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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Königsindischen Verteidigung, die ist viel besser als die von dir gewählte.« Collins vertraute eher auf eine Art Osmose. Der Internationale Meister James T. Sherwin, ein New Yorker, der sowohl Fischer als auch Collins gut kannte, kommentierte Bobbys abschätzige Bemerkung über Collins so: »Nun, ich finde das ein bisschen anmaßend. Er muss das in einem Augenblick der Arroganz gesagt haben. Bobby muss von Collins gelernt haben. Beispielsweise spielte Jack immer die Sizilianische Verteidigung, und dann fing Bobby auch damit an. Bobby wollte mit seiner Bemerkung wohl ausdrücken: ›Ich bin der Größte. Niemand hat mir je was beigebracht, mein Talent habe ich von Gott.‹ Ich finde das unreif. Ich denke, Jack half Bobby im mentalen Bereich; er lehrte ihn Entschlossenheit, Durchhaltevermögen, Siegeswillen.«
    Wie Nigro störte sich auch Collins an Bobbys Marotte, das Spiel zu verzögern und selbst über offensichtliche Züge ewig nachzugrübeln. Um dem Jungen diese gefährliche Unart auszutreiben, bestellte Collins in Deutschland eine spezielle Schachuhr mit Zehn-Sekunden-Timer. Er zwang Bobby, mit dieser Uhr zu spielen. So gewöhnte sich Bobby daran, schneller zu denken und zu ziehen.
    Collins sagte selbst, er habe Bobby nie im eigentlichen Sinn etwas beigebracht. Vielmehr »entspringen Genies wie Beethoven, Leonardo da Vinci, Shakespeare und Fischer aus Zeus’ Haupt. Sie scheinen vorprogrammiert, sie wissen, bevor man sie lehrt.« In Collins’ Augen war Bobby Fischers Talent also tatsächlich gottgegeben, angeboren. Collins fand, er habe Bobby lediglich auf seinem Weg begleitet, ihn ermutigt und behutsam gefördert. Doch egal, ob man Collins nun als Bobbys Lehrer sehen will oder nicht, auf jeden Fall war er ihm ein loyaler Freund.

    Fischer, der viel später für judenfeindliche Sprüche berüchtigt werden sollte, betonte stets, seine Mutter sei zwar Jüdin gewesen, er habe aber nie religiöse Anleitung bekommen. Es ist unklar, ob Bobby um seinen 13. Geburtstag am 9. März 1956 an einer jüdischen Bar-Mizwa-Zeremonie teilgenommen und in der Synagoge aus der Thora vorgelesen hat. Sein Schachfreund Karl Burger erinnerte sich, Bobby Fischer habe als Zwölfjähriger erzählt, »auf die Bar Mizwa zu lernen«. Ein weiteres Indiz dafür, dass Bobby sich der Zeremonie unterzogen hatte, lieferte er spät im Leben selbst. Er schenkte seinem ungarischen Freund, dem Großmeister Pal Benko, eine alte Schachgarnitur samt Schachuhr. Bobby verriet Benko, er habe sie als »Bar-Mizwa«-Geschenk bekommen.
    Möglicherweise hatte Bobby die Geschenke schlicht zum 13. Geburtstag bekommen, und es fand wirklich keine rituelle Aufnahme des Jungen in die Welt der Erwachsenen statt. (Möglicherweise spielten wieder mal die knappen Familienfinanzen eine Rolle; normalerweise besuchen Jungen ein Jahr lang kostenpflichtigen Unterricht, um sich auf das Ritual vorzubereiten.)
    Im Alter von 13 Jahren fand Bobby vielleicht, er sei jetzt erwachsen, sein Schicksal liege allein in seinen eigenen Händen, und er müsse die Verantwortung für sein Leben übernehmen. Tatsächlich legte er plötzlich eine ungewohnte Reife an den Tag, und auch sein Spiel wurde erwachsener, resoluter.
    1956, im Alter von 13 Jahren, machte Bobbys Spielstärke einen erstaunlichen Sprung. Sein intensives Studium des Spiels, sein unablässiges Üben begannen, bemerkenswerte Früchte zu tragen. Im jährlichen Amateur-Turnier am Memorial Day im Mai belegte er noch den 21. Platz. Nur fünf Wochen später, am Wochenende um den 4. Juli, gewann er in Philadelphia die amerikanische Juniorenmeisterschaft. Erst drei Monate zuvor hatte er seinen 13. Geburtstag gefeiert.
    Viele Faktoren mögen zu dieser Leistungsexplosion beigetragen haben: die Begegnung mit Jack Collins und die zahllosen Partien, die er mit Collins und dessen Freunden (fast alle Meister) den Sommer über gespielt hatte; zuvor das Jahr starker Konkurrenz im Schachclub Manhattan; das Wissen, das Bobby sich über fast fünf Jahre aus Schachbüchern und -zeitschriften zusammengelesen hatte; ein tiefes Verständnis für das Spiel, das sich durch eine Kombination aus eifrigem Lernen, Erfahrung und Talent in seinem Hirn entwickelt hatte.
    Doch es kamen auch persönliche Elemente dazu. Die Niederlagen, die Bobby in Turnieren erlitten hatte, weckten in ihm einen trotzigen Siegeswillen. (»Allein der Gedanke an eine Niederlage ist mir unerträglich.«) Und irgendwann sah er ein, dass man Risiken eingehen musste, um gewinnen zu

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