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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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rasch wieder ein, ehe Virginia es für das restliche Wochenende mit ihren geschäftlichen Telefonaten in Beschlag nimmt.
    »Das ist so nicht akzeptabel«, höre ich Virginia im Foyer sagen. Ihre Stimme klingt sehr geschäftlich.
    Als Virginia mit Helen zu uns ins Wohnzimmer kommt, sind ihre Lippen so schmal wie eine Wäscheleine.
    »Immer mit der Ruhe, das regeln wir schon«, sagt Helen und tätschelt ihr den Rücken.
    Virginia holt tief Luft und nickt. Sie atmet durch den Mund aus, und offenbar wird ihr bewusst, dass sie gerade erst angekommen ist und nicht den allerbesten ersten Eindruck gemacht hat. Sie lächelt gezwungen und wirft in die Runde: »Na, was haltet ihr von dem Haus, das ich entdeckt habe?«
    »Ich habe noch nie so prächtig gewohnt«, sagt Ereka.
    »Es ist echt gigantisch«, stimmt Summer ihr zu. »Mit Sicherheit um die fünf Millionen wert.«
    Das Virginia entdeckt hat? Was ist denn hier los? Ich werfe Helen einen fragenden Blick zu.
    »Virginia hat dieses Haus ausfindig gemacht – als möglichen Drehort für eine neue Soap.« Sie wirkt verlegen.
    »Was für eine Soap?«, fragt Ereka.
    »Ich darf noch nicht darüber reden, aber ich kann euch reichlich von allem versprechen: Liebe, Sex, Verrat, Affären, Rache, Mord und Herzschmerz … das volle Programm. Die Serie solltet ihr auf keinen Fall verpassen.«
    Sie hat ja so recht. Wer würde all das verpassen wollen?

8  Kein Wunder, dass meine Tochter mich hasst

    H elen und Virginia verschwinden über die prächtige Treppe, um sich das Haus anzusehen. Virginia hat die ganze Zeit ihr iPhone im Anschlag und fotografiert einfach alles. Summer läuft ihnen nach und ruft: »Wartet auf mich!«
    Wir hören, wie Schranktüren geöffnet werden und der Dielenboden im oberen Stockwerk quietscht. Als sie wieder herunterkommen, sagt Helen gerade: »Wahrscheinlich hat er einen Schlüssel.«
    »Wer?«, frage ich.
    »Callum. Für das abgeschlossene Zimmer.«
    »Ich muss Zugang zu allen Räumen haben – immerhin muss ich einen Bericht über dieses Anwesen abliefern.« Virginias Lächeln ist inzwischen wieder verwelkt.
    »Die Bäder sind mehr als scheußlich«, bemerkt Summer und verzieht das Gesicht.
    Währenddessen inspiziert Virginia im Wohnzimmer die Kronleuchter, reibt mit der Schuhsohle über ein ausgefranstes Ende des Perserteppichs und klappt sogar den Deckel über der Klaviatur des Flügels auf, um ein paar Tasten anzuschlagen. Dann verschwinden sie und Helen in der Küche, aus der hin und wieder schwatzende Stimmen und Gelächter dringen. Ich war früher Helens rechte Hand. Vor allem in der Küche.
    Ich schmolle nicht, wirklich nicht, als ich meine Aufmerksamkeit auf die Bücherregale richte. Ich mag einfach nur Bücher, das ist alles. Sakrileg … ein Roman über die Australian Imperial Force im Zweiten Weltkrieg … eine Penguin-Taschenbuchausgabe von Sturmhöhe  … Walter Wallaces Bericht über die »Grüne Hölle« von Sandakan, zwei Hardcover-Gartenbücher mit Plastik-Schutzeinband, ein Stapel National Geographic  … ein Buch über die japanischen Kriegsgefangenenlager … ein mit Eselsohren versehenes Exemplar von Biss zum Morgengrauen. Biss zum Morgengrauen?
    Maeve tritt zu mir ans Bücherregal. Sie trägt jetzt andere Ohrringe und hat die klobige Kette abgelegt. Sich zum Abendessen »umgezogen«.
    »Da hat sich aber jemand sehr für den Zweiten Weltkrieg interessiert«, bemerkt Maeve, während sie den Blick über die Bände schweifen lässt. Sie zieht ein Buch mit einer lächelnden Frau in einer Schürze auf dem altbackenen Einband hervor und schlägt es auf. »Hör dir mal die Widmung an: Für meine liebe Delia, eine prächtige Ehefrau und Mutter – aber man kann alles noch vervollkommnen. Frohe Weihnachten! Dein Dich liebender Mann Harold F. Wiltshire, Blind Rise Ridge, Dezember 1952. «
    »Echt erstaunlich, dass nicht mehr Frauen dieser Ära ihre Ehemänner ermordet haben«, brumme ich.

    Eine halbe Stunde nachdem Helen und Virginia sich in der Küche an die Arbeit gemacht haben, erfüllt der Duft von schmelzendem Käse das Haus, überdeckt alle anderen Gerüche und lockt uns an wie Sirenengesang. Helen pfeift uns von der Küche aus herbei, und Ereka führt die kleine Schlange durch die Küchentür an. Auf dem langen Holztisch präsentieren sich sechs Pizzas mit riesigen Oliven, Flecken von zerlaufenem Gorgonzola, halbmondförmigen Artischocken und Salamikreisen, zwischen denen sich Steinpilzhäufchen und geröstete Pinienkerne

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