanken über die Zukunft. Das ist zu beängstigend.«
    Ja, natürlich, warum sollte man sich auch zu sehr mit der Zukunft beschäftigen? Schließlich haben wir keinerlei Kontrolle darüber und so weiter. Ein Kind zu haben ist eine bizarre existenzielle Übung für jemanden, der das Gefühl von Kontrolle braucht.
    »Es ist ernüchternd, sich klarzumachen, wie unsicher die Zukunft sein kann«, bestätigt Maeve.
    Ereka beschäftigt sich immer noch mit dem Vogelkäfig. »Wisst ihr, als ich mit Olivia schwanger war, habe ich mir alles vorab zurechtgelegt. Auf welche Schule sie gehen sollte, Ballettstunden, Klavierunterricht, Bogenschießen, was für ein Pferd sie mal reiten würde. Ich wusste ja nicht, dass solche Träume eine gefährliche Methode sind, das Schicksal herauszufordern. Nach ihrer Geburt habe ich aufgehört, irgendwelche Pläne zu machen. Soweit ich das überblicke, hat die Zukunft mich betrogen.«
    »Aber Pläne sind nicht dasselbe wie Gewissheit, oder?«, fragt Maeve.
    »Ich denke einfach nicht mehr in Kategorien wie ›was kommt als Nächstes?‹«, erklärt Ereka. Im selben Moment hat sie plötzlich die abgerissene Käfigtür in der Hand und schreit erschrocken auf: »Oje, jetzt habe ich ihn kaputt gemacht!«
    »Reg dich nicht auf, der Käfig ist alt und rostig«, sagt Helen. »Sie wollten ihn wahrscheinlich sowieso wegwerfen.«
    Ereka hält die kleine Gittertür in beiden Händen. Sie sieht aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
    »Habt ihr schon mal von Mary Oliver gehört?«, fragt Maeve. »Eine zeitgenössische amerikanische Poetin.«
    »Gibt es heutzutage noch Poeten?«, fragt Helen. »Ist das überhaupt ein richtiger Beruf? Dichter?«
    »Nein, nie gehört«, sagt Ereka und unternimmt einen schwachen Versuch, die Käfigtür wieder anzubringen.
    »Zu ihren Gedichten finden selbst Menschen, die eine Abneigung gegen Poesie hegen, bemerkenswert leicht Zugang. Eines mag ich besonders – darin gibt ihr jemand eine Schachtel Dunkelheit. Erst viele Jahre später erkennt sie, dass auch das ein Geschenk war.«
    Unbehagliches Schweigen macht sich breit. Ereka legt die abgebrochene Tür auf das Verandageländer und greift nach ihrem Champagnerglas.
    Sie lächelt Maeve an und fragt sich vielleicht, weshalb die Leute das Wort »Geschenk« so gedankenlos verwenden. Oder sie denkt darüber nach, dass sie sich vielleicht hin und wieder vom Leben gesegnet fühlt, wenn sie so in den Tag hinein lebt, ihrer dreizehnjährigen Tochter die Spucke vom Kinn wischt und ihr mit ihren Monatsbinden hilft – dieses Geschenk aber doch lieber gegen ein weniger erbarmungsloses eintauschen würde.
    Eine Schachtel Dunkelheit. Innerlich winde ich mich. Ich hatte mir vorgestellt, dass Ereka und Maeve sich auf Anhieb gut verstehen würden. Aber hat Maeve da etwa gerade angedeutet, dass Leid einen Menschen adele – gegenüber jemandem, der leidet? Ich hoffe nicht. Da wir den Luxus genießen, nie einen einzigen Tag lang in Erekas Haut gesteckt zu haben, verbietet es sich, Binsenweisheiten von sich zu geben und ihr Leben romantisch zu verklären. Kommentare nicht willkommen. Seien sie kritisch oder mitfühlend. Aber falls Ereka sich über Maeve ärgert, ist sie höflich genug, sich nichts anmerken zu lassen. Irgendwie ist sie doppelt

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