Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Schulter, das wie ein deformierter Schmetterling aussieht. Ich kam mir vor wie eine Lustmörderin. Ohne meine Lust, die seine spiegelte und sie willkommen hieß, ging sie in einsamer Verbannung zugrunde. So ist das, wenn man sich verzehrt. Dass mir seine sexuellen Avancen so sehr fehlen würden, hätte ich nicht erwartet. Sogar jene, die ich abgewehrt hatte.
Ich versuchte, mich wieder für ihn zu interessieren. Ich wollte mich für ihn interessieren. Aber »es« war einfach nicht mehr da. Wenn ich doch einmal Lust verspürte, beließ ich es bei einem stillen Quickie mit mir selbst. Natürlich wusste ich, dass ihn das am allermeisten verletzen würde. Dass ich einen Orgasmus an mich allein verschwendet hatte. Aber so habe ich das nie betrachtet. Als ich noch allein lebte, brachte ich viele glückliche Stunden damit zu, nur für mich ein kompliziertes thailändisches Gericht mit Zutaten zu kochen, die ich im Laden eigens vorbestellen musste. Das findet Frank genauso unverständlich, wie wenn ich mir selbst Blumen kaufe. (Wenn ich mir keine Blumen kaufe, lieber Frank, wer sollte es dann tun?) Als er noch allein lebte, fand er, dass er sich Mühe machte, wenn er eine Dose Bohnen aufwärmte. Wenn man etwas Nettes für sich selbst tut, fühlt man sich nie zu wenig wertgeschätzt.
Für Frank, das muss ich dazusagen, ist Masturbation ein Eingeständnis persönlichen Versagens. Er findet sie ebenso traurig wie Obdachlosigkeit oder keine Freunde zu haben. Sie ist etwas für Loser und Leute, die »es sonst nirgends bekommen«. Ich kann nur vermuten, dass es ihn daran erinnert, wie es war, als pickeliger Teenager nirgendwo sonst Erleichterung zu finden.
Woher seine Einstellung zum Thema Selbstbefriedigung auch stammt, ich teile sie nicht. Für mich ist Masturbation wie ein Drive-in: schneller und praktischer. Sie ist einmalig effektiv, weil die verwöhnende Person genau weiß, was der verwöhnten Person Genuss verschafft. Zweitens besteht nie die Gefahr, mittendrin einzuschlafen, was schon mal passieren kann, wenn man todmüde ist und der Partner zu lange braucht. Nicht zuletzt – und das ist das beste Argument für die Selbstbefriedigung – braucht man sich keine Vorwürfe zu machen, dass man jemanden enttäuscht hätte oder, noch schlimmer, nicht scharf genug wäre, falls einem mal ein bereits sicher geglaubter Orgasmus durch die Finger schlüpft. Abgesehen davon muss man nie einen vorspielen – nicht, dass ich das bei Frank je getan hätte, ich will es nur erwähnt haben.
In die Zeit der Flaute zwischen mir und Frank fällt dieser kleine Facebook-Flirt mit einem Exfreund, der mir eine private Nachricht geschickt hatte: Du hast »es« immer noch. Nur weil ich wusste, dass ein anderer Mann mich begehrenswert findet, wollte ich wieder mit Frank schlafen. Unser Verstand verhält sich in dieser Hinsicht wie ein kleines Flittchen, anders kann man es nicht sagen. Frank stellte keine Fragen. Ich glaube, er war einfach nur dankbar, dass meine Vagina noch funktionierte. Dann wollte er unbedingt eine Vasektomie, und danach ging es in unserem Bett zu wie in den Flitterwochen. Nach acht Jahren Sex mit Kondom war ein nackter Penis für mich, na ja, ungefähr so wie kalte Pizza nach etlichen Monaten Sellerie und Hüttenkäse.
Doch dann breiteten sich die Myome aus und quetschten meine Innereien zusammen. Ich war wie übervoller Koffer, der jederzeit aufplatzen könnte, wenn sich noch etwas hineinzuzwängen versucht. Meine Libido erlahmte wieder, und eine neue Trockenzeit begann. Der arme Frank. Er fing an, bis spätnachts fernzusehen und Scrabble auf Aarons Nintendo DS zu spielen.
Nachdem die Myome entfernt worden waren, schwor ich mir, aktiv an unserem Liebesleben zu arbeiten. Ich las Bücher, machte mir Notizen. Ich fuhr sogar in die Oxford Street und schlich mich in einen Erotikladen, wo ich mich eine Stunde lang von Fred beraten ließ. Der war zwar alt genug, um mein Großvater sein zu können, hatte jedoch ein paar sehr hilfreiche Empfehlungen parat, was Outfits und Equipment betraf. Ich bezahlte das Sexspielzeug mit Franks Kreditkarte und deklarierte es als »Investition in unsere Beziehung«. Ich bin grundsätzlich offen für Neues, etwas anderes kann man wirklich nicht behaupten. Die Bücher rieten zu Rollenspielen. Also schlug ich Frank vor, mich wie eine billige Prostituierte zu vögeln – meinetwegen auch wie eine teure, wenn ihm das lieber sei. Ich hatte befürchtet, er könnte schockiert sein, aber er stieg ganz
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