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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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daraus folgt, ist: Warum?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Die Hitze des Feuers saß immer noch in meinem Körper und die Haut fühlte sich fiebrig an. Ich hoffte, es ergäben sich daraus nicht mehr Albträume, als ich ohnehin schon hatte.
    »Von meinem Standpunkt aus hat der Mordversuch nur einen Sinn, wenn jemand anders hinter Andreas-Petur steht. Einer, der ihn die Drecksarbeit hat machen lassen und ihn dafür bezahlt hat. Die Männer von der Eva konnten es absolut nicht ertragen, dass ich um ihr Boot herumgeschnüffelt und Fragen zu Sonja gestellt habe. Sonja ist tot und ich bin sicher, dass sie umgebracht wurde. Hugo, Sonjas Freund, ist auch tot und jetzt gibt es jemanden, der versucht, mich umzubringen. Was haben wir drei gemeinsam? Wir hatten alle etwas mit dem Schiff aus Paraguay zu tun.«
    »Nach allem, was du mir erzählt hast, gibt es keinen Zusammenhang zwischen Hugo und den Südamerikanern.«
    Karl wippte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Nein, nicht direkt, aber das Bankkonto deutet in diese Richtung. Und der Zettel ist das Einzige, was aus meiner Brieftasche verschwunden ist.«
    »Bist du ganz sicher, dass der Zettel in deiner Brieftasche war? Dass du dir das nicht nur eingebildet hast?«
    »Ja doch, ganz sicher.«
    »Und warum ist Andreas-Petur in der Lage zu verstehen, was der Zettel bedeutet? Du hast doch gesagt, es war fast wie ein Code verschlüsselt.«
    »Das weiß ich auch nicht«, musste ich zugeben.
    »Eben«, sagte Karl müde. »Und da ist noch vieles andere, was du mir nicht erklären kannst. Nimm nur die Hauptfragen: Wer hat Sonja und Hugo ermordet – wenn wir für den Moment davon ausgehen, dass sie ermordet wurden – und warum? Du hast keine Antwort. Du hast nicht einmal den Schimmer einer Antwort. Hinzu kommt, dass sich aus Sicht der Polizei diese Frage gar nicht stellt. Nichts, was sich bei unseren Untersuchungen ergeben hat, deutet auf Totschlag oder Mord hin. Gar nichts.«
    Karl war aufgestanden und lief hin und her. Sein Tonfall war weder aggressiv noch vorwurfsvoll. Vielmehr war er im Zweifel, ob es etwas gab, was ihm sagte, dass Schein und Sein nicht übereinstimmten.
    »Und was ist mit Andreas-Petur? Glaubt ihr, dass ihr ihn finden werdet?«
    »Da gibt’s gar keinen Zweifel. Er kann das Land nicht verlassen und sich über länger Zeit auch nicht verstecken.« Karl sah mich mit einem spöttischen Blick an. »Es wird interessant sein, seine Geschichte über die Geschehnisse im Keller des Bierclubs zu hören.«
    »Darauf freue ich mich auch schon. Wenn ihr überhaupt etwas aus ihm herauskriegen werdet.«
    »Das ist normalerweise kein Problem. Wir hatten ihn schon öfter hier. Zuerst ist er durch nichts zu erschüttern und pöbelt was von Rechten und einem Anwalt. Mit ihm zu reden ist, als wenn du eine Ketschupflasche hältst. Man braucht Geduld. Zuerst passiert gar nichts, aber dann kommt alles auf einmal.« Karl grinste.
    »Wollen wir’s hoffen«, sagte ich und versuchte, die Nebelbänke der Müdigkeit im Kopf noch etwas auf Abstand zu halten.
    Es gab da noch etwas, was ich Karl fragen wollte. Etwas, was mit Harald und der Eva zu tun hatte. Ja, das war’s.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun? Das Zollamt will mir nicht verraten, wer auf der Eva ist und was die hier wollen. Das müsstest du doch rauskriegen können. Passamt und so fällt doch in euer Ressort.«
    Karl blieb sitzen und starrte vor sich hin. Er sah im Morgenlicht nicht gut aus. Aber wer tat das schon?
    »Wenn du sonst keine Wünsche hast, das müsste sich machen lassen.« Er schwieg ein paar Sekunden und fuhr dann fort: »Wo ich dich schon hier habe und du entschlossen bist, dich in unsere Arbeit einzumischen, will ich dir sagen, dass der größte Teil des Reviers dich dahin wünscht, wo der Pfeffer wächst. Außerdem soll ich dir etwas von Katrin ausrichten.« Katrin war Karls Frau und wir mochten uns gern. »Sie lädt dich für heute Abend zum Essen ein, womit ich nichts zu tun habe. Die Götter mögen wissen, was sie mit so einem Lazarus will«, fügte er neckend hinzu.
    »Wenn ich mich auf den Beinen halten kann, komme ich. Es ist immer schön, sich mit deiner besseren Hälfte zu unterhalten.«
    »Wasch dich und zieh dir etwas anderes an, bevor du kommst, sonst mache ich dir nicht auf. Du solltest dich sehen, du könntest als Kinderschreck gehen.«
    Auf dem Weg hinaus ging ich auf die Toilette und erkannt mich im Spiegel fast nicht wieder. Rote Augen, Rußflecken im Gesicht und zerrissene, verdreckte Kleidung. Zum

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