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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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können. Für den Dichter Robert Frost bedeutete Bildung: »So lange dabeizubleiben, bis man’s kapiert hat.« Vielleicht hatte der 13-jährige Bobby genau diesen Punkt erreicht.

    Nur zwei Wochen nach Bobbys Triumph in Philadelphia fand in Oklahoma City die American Open statt. Dieses Turnier zog ungleich mehr Teilnehmer an, darunter einige der besten Spieler Kanadas und der USA.
    Bobby machte sich zwar keine Hoffnung auf einen Spitzenplatz, brannte aber darauf, sich in einem starken Teilnehmerfeld zu beweisen. Ihm war bewusst, dass Wettkämpfe gegen bessere Spieler ihm dabei halfen, sein Spiel zu verbessern. Doch Regina stellte sich quer. Sie fürchtete, drei Turniere innerhalb von zwei Monaten seien zu viel für den Jungen. Außerdem konnte sie sich unmöglich freinehmen, um ihren Sohn ins ferne Oklahoma zu begleiten. Und allein wollte sie ihn keinesfalls fahren lassen.
    Doch Bobby blieb stur. Schließlich sei er allein nach Nebraska gefahren, argumentierte er, warum solle er da nicht nach Oklahoma dürfen? Widerwillig gab Regina nach. Doch woher sollte das Geld für die Spesen kommen? Regina überredete Maurice Kasper vom Schachclub Manhattan, Bobby einen Reisekostenzuschuss von 125 Dollar zu geben. Danach rief sie bei der Turnierleitung an und bat, Bobby in einer Gastfamilie unterzubringen, damit er sich die Kosten fürs Hotel sparte. Die Frau eines Spielers erklärte sich bereit, den Jungen aufzunehmen und zu verköstigen. Um noch etwas Geld für die Reise zusammenzukratzen, veranstaltete Bobby einen Simultanschach-Schaukampf in der Eingangshalle des YMCA Jersey City. Er trat gegen 21 Gegner gleichzeitig an, von denen fast jeder einen Dollar Teilnahmegebühr bezahlt hatte (zwei durften gratis mitspielen). Das Ergebnis: 19 Siege, ein Remis, eine Niederlage und 19 Dollar Reingewinn. Regina steuerte auch noch ein wenig Geld bei, dann ging’s nach Oklahoma.
    Die American Open war das mit Abstand am stärksten besetzte Turnier, an dem Bobby je teilgenommen hatte. Es fand im Oklahoma Biltmore Hotel statt, einem palastartigen Bau, der in der tiefsten amerikanischen Provinz total deplatziert wirkte. Nur die Indianer- und Büffelbilder an den Wänden erinnerten die Teilnehmer daran, dass sie sich im ehemaligen Wilden Westen befanden.
    Bobby war noch immer klein für sein Alter, er sah aus wie neun oder zehn. Entsprechend großes Aufsehen erregte er bei dem Turnier. Das örtliche Fernsehen interviewte ihn zweimal, Zeitungen und Zeitschriften schrieben über ihn, um seinen Spieltisch scharten sich die Zuschauer. Ständig wetterleuchteten die Blitze der Fotografen.
    102 Spieler nahmen an dem Turnier teil, das über zwölf Runden gehen und zwei Wochen dauern würde. Bobbys Gegner gehörten nicht direkt zu den stärksten, aber auch nicht zu den schwächsten Teilnehmern. Er trotzte mehreren Meistern ein Remis ab, schlug einige Experten (der Rang unterhalb des Meisters), blieb immer hoch konzentriert und verlor kein einziges Spiel – Rekord für einen 13-Jährigen bei den US Open! Am Ende teilte er sich mit vier anderen den vierten Platz und lag nur einen Punkt hinter dem Sieger, Arthur Bisguier (einem Vereinskameraden beim Schachclub Manhattan). Nach dem Turnier errechnete der amerikanische Schachbund für Bobby eine fabelhafte Wertungszahl von 2375. Das trug Bobby den Titel eines Meisters ein und katapultierte ihn auf Rang 25 der nationalen Bestenliste. Nie war jemand in den Vereinigten Staaten oder sonstwo derart schnell in die Spitze aufgestiegen.

    Es war Ende August, und Bobby war nach seinem Erfolg in Oklahoma nach Montreal gereist. Erneut hatte Regina eine private Übernachtungsmöglichkeit für ihn organisiert, diesmal bei der Familie von William Hornung, einem Unterstützer des Turniers. Das Feld des Canadian Open Schachturniers umfasste 28 Teilnehmer und war vielleicht noch stärker als das der American Open ein paar Wochen zuvor.
    Die gesamte kanadische Schachelite gab sich ein Stelldichein, außerdem hatten ein paar junge und enorm starke Amerikaner die Grenze überquert, um im Norden zu spielen. Wie gewohnt war Bobby der jüngste des New Yorker Kontingents, zu dem außerdem Larry Evans, William Lombardy und James T. Sherwin gehörten. (Zwischen den Turnierrunden spielte Sherwin zehn Blitzpartien hintereinander gegen Bobby – und verlor jede einzelne. »Da verstand ich, dass er mir haushoch überlegen war«, erinnerte sich Sherwin.)
    Bobbys Viertrundenpartie dauerte spektakuläre 108 Züge, ein echter

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