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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Fischers ehemaligen Leibwächter, in Nordspanien auf, wo er seine Winter verbrachte. »Saemi, hier spricht Bobby. Ich brauche deine Hilfe. Ich bin Gefangener in Japan und will in Island Asyl bekommen. Kannst du mir helfen?«
    Saemi, ein Ex-Polizist und Schreiner, der in seiner Jugend als Rock-’n’-Roll-Tänzer berühmt gewesen war und das Publikum mit Twist-Darbietungen begeistert hatte, tat für seine Freunde alles. Außerdem hatte er ein instinktives Gespür für Selbstvermarktung. Obwohl er Bobby 32 Jahre lang nicht gesehen hatte, trommelte Saemi bei isländischen Spitzenpolitikern, Topmanagern und Schachfreunden um Unterstützung für ihn. Dann setzte er sich in ein Flugzeug nach Japan.
    Während Palsson noch in der Luft war, traf sich eine Gruppe standhafter Isländer in Reykjavik und besprach die Möglichkeiten für Fischers Rettung. Man bildete ein Komitee namens »RJF« (Bobbys Initialen), angeblich ein Akronym für »Rights, Justice, Freedom« (Rechte, Gerechtigkeit, Freiheit).
    Zwar hatten auch die Isländer Bobbys Tiraden aufs Schärfste missbilligt, andererseits waren viele der Ansicht, dass man niemandem den Mund verbieten dürfe. Außerdem fühlte die Nation sich ihm verpflichtet. Fischer hatte dem Land 1972 die Ehre erwiesen, dort zu spielen, und jetzt brauchte er Beistand.
    Alle Mitglieder des Komitees waren hoch angesehene Bürger und ­Schachenthusiasten: Guðmundur Thorarinsson (ehemaliges Parlamentsmitglied und der Cheforganisator des Titelkampfes 1972), Magnus Skulason (Psychiater), Gardar Sverrisson (Politikwissenschaftler), Helgi Olafsson (Großmeister) und Einar Einarson (Bankchef). Über fünf Monate traf sich die Gruppe, um ihre Lobbyarbeit bei der isländischen Regierung zu organisieren. Sie legte auch bei der amerikanischen und der japanischen Botschaft in Reykjavik Protest gegen Fischers Verhaftung ein. In einem Brief an die japanische Botschafterin in Island, Fumiko Saiga, hieß es:
    Wir fühlen uns verpflichtet, unserer tiefen Bestürzung und Sorge angesichts der grotesken Verletzung von [Fischers] Menschenrechten und internationalem Recht Ausdruck zu verleihen … Wir protestieren gegen Ihr Vorgehen in dieser Angelegenheit in schärfstmöglicher Form und erbitten die sofortige Freilassung Robert J. Fischers.
    Palsson besuchte Fischer auch im Gefängnis und traf sich mit einigen Behördenvertretern zu inoffiziellen Gesprächen. Die Tatsache, dass ein Vertreter Islands auf der Bildfläche erschienen war – auch wenn Saemi nicht in offiziellem Auftrag sprach –, verlieh Bobbys Behauptung, das Land erwäge, ihm Asyl zu gewähren, größere Glaubwürdigkeit.
    Leider torpedierte Bobby die Bemühungen seiner Freunde immer wieder. So gab er zum Beispiel vom Münztelefon des Gefängnisses aus weiterhin Interviews, die sofort ins Internet gestellt wurden. Das meiste Gift verspritzte er gegen Juden (»absolute Schweine«), in seinen Aussagen gegen Amerika hielt er sich immerhin ein wenig zurück. Er ätzte zwar noch immer (»Das ganze Land hat keine Kultur, keinen Geschmack; die Umweltverschmutzung ist arg.«), aber nicht mehr so krass wie zuvor. Dennoch machte er beim US-Justizministerium damit bestimmt keine Punkte gut.
    Dann kündigte Bobby an, er werde seine langjährige Partnerin Miyoko Watai heiraten. »Vielleicht ist das nur ein Bauernopfer«, erklärte sie gegenüber der Presse. »Doch im Schach verwandelt sich ein Bauer manchmal in eine Dame. Bobby-san ist mein König, und ich werde seine Dame.« Wenig später wurde das Paar in einer privaten Zeremonie im Gefängnis getraut. John Bosnitch fungierte als Zeuge. Doch war die Eheschließung auch rechtskräftig? Ein gutes Jahr später fragte ein Reporter Miyoko, ob sie Fischer tatsächlich geheiratet habe. Sie sagte: »Darauf möchte ich nicht antworten. Über Privatangelegenheiten schweige ich lieber.« Sofort unterstellten die Medien, die angebliche Hochzeit sei nur ein Trick gewesen, um Fischer freizubekommen und ihm ein Aufenthaltsrecht in Japan zu verschaffen. Suzuki protestierte: »De facto haben die beiden schon vorher als Eheleute zusammengelebt. Jetzt sind sie offiziell verheiratet. Ich kenne kein hingebungsvolleres, leidenschaftlicheres Paar.« Miyoko formulierte es nüchterner: »Vor seiner Verhaftung waren wir zufrieden mit unserem Leben. Die Heirat hilft vielleicht, eine Abschiebung zu verhindern und ihm eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für Japan zu verschaffen.«
    Auf Anraten des RJF-Komitees bat Fischer Islands

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