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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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Mal würden sie mich einlochen.
    »Ja, ja, ich habe kapiert«, seufzte ich müde und erschöpft, fast gelähmt von den Kopfschmerzen. »Ihr habt meine Entschuldigung bekommen und ich werde es nie wieder tun. Liebe Mama«, fügte ich leise hinzu.
    »Verdammt nochmal, Hannis, jetzt nimm dich aber in Acht«, sagte der Vorgesetzte wütend. »Wir wollen keinen Ärger mehr mit dir haben. Wenn du anderer Meinung bist, musst du umdenken.«
    Er ging hinter dem Schreibtisch auf und ab, während Karl auf der anderen Seite saß und mit den Beinen baumelte. Er schaute auf seine Schuhe hinab, aber mir schien, als sähe ich ein Lächeln in seinen Mundwinkeln.
    »Ich finde es nur merkwürdig, dass ihr Sonjas und Hugos Tod nicht weiter untersucht. Sie ist vom Støðlafjall gestürzt und einen Monat später fällt er die Kellertreppe hinunter und bricht sich das Genick. Beides Zufälle?«
    »Ich kann nichts Merkwürdiges daran entdecken«, unterbrach mich Karl. »Es ist mehr als wahrscheinlich. Sonja hatte zu viel gebechert und ist abgestürzt. Dass der Körper so weit gefallen ist, bevor er aufprallte, kann alle möglichen Gründe haben. Einen Aufwind zum Beispiel. Und an der Tatsache, dass Hugo die Kellertreppe hinunterpurzelt und so unglücklich fällt, dass er sich den Hals bricht, daran ist auch nichts Außergewöhnliches. Er hat gern das eine oder andere Glas gekippt und in den letzten Jahren war er selten nüchtern. An keinem der beiden Todesfälle ist etwas Auffälliges. Und ich kann zwischen den beiden auch keinen Zusammenhang erkennen. Nichts plus nichts ergibt … nichts.«
    Er hatte sich warm geredet bei dem Versuch, mich davon zu überzeugen, dass alles ganz normal vor sich gegangen war. »Und es gibt keinen Grund, dass du herumläufst, dir alles Mögliche einbildest und die Dinge verdrehst.«
    »Dann war die Person, die mich oben in Hugos Zimmer niedergeschlagen hat, vielleicht auch eine Einbildung? Und das Versteck? Und was ist mit gestern Abend?«
    Der ältere Kriminalbeamte sah mich müde an. Er wollte nicht mehr. »Unserer Einschätzung nach war es ein Einbruch. Es spricht sich schnell rum, wenn jemand tot ist, und es gibt eine ganze Menge Halunken in dieser Stadt, die auf eine solche Idee kommen könnten. Du bist da hineingestürmt und niedergeschlagen worden. Was das Versteck und gestern Abend angeht, so wissen wir nur das, was du uns erzählt hast.« Man konnte ihm ansehen, dass sein Vertrauen diesbezüglich nicht besonders groß war.
    Mir blieb nichts anderes übrig als zu gehen.
    Karl brachte mich zur Eingangstür. »Du musst unsere Situation verstehen. Wir haben nichts Außergewöhnliches entdeckt, und du willst, dass wir nach Mördern suchen. Wo sollen wir suchen? In welcher Richtung? Es gibt nichts, wonach wir suchen könnten. Lass Sonja und Hugo in Frieden ruhen.«
    Im selben Augenblick, als ich Karl etwas erwidern wollte, kam eine dunkelhaarige Frau vorbei. Auf unserer Höhe angekommen, blinzelte sie mir schnell zu. Ich blieb stehen, drehte mich um und schaute hinter ihr her, während sie den Flur entlangging. Es war das Mädchen mit dem Keuschheitsgürtel.
    »Guckst du den Mädchen hinterher? Ja, ja, wenn ich nicht verheiratet wäre und keine Kinder hätte …« Karl klang sehnsuchtsvoll und ironisch zugleich.

13
    Ich stand auf der Jonas Broncksgøta, arg zugerichtet, und es wäre eine Lüge zu behaupten, es ginge mir gut. Das Schlimmste hatte ich auf dem Polizeirevier abgespült, wo ich auch zwei Kodymagnyl bekommen hatte. Den Kopfschmerzen war die Spitze genommen worden, aber im Nacken und in der Wange tat es immer noch weh. Die Schmerzen sorgten dafür, dass ich nicht vergaß, dass ich zweimal an einem Tag niedergeschlagen worden war. Und keiner hatte mir erzählt, warum.
    Ein Taxi kam die Straße heruntergesaust, ich hielt es an und ließ mich zum Bladet fahren.
    Der Fahrer war in Plauderlaune. »Du warst wohl bei der Polizei?« Er sah mich im Rückspiegel an. »Das ist aber eine ordentliche Schramme, die du da an der Wange hast, was?«
    Hinter dem fragenden Tonfall war der Wunsch zu erkennen, die ganze Geschichte zu erfahren, damit er sie den anderen Kunden weitererzählen konnte. Ich hatte in den letzten zwei Stunden auf so viele Fragen geantwortet, dass mir die Neugier des Fahrers jetzt zu viel wurde. »Ja, ja«, sagte ich wie in Gedanken versunken und schaute aus dem Fenster hinaus.
    Der Fahrer, der dem Alter nach zu urteilen über langjährige Erfahrung verfügen musste, war nicht der Typ, der

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