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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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geschlagen: Nicht nur, dass sie mit ihrem Leben klarkommen muss, alle anderen haben obendrein auch eine Meinung dazu, wie sie damit umgehen sollte.

    »Was ist mit ihrer Tochter passiert?«, fragt Maeve, als Ereka nach drinnen in Richtung Toilette verschwindet.
    »Sauerstoffmangel während der Geburt. Da ist bei der Hausgeburt furchtbar gepfuscht worden.«
    Auf einmal habe ich das Bedürfnis, Ereka zu verteidigen, denn ihre Sorgen sind alles andere als gewöhnlich. Ereka hatte sich erst nach Monaten sorgfältiger Recherche für die Hausgeburt entschieden. Bei Jamie habe ich auch mit dem Gedanken gespielt. Aber nachdem meine Mutter mich mit einem fröhlichen »Es kommt vor, dass Frauen bei der Geburt sterben« voll erwischt hatte, habe ich mich aus Panik doch für das Krankenhaus entschieden.
    Ereka und Jake sind Menschen, die ihre Entscheidungen nicht aus irgendwelchen Ängsten heraus treffen. Wenn Ereka auch nur einen Anflug meiner Neurosen hätte, wäre sie jetzt wahrscheinlich die Mutter einer ganz normalen Dreizehnjährigen, die sie als »echt erbärmlich« bezeichnen, alle fünf Minuten ihren Freundinnen eine SMS schreiben und ganze Tage in Einkaufszentren verbringen würde. Ereka muss mit ihrer ungewöhnlichen Entscheidung, die sie voller Vertrauen und im guten Glauben getroffen hat, Tag für Tag leben.
    Von der Liege aus bemerkt Helen: »Ich habe mich immer gefragt, warum sie damit nicht vor Gericht gegangen sind.«
    »Wen hätten sie denn verklagen sollen? Gott vielleicht?«, erwidere ich und stehe auf, um mir die kaputte Käfigtür genauer anzuschauen. Sie ist völlig durchgerostet. Keine Chance, sie irgendwie wieder anzubringen.
    »Die Hebamme … keine Ahnung. Irgendjemand muss doch daran schuld sein.« Helen baut einen kleinen Turm aus einem Cracker, einem Stück Käse und ein paar geräucherten Austern, stopft sich das ganze Ding auf einmal in den Mund und mampft schamlos darauf herum.
    »Sie hätte nie irgendwen verklagt, selbst wenn da jemand offensichtlich fahrlässig gewesen wäre. Außerdem ist die Hebamme eine gute Freundin von ihr.«
    »Sie brauchen das Geld aber für Olivia. Was glaubst du, warum sie in solchen finanziellen Schwierigkeiten stecken? Das Mädchen braucht Pflegekräfte und speziellen Unterricht, und wer weiß, was da in Zukunft noch alles dazukommt«, sagt Helen. »Ich denke da ganz praktisch.«
    Maeve kramt in ihrer Tasche und bringt zwei Büroklammern zum Vorschein. Ich sehe zu, wie sie die Klammern aufbiegt. Sie steht auf, nimmt mir den kaputten Vogelkäfig aus der Hand, kniet sich hin und befestigt die abgebrochene Tür mit den Büroklammern.
    »Um in unserem Rechtssystem jemanden zu verklagen, muss der Kläger die Opferrolle einnehmen«, sagt Maeve und überprüft, ob das Türchen sich öffnen und schließen lässt. »Da fühlt man sich eher noch hilfloser. Oft stellt man sogar fest, dass der eigene Schmerz nicht weniger wird, wenn man ihn einem Dritten anheftet.«
    Ihr Tonfall klingt für mich, als wüsste sie ganz genau, wovon sie spricht. Wie jemand, der nicht nur im Park oder auf Flaniermeilen unterwegs war, sondern selbst schon ziemlich steinige Wege zurückgelegt hat.
    »Ich finde, sie hätten trotzdem klagen sollen«, sagt Helen.

6  Die Quasselstrippe

    I ch hatte ganz vergessen, wie laut sie ist. Und das schon vor dem Genuss von Alkohol. CJs rauhes, gackerndes Gelächter zerreißt den Nachmittag. Mir wird ein bisschen flau, weil ich mich jetzt erst daran erinnere, wie juristenhaft und unausstehlich sie sein kann. Ich hege ja schon immer den Verdacht, dass sie insgeheim jeden Menschen hasst, der glücklich verheiratet ist. Aber vielleicht hat ihre neue Beziehung ein paar dieser Spitzen abgeschliffen. Obwohl sie nach außen hin vor Selbstvertrauen strotzt und eine erfolgreiche Anwältin für Familienrecht ist, gehört sie zu den Frauen, die glauben, ohne einen Mann an ihrer Seite keine richtige Frau zu sein. Außerdem ist ihr ständiges Geschimpfe über Tom irgendwann ziemlich nervtötend.
    Sie kommt auf die Terrasse gehüpft und kreischt: »Waaaaahnsinn, wir haben uns so lange nicht gesehen!« Sie überfällt erst mich, dann Helen mit Umarmungen und Küsschen. Vor Maeve bleibt sie stehen. »He, dich kenne ich noch gar nicht, oder?«
    »Jos Freundin Maeve«, sagt Helen.
    »Jo hat Freundinnen?«, witzelt CJ.
    »Eine oder zwei«, sage ich spitz.
    »Sie sieht ulkig aus«, bemerkt CJ mit einem Augenzwinkern.
    »Oh, das bin ich auch.« Maeve schenkt ihr ein drolliges

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