Endstation bei Al Wheeler
sieht Ihnen ähnlich. Nicht wahr? Nun versuchen Sie
auch noch, Ihr armes, wehrloses Opfer anzuschwärzen !«
»Wehrlos ?« heulte ich. »Meine Lippen sind an mindestens drei verschiedenen Stellen
aufgeplatzt !«
»Und sehen Sie, was Sie mit
meinem Ring gemacht haben !« Sie streckte heftig ihre
rechte Hand in meine Richtung, und ich sah etwas, das wie eine Kombination aus
Rubin und Diamant in einer Fassung aus Weißgold aussah, an ihrem Mittelfinger.
»Was habe ich denn getan ?« fragte ich.
»Sie haben ihn völlig mit Blut
verschmiert«, knurrte sie. »Bäh! Ich werde ihn nie mehr tragen können, ohne an
Sie erinnert zu werden und ohne daß mir gleichzeitig übel wird !«
»Hören Sie zu«, sagte ich
heiser. »Sie haben mit der ganzen Sache angefangen, vergessen Sie das nicht! Sie sagten, Sie wüßten, warum ich Sie in
meine Wohnung eingeladen habe und warum ich nicht voranmachte und wie die Katze
um den heißen Brei herumschliche. — Stimmt’s?«
»Ja!« Sie schlug die Arme unter
der schweratmenden Brust übereinander und starrte mich an. »Was hat das mit dem
Ganzen zu tun ?«
»Was hat das... ?« Meine Stimme versagte einen Augenblick lang in völliger
Hoffnungslosigkeit. Ich wischte mir noch etwas Blut vom Kinn und versuchte es
erneut. »Nun, was würden Sie denn tun ?« fragte ich
vorsichtig. »Ich meine, wenn Sie ich wären und ein schönes Mädchen teilte Ihnen
mit, sie wüßte, Sie hätten sie in der Hoffnung in Ihre Wohnung eingeladen, um
sich dort mit ihr der Liebe hingeben zu können, und Sie sollten nun endlich
voranmachen?«
»Der Liebe hingeben ?« Sie schloß die Augen, stöhnte leise, fuhr sich dann mit
beiden Händen in ihre Hochfrisur und riß sie auseinander. »Sie Kretin !« kreischte sie. »Sie schwachköpfiger... « Sie
öffnete weit die Augen und starrte mich durch einen Nebel mordlüsterner Wut an.
»Ich dachte, Sie wollten mir einige Fragen stellen, Sie von Sex besessenes
Monstrum! Fragen über Mal Jorgans und den Mord! Das
habe ich gemeint, als ich sagte, ich wüßte, warum Sie mich hierhergebeten haben
und Sie sollten voranmachen !«
»Oh — wirklich?« Ich lächelte
sie mit glasigen Augen an. »Nun — äh — warum tun wir das dann nicht ?«
Die Frisur brach völlig in sich
zusammen, so daß das Haar nun endgültig im Medusastil herunterhing. Die graue Strähne stürzte hilflos über ihre Augen, und sie schlug
sie ungeduldig mit einem Ruck zur Seite.
»Na klar !« Sie lachte hysterisch. »Natürlich werden wir das tun! Vermutlich möchten Sie
gern, daß ich meine Unterwäsche ausziehe und mich geradewegs wieder auf die
Couch setze, während Sie sich ein paar ausgezeichnete Fragen einfallen lassen,
was ?«
Sie beugte sich plötzlich aus
der Hüfte heraus nach vorn, griff nach dem ihre Knöchel umgebenden Kleid und
zog es wieder über ihren Körper herauf.
»Ich kann Ihnen nur eins
mitteilen, Sie schleimiger Lieutenant«, knurrte sie. »Das erste, was ich morgen
früh tun werde, ist, mir eine Pistole zu kaufen; und das nächste Mal, wenn Sie
in meine Nähe kommen, kriegen Sie eine Kugel direkt zwischen die Augen !«
»Da das Ganze doch
offensichtlich ein Irrtum war«, sagte ich ohne rechte Hoffnung, »können wir
dann nicht so tun, als ob es nie geschehen wäre, und wieder von vorn anfangen ?«
»Von vorn anfangen ?« Sie starrte mich eine Sekunde lang mit wütenden Augen an.
»Sie sind wirklich unersättlich !« Das Kleid enger an
ihren umfangreichen Busen pressend, drehte sie sich auf dem Absatz um und
marschierte auf die Tür zu.
»He !« rief ich hinter ihr her. »Sie haben was vergessen !«
»Wirklich?« Sie fuhr in
tierhaft geduckter Haltung zu mir herum. »Was denn?«
»Das Ding, das Ursache des
ganzen Mißverständnisses war«, sagte ich. »Die
Kordel! Sie haben vergessen, sie...«
»Oh!« Sie blickte flüchtig an
ihrer Vorderseite hinab. »Vermutlich wollten Sie sie nicht früher erwähnen, in
der Hoffnung, das Kleid könnte erneut herunterfallen. Nun«, ihr Mund teilte
sich zu einem verächtlichen Lächeln, »ich kann Ihnen versichern, Sie Lüstling,
dafür besteht keinerlei Chance mehr !«
Um sich Nachdruck zu
verschaffen, riß sie heftig an der Kordel. Es gab einen schwachen Laut, als ob
etwas risse, und das Kleid fiel erneut als weicher Haufen um ihre Knöchel. Sie
blieb einen Augenblick mit erstarrtem Körper stehen und brach dann in Tränen
aus.
»Was ist das mit Ihnen ?« wimmerte sie im Ton absoluter Verzweiflung. »Haben Sie
ein unsichtbares
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