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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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ihn.
    Damit ein Amerikaner seine Staatsbürgerschaft ablegen kann, muss er in Anwesenheit eines amerikanischen Diplomaten einen schriftlichen Eid unterzeichnen. Dies muss im Ausland geschehen, üblicherweise in einer US-Vertretung.
    Bobby schrieb an die US-Botschaft in Tokio, man möge einen Diplomaten schicken, damit er seinen Verzicht auf die amerikanische Staatsbürgerschaft erklären könne. Aber niemand kam. Er wandte sich sogar Hilfe suchend an Außenminister Colin Powell. Keine Antwort. Schließlich schrieb Bobby einen zweiten Brief an die US-Botschaft in Tokio. Wieder verlangte er, dass jemand vorbeikäme – und für den Fall, dass das nicht geschah, schickte er seinen schriftlichen Verzicht auf die amerikanische Staatsbürgerschaft gleich mit. Es kostete Bobby offenbar keine größere Überwindung, sich endgültig von seiner Heimat loszusagen. Ihm kam es allein darauf an, schnell wieder freigelassen zu werden. Der Text:
    Ich heiße Robert James Fischer und bin amerikanischer Staatsbürger. Ich wurde am 9. März 1943 in Chicago, Illinois, geboren. Mein amerikanischer Pass hat(te) die Nummer Z7792702 und wurde von der US-Botschaft in Bern (Schweiz) ausgestellt. Ausstellungsdatum ist der 24. Januar 1997, er ist gültig bis 23. Januar 2007. Ich, Robert James Fischer, verzichte hiermit unwiderruflich und dauerhaft auf meine amerikanische Staatsangehörigkeit und alle damit angeblich verbundenen Rechte und Privilegien.
    Die Vereinigten Staaten haben diesen Verzicht auf die Staatsangehörigkeit nie anerkannt, in den Augen der amerikanischen Behörden blieb Fischer US-Bürger.
    Parallel hatten Suzuki und Bosnitch vor Gericht den Antrag gestellt, Bobby als politischen Flüchtling zu betrachten und ihm in Japan Asyl zu gewähren. Ihre Argumentation lautete, die Vereinigten Staaten verfolgten Bobby allein aus politischen Gründen, wegen seiner Äußerungen zum 11. September. Der Antrag wurde abgelehnt. Bobbys Verteidiger stellten weiter den Antrag, das Auslieferungsersuchen der Vereinigten Staaten abzulehnen und den Abschiebungsbeschluss der japanischen Einwanderungsbehörden aufzuheben. Auch das wurde abgelehnt. Inzwischen saß Bobby seit über einem Monat in Haft und hielt es kaum mehr aus. Er ließ in den verschiedensten Ländern anklopfen, ob man ihm politisches Asyl gewähren wolle:
    Deutschland  – Bobby brachte vor, sein Vater Hans Gerhardt Fischer sei Deutscher gewesen, weshalb ihm automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft zustehe. Es gab allerdings ein Problem: Bobby leugnete den Holocaust, was in Deutschland unter Strafe steht. Es drohte ihm also gleich wieder Haft.
    Kuba  – Fischer kannte Fidel Castro persönlich und wusste um dessen Anti-Amerikanismus, deshalb hoffte er auf die Karibikinsel. Nada.
    Nordkorea  – Das vielleicht amerikafeindlichste Land der Welt. Das Problem: Miyoko hielt es auch für das übelste Land weltweit und kündigte unmissverständlich an, nicht einmal auf Besuch dorthin zu fahren.
    Libyen  – Das politische Irrlicht Muammar al-Gaddafi suchte Anfang des 21. Jahrhunderts gerade die Aussöhnung mit den Vereinigten Staaten und würde nicht riskieren, Präsident Bush zu verärgern.
    Iran  – Nach persischer Auffassung war Bobby Jude: kein Interesse.
    Venezuela  – Das Gesuch wurde ohne Angabe von Gründen abgelehnt.
    Schweiz  – Das Land war zwar politisch neutral, doch Bobbys Antisemitismus war nicht akzeptabel.
    Montenegro  – Dort trug man ihm noch seine Nähe zu dem Anlagebetrüger Vasiljevic nach, der so viele Bürger um ihr Geld gebracht hatte.
    Philippinen  – Erstaunlicherweise suchte Bobby gerade hier, wo man ihn in Schachzirkeln verehrte und wo er soziale Bindungen hatte, nicht ernsthaft um Asyl nach. Die Gründe: Er ärgerte sich darüber, dass man Präsident Estrada abgesetzt hatte, »illegalerweise«, wie er fand. Außerdem schreckte er vor der seiner Ansicht nach wachsenden Kriminalität und Korruption in Manila und sogar Baguio zurück. Er hielt sich zwar gern dort auf, wusste aber nicht recht, ob er dort wirklich Asyl beantragen oder erhalten wollte.
    Island  – Das war’s! Fischer galt auf der Insel noch immer als Held. Er hatte die Augen der Weltöffentlichkeit auf die Nation gelenkt, als er 1972 in Reykjavik den Titel erspielte. Fischer seinerseits mochte die Isländer, weil sie ihn verehrten und gleichzeitig seine Privatsphäre achteten. Wichtiger noch: Island schien durchaus geneigt, ihm Asyl anzubieten.

    Man spürte Saemi Palsson,

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