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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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hoch hinaus. So einer ist hier oben zwar gerade so viel wie ein Ausländer. Aber Amalia wollte damals etwas Besonderes, keinen von hier. Man kannte sie alle auswendig, das war nichts für Amalia zum Heiraten. Und sie konnte wählen. Sie waren nicht reich, wer war das schon, aber ihre Eltern hatten gut gesorgt, sie hatten Matten und Vieh, sogar ein Ross. Und Amalia verfügte über einen weiteren Vorteil, sie hatte keine Geschwister, mit denen sie das Gut teilen musste.
    Amalia wirft einen kurzen Blick in den Spiegel und bindet ihr Haar etwas strenger ums Gesicht. Da springt der Hirtenbub in den Gang. Er ist ganz rot im Gesicht und ruft:
    «Amalia, Ihr müsst kommen…!»

9. Duncan Farthing in jugendlicher Arroganz
    In der Réception warten Kamil und Sir Butterworth. Vor ihnen liegt ein Teller mit ein paar Wurstresten. Kamil sitzt schon wieder am Tisch. Sir Butterworth zupft sich den Schnurrbart zurecht, als Amalia hereinkommt. Die beiden wollen Duncan Farthing befragen, aber offenbar ist der unauffindbar.
    «Verdächtig, verdächtig», schmunzelt Kamil und handelt sich einen verächtlichen Blick von Sir Butterworth ein.
    «Ich habe ihn eben gesehen», meint Amalia, «vor einer halben Stunde war er vor dem Küchenfenster.» Sie macht eine bedeutungsvolle Pause. «Mit Giovanna Dellatorre.»
    «Wer?», fragt Sir Butterworth.
    «Na, die Nichte von den Italienern», erklärt Amalia.
    «Ach, die hübsche Kleine und der Farthing», Sir Butterworth ist erstaunt.
    «Eindeutig, Sir Butterworth, ich wollte Ihnen das nur mitteilen. Es kann uns vielleicht weiterbringen.» Amalia kann sich eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen.
    «Ja, ja», meint Sir Butterworth ungeduldig, «was ist, kommt er oder kommt er nicht? Sonst soll Zenger halt noch einmal kommen. Vielleicht weiss er etwas über diese Gerüchte.»
    Als hätte Duncan Farthing es gehört, poltert er zur Tür herein und ruft beschwingt: «Man sucht mich? Da bin ich!», lässt sich grandios auf einen Sessel plumpsen und sieht die anderen herausfordernd an.
    Amalia betrachtet den jungen Ankömmling. Vielleicht können wir diesem jungen Herrn etwas entlocken. Viel über zwanzig kann er nicht sein. Sein Gesichtsausdruck ist ein wenig steif, nur um die Augen und Wangen zeigt sich ein dauerndes, interessantes Muskelspiel, ein Reigen von Zuckungen. Dieser Mensch hat etwas vor, denkt Amalia, das sieht man. Er zeigt so viel Elan. Ein hübscher Junge. So einen Sohn hätte sie auch gerne gehabt. Aber es hat nicht sein sollen. Ein Thema, über das Amalia nicht gerne nachdenkt. Es führt zu nichts, sie hat eine Aufgabe, wie Pierre immer sagt. Und überhaupt.
    «Wie alt sind Sie eigentlich, Duncan?», fragt Amalia ihn unvermittelt.
    Er sei vorigen Monat 24 Jahre alt geworden, antwortet Duncan. So, wie er es sagt, wird klar, dass er es für das allerbeste Alter hält. Er blickt fast mitleidig in die Runde:
    »Ich denke, es ist das ideale Alter für die Bergsteigerei. Da hat man Kraft, starken Mut und weniger Angst als die älteren Herren – Sie verzeihen, Sir Butterworth.»
    Dieser verzieht keine Miene und gibt nur kühl zur Antwort: »Solange Sie nicht den Übermut an den Tag legen, der so manches Leben gekostet hat, wohlan denn. Zeigen Sie, was Sie können, wir sind gespannt auf Ihre Leistungen und Taten. Das Rennen ist offen, jeder soll nach seinen Kräften darin mitmischen. Aber, lieber Duncan, hier geht es eigentlich um ein anderes Thema, obschon, es ist dem Ihrigen verwandt. Wir möchten etwas über die Beziehungen der Anwesenden zum armen Professor McGregor erfahren. Können Sie uns da vielleicht weiterhelfen?»
    «Sicher. Aber, lieber Sir Butterworth, ich möchte doch bemerken, dass das Empire, dass unsere Queen jugendfrische, gute Ideen und Innovationsgeist braucht! Erfahrung blockiert nur die Kreativität, das Denken wird träge.»
    Sir Butterworth räuspert sich. «Wie Sie meinen. Dann können Sie uns vielleicht etwas sagen zu möglichen Konkurrenten von James McGregor – Leute, die etwas gegen ihn haben könnten. Man hört da so einiges…»
    «Aha, daher weht der Wind! Sehr gerne, da bin ich genau der Richtige! Ich meine in aller Bescheidenheit, dass das nichts wird mit Zenger und Peffirelli und Co., vom Professor in seiner aktuellen Lage einmal ganz abgesehen. Er hätte vielleicht die besten Chancen gehabt, der Professor. Aber das geht jetzt nicht mehr.»
    «Wenn Sie da nur nicht zu viel vorwegnehmen», tadelt Sir Butterworth.
    «Im Speisesaal heisst es, der McGregor

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