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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Außenminister David Oddsson schriftlich um die Genehmigung, sich im Land niederzulassen. Sie wurde sofort gewährt. Doch dem japanischen Gericht reichte das nicht. Wenn ein Land Fischer indes die Staatsbürgerschaft antrug, erklärte es, würde man eine Abschiebung in dieses Land erwägen. Mittlerweile erließ das Bezirksgericht Tokio die Verfügung, den Prozess der Abschiebung zu stoppen. Ein Passvergehen, so das Gericht, reiche nicht für eine Abschiebung. Allerdings war die Sache damit noch nicht endgültig erledigt. Bis zu einem rechtsgültigen Urteil konnte noch ein ganzes Jahr vergehen. Doch Bobby war jetzt schon emotional am Ende.
    Fischers Berater ermunterten ihn, einen Brief an das Althing zu schreiben, Islands Parlament. Hier Auszüge seines zweiseitigen Gesuchs:
    Ushiku, Japan, 19. Januar 2005
    Althing
    150 Reykjavik
    Island
    Hochverehrte Abgeordnete des Althing,
    ich, Robert James Fischer, danke der isländischen Nation zutiefst für die Freundschaft, die sie mir erwiesen hat, seit ich vor vielen Jahren hier um die Schachkrone kämpfte – und sogar schon vorher …
    In den letzten sechs Monaten wurde ich gewaltsam und widerrechtlich in Japan festgehalten, unter dem völlig falschen und lächerlichen Vorwurf, ich wäre am 15. April 2004 mit einem ungültigen Pass nach Japan eingereist und hätte am 13. Juli 2004 versucht, das Land mit einem ungültigen Pass zu verlassen. Seit meiner Verhaftung hat sich meine Gesundheit stetig verschlechtert, die letzten zwei Monate litt ich unter ständigen Schwindelgefühlen …
    Als die Beamten am Flughafen Narita mich brutal und gewaltsam »verhafteten« … wurde ich ernsthaft verletzt und beinahe umgebracht. Außerdem dient es gewiss nicht meiner Gesundheit, dass man mich hierher nach Ushiku verschleppt hat, das nur 66 Kilometer vom leckenden Atomkraftwerk Tokaimura (dem Tschernobyl Japans!!) entfernt liegt. Erst am 14. Oktober 2004 kam es dort wieder zu einem Zwischenfall! …
    Weder japanische noch amerikanische Behörden haben sich bemüßigt gefühlt, den krass illegalen Akt meiner Festsetzung zu rechtfertigen. Offenbar halten sie sich strikt an Disraelis Rat, »Beschwer dich nie, erklär dich nie!«.
    Aufgrund oben genannter Umstände möchte ich daher das Althing förmlich bitten, mir die isländische Staatsbürgerschaft zu gewähren. Das würde mir erlauben, die Einladung, mich in Island niederzulassen, auch wahrzunehmen, die Ihr Außenminister, Mr. David Oddsson, mir gegenüber freundlicherweise aussprach.
    Mit größtem Respekt
    BOBBY FISCHER
    Während Bobbys Haft brachten nur die Besuche Miyokos und seiner Anwälte ein wenig Abwechslung. Ansonsten langweilte er sich zu Tode, außerdem rumorte es gewaltig in ihm. Aus seiner Einsamkeit und seiner Verwirrung flüchtete er sich in Telefonate – das Wachpersonal erlaubte ihm, aus seiner Zelle unbegrenzt R-Gespräche zu führen. Er telefonierte ausgiebig mit Palsson, später auch mit Gardar Sverrisson, dem Politikwissenschaftler im RJF-Komitee. Diese Gespräche mit Gardar bedeuteten Bobby viel, weil sie ihn von seiner misslichen Lage ablenkten. Dabei freundeten die beiden sich an und diskutierten lebhaft über Politik, Religion und Philosophie, nicht immer nur über seine Haftumstände und den nächsten juristischen Winkelzug. Als Bobby erfuhr, dass Gardar Katholik war, löcherte er ihn mit theologischen Fragen.
    Auch mit Richard Vattuone unterhielt er sich ausführlich über den katholischen Glauben. Der Anwalt aus San Diego half Bobby in seinen juristischen Grabenkämpfen, besuchte ihn im Gefängnis und schenkte ihm The Apostle of Common Sense , ein Buch über den Schriftsteller C. K. Chesterton. Bobby las das Buch zumindest teilweise und unterhielt sich mit Vattuone über Religion und Chesterton, der zum Katholizismus konvertiert war.
    Wenn Miyoko zu Besuch kam, musste sie oft warten, bis Bobby seinen vorherigen Besucher – etwa Suzuki oder Bosnitch – verabschiedet hatte, weil immer nur ein Besucher gleichzeitig erlaubt war. Und die Besuchszeiten waren begrenzt. Außerdem musste Fischer jeweils durch 16 verschlossene Türen, bis er den Besuchsraum erreichte. Dort unterhielt man sich dann durch eine gläserne Trennscheibe hindurch, als säße er in einem Hochsicherheitstrakt und nicht in einer Haftanstalt für illegale Einwanderer.
    Drei Mitglieder des RJF-Komitees – Einarsson, Thorarinsson und Sverrisson – reisten auf eigene Kosten nach Japan, um vor Ort für Fischers Freilassung zu kämpfen.

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