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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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Rich Man: eine, um hinauf-, und eine, um hinunterzugehen. In dem Lied gibt es noch eine dritte, nur zum Schmuck, aber das musste die Treppe am anderen Ende des Zentrums sein.
    Die Uhr besagte, dass die Bank jetzt geöffnet hatte, und ich setzte mich langsam in Bewegung.
    Während der Zusammenkunft mit der Whiskyflasche am gestrigen Abend war mir Hugos Auto eingefallen und in dem Zusammenhang die Frage, woher er wohl das Geld dafür gehabt hatte. Vielleicht war ja gar nichts Merkwürdiges dabei, aber eine Untersuchung war es schon wert. Wie es um Sonjas finanzielle Situation stand, wusste ich nicht, und ich wollte nicht dieses spröde Frauenzimmer auf Suðuroy danach fragen, aber in dem Brief hatte Sonja Auslandsreisen erwähnt. Sie musste Geld erwartet haben. Blieb nur noch die Frage, zu welcher Bank ich gehen sollte. Gelegentlich hatte ich einen Scheck von Sonja bekommen, und ich glaubte mich zu erinnern, dass er immer von einer Filiale hier auf Trapputrøðin stammte. Es war zumindest einen Versuch wert.
    Am Schalter fragte ich gleich nach dem Filialleiter, jemand anders würde mir sowieso keine Informationen geben. Ein junges, blondes Mädchen in einem so kurzen Rock, wie ich ihn das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren gesehen hatte, fragte, ob ich einen Termin hätte. Ich sagte, dass dem so wäre, und bat sie, mir das Büro des Filialleiters zu zeigen. Ohne nachzudenken deutete sie den Flur hinunter, und bevor sie etwas sagen konnte, war ich schon auf dem Weg zur Tür.
    In der Mitte des Zimmers stand ein großer, alter Schreibtisch und an der Wand gegenüber der Tür hing ein entsprechend großes Bild der Insel Mykines, auf dem das Abschlachten der Grindwale dargestellt war. Der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, entsprach in seinen Maßen weder den Dimensionen noch der Brutalität des Gemäldes. Er war klein und dünn, blass, trug eine Nickelbrille und seine Glatze glänzte, als wäre sie poliert. Zwei kalte blaue Augen, schmal wie der Spalt einer Muschel und ebenso scharf wie diese, sahen mich an.
    »Was bilden Sie sich ein, hier einfach hereinzuplatzen?«
    »Ich brauche einige Informationen und dachte, so ginge es am schnellsten.«
    »Mir gefällt Ihr Auftreten nicht.«
    »Das spielt keine Rolle. Es ist sowieso nicht zu verkaufen.«
    Der Kopf fuhr zurück, als würde er geschlagen. Er schaute mich einen Augenblick lang an, dann fing er an zu lachen.
    »Philip Marlowe.«
    »Ja«, sagte ich. » Die Tote im See. «
    »Sieh mal an, du kennst deinen Chandler.« Aus dem Sie war ein Du geworden.
    »Das ist nicht so erstaunlich wie die Tatsache, dass ein Bankdirektor ihn kennt.«
    »Wir Bankleute lesen auch noch was anderes als Zahlen.«
    Er zog die Manschetten mit den Goldknöpfen weiter aus den Jackenärmeln, schob den Schlips gerade und sah mich über den Brillenrand hinweg an. Die Unterhaltungspause war vorbei.
    »Wir haben einen gemeinsamen Freund, aber jetzt ist nicht der Moment, über ihn zu reden. Sag mir, worum es geht und …« Er schaute auf die Uhr. »Und beeil dich ein bisschen, ich muss gleich zu einer Sitzung.«
    Ich erzählte dem Filialleiter, dass die beiden Toten meine besten Freunde gewesen waren und dass ich wissen wollte, ob die kleine Elsa etwas bekommen würde, jetzt, da ihre Mama und deren zukünftiger Ehemann tot waren. Ich murmelte etwas davon, dass ich andernfalls versuchen würde, ihr zu helfen.
    »Sie müssen wissen, dass wir eigentlich keine Auskünfte über unsere Kunden geben dürfen. Aber wenn es sich um eine Samaritertat handelt …« Er drückte ein paar Tasten seines Computers.
    »Stimmt, sowohl Sonja Pætursdóttir als auch Hugo Jensen hatten eine hübsche Summe Geld auf ihrem Konto. Mehr darf ich Ihnen wirklich nicht sagen, aber jetzt können Sie wieder beruhigt schlafen. Die Kleine ist versorgt.« Er sagte das in einem spöttischen Ton und die kalten blauen Augen schienen mich zu durchbohren. Offensichtlich hatte er kein Wort von dem geglaubt, was ich ihm erzählt hatte. Er war scharf wie ein Rasiermesser.
    Ich verabschiedete mich und eilte davon.
    Ich hatte die Bestätigung erhalten, dass Sonja und Hugo Geld auf ihren Konten hatten, während sie zuvor nie einen roten Heller besessen hatten. Hugo fuhr außerdem ein neues und teures Auto. Irgendwo mussten sie auf eine Geldader gestoßen sein, aber wo? Und ob das mit ihrem Tod zu tun hatte? Mammon und Tod wandern gemeinsam …
     
    Der Verkehr auf der R. C. Effersøesgøta strömte ohne Unterlass in beide Richtungen. Alle

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