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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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ihre Hunde nach einem. Die Lady von Shalott  – welch ein Meisterwerk. Die arme Frau, die ihren magischen Stoff aus den Bildern im Spiegel ihres Turmzimmers webt. Nicht gerade aufmunternd, aber den Romantikern ging es auch nicht um Selbstmotivation. Ich warte. Der Hund kommt mit dem Tannenzapfen im Maul zurückgetrottet und lässt ihn mir erneut vor die Füße fallen.
    »Du musst mich jetzt in Ruhe lassen.«
    Tennyson knurrt den Tannenzapfen an und stupst ihn mit der Nase näher zu mir hin.
    »Mach einfach dein Geschäft und komm wieder rein. Und ja keine Dummheiten.«
    Tennyson folgt mir mit dem Tannenzapfen im Maul zum Haus, als wäre ich seine beste Freundin. Er erinnert mich an Jonathan Horris, von dem ich mich sanft und schonend trennen wollte. Stattdessen habe ich ihn praktisch vernichtet. So ist das eben mit Hunden und Männern – sie glauben, wir würden uns nur ein bisschen zieren, wenn wir nein sagen.

    In der Küche mache ich erneut einen Bogen um den Hundehaufen. Ich koche eine Kanne Kaffee und suche ein Tablett, ein paar Becher und die fettarme Milch zusammen.
    Tennyson beobachtet mich.
    »Keine Ahnung, was du zum Frühstück bekommst. Da wirst du wohl auf Virginia warten müssen.«
    Ich werfe einen raschen Blick in den Korb, den Virginia gestern Abend hereingebracht hat. Ein Päckchen Mehl und Hefe. Kein Hundefutter. Sie muss ziemlich eilig aufgebrochen sein.
    Im Kühlschrank stehen Pizzareste, Joghurt, Tiramisu, Sahne, Butter und mein Gemüse. Ich würde dem Hund ja gern den Gefallen tun, aber ich bin ziemlich sicher, dass er nichts davon essen sollte. Bones hat erst neulich eine ganze Tafel Lindt-Schokolade von der Küchentheke geklaut und gefressen, und sie mussten ihm den Magen auspumpen. Der Tierarzt hat Helen gewarnt: »Hunde können an Schokolade sterben«, was bestimmt nur eine kleine Übertreibung für »sich den Magen verderben« ist, denn das kann nach einer Lindt-Orgie jedem passieren. Ich habe schon von Hunden gehört, die Putzmittel, Eidechsen, Spinnen, ihr eigenes Erbrochenes sowie das anderer Hunde gefressen und es überlebt haben, da wird so ein bisschen Zucker … also, ehrlich.
    Eine Artischocke ragt von einem Pizzastück unter der Frischhaltefolie auf und bietet sich mir geradezu an. Ich ziehe die Folie ab und stecke mir die Artischocke in den Mund. Tennyson wedelt mit dem Schwanz.
    »Nichts für dich«, sage ich.
    Ich öffne die Frischhaltefolie noch ein bisschen weiter. Ein Stück Pizza. Mehr nicht. Entschlossen ziehe ich die Folie wieder fest über den Teller und schließe den Kühlschrank. Ich habe seit fünf Jahren keine Pizza mehr gegessen. Schon gar nicht kalte. Travis hatte immer warme Hände. Meistens legte er sie mir über der Hüfte auf den Rücken, ließ sie nach vorn wandern und umfing meine Brüste. Dann strich er mir das Haar beiseite und knabberte an meinem Nacken, bis ich ihn über die Schulter mit kalter Pizza fütterte, nachdem wir uns stundenlang geliebt hatten. Peperoni-Schinken. Mexicana, mit Chili. Hawaii mit extrascharfen Peperoncini. Eine Pizzakarte ist für mich wie ein Porno.
    Tennysons wedelnder Schwanz klopft auf den Boden und holt mich in die Gegenwart zurück. Er schaut mich so flehentlich an, dass ich es nicht aushalte.
    »Schon gut, schon gut«, sage ich. Gibt es denn nicht ein einziges Wochenende, an dem ich keine persönlichen Opfer bringen muss? Ich öffne meine kostbare Dose Thunfisch in Quellwasser – meine einzige Absicherung gegen ein Mittagessen mit einer Million Kalorien. Dann sehe ich zu, wie Tennyson alles aufisst. Wenn man Ausfallschritte macht, während man kalte Pizza isst, verbraucht man die Kalorien vielleicht schon bei der Aufnahme. Der Hund schlabbert sogar das Quellwasser auf. Ich glaube, für ihn ist heute Weihnachten.
    »Das ist aber das Letzte, was ich für dich tue, verstanden?« Ich lecke mir die Finger ab.
    Mein Blick fällt wieder auf den Hundehaufen. Auf einmal muss ich an Maeve denken, deren Schwester, die dumme Gans, ein Gehirnaneurysma bekommen hat und tot umgefallen ist. Vielleicht hat sie sich auch gerade eine Tasse Kaffee gekocht, wie ich jetzt. Oder darüber nachgedacht, was sie einkaufen sollte oder wie lange ihr Anwohner-Parkausweis wohl noch gültig sei. Maeve hat dieses eingesaute, hungrige Baby in die Arme genommen, als wäre es ihr eigenes. Sie hat es gewaschen und gefüttert und geliebt. Ich beuge mich vor und streichle Tennyson. Sein Frauchen liegt im Sterben.
    »Du weißt schon, dass deine Zukunft

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