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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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waren kaum auszuhalten, aber ich wusste, wenn ich mich einen Augenblick lang erholen konnte, würde es besser gehen. Ich legte mich hinter einen Zaun und holte vorsichtig Luft.
     
    Der Kaffee auf dem Polizeirevier war donnerstagmorgens um acht genauso miserabel wie montagnachmittags. Ich hatte diese rabenschwarze bittere Flüssigkeit literweise in mich hineingeschüttet, während ich die Fragen beantwortete. Mein Hals war wund und wollte nicht reden – so würde es noch eine geraume Zeit bleiben – und alles Flüssige half zur Linderung. Am besten wäre heißer Saft gewesen, aber so etwas war vermutlich noch seltener auf dem Revier zu bekommen als Tee.
    Die Vorstellung lief nicht viel anders ab als am Montag und die Darsteller waren dieselben. Der Unterzeichnende, misshandelt wie üblich, der Chef der Kriminalpolizei, wütend wie immer, und Karl, der zweifelnd dreinschaute. Er wusste wohl nicht, wessen Partei er bei diesem Kampf einnehmen sollte: Hannis versus Piddi. Der Chef der Kriminalpolizei, er kam von Suðuroy, hieß Piddi.
    Anfangs hielt Karl zu Piddi, schimpfte und drohte, nannte mich eigensinnig und eine Gefahr für anständige Menschen. Erst ließ ich mich im Haus eines Toten zusammenschlagen, bevor die Leiche noch richtig kalt geworden war, und jetzt schlief ich meinen Rausch auf der Toilette des Ølankret aus, während das Haus niederbrannte. Darüber hinaus deutete er an, dass es wohl ein Zigarettenstummel von mir gewesen war, der den Brand verursacht hatte.
    Aber je öfter ich meine Geschichte im Laufe der Stunden wiederholte und je müder wir wurden, umso schwankender wurde er. Der Kriminalchef glaubte mir dagegen kein einziges Wort. Sein langes, mageres Gesicht strahlte reinstes Misstrauen aus, und jedes Mal wenn er seine Pfeife stopfte, hatte ich keinen Zweifel, dass er dabei wünschte, der Pfeifenkopf wäre mein Auge.
    Ein Krankenwagen hatte mich ins Krankenhaus gefahren, aber eine rasche Untersuchung hatte ergeben, dass abgesehen von dem Rauch, den ich in die Lunge bekommen hatte, mir nichts zugestoßen war. Für eine Vergiftung hatte es nicht ausgereicht, der Arzt meinte nur mit einem Augenzwinkern, ich solle in den nächsten Tagen das Rauchen sein lassen. Der Spaßvogel wollte mich trotzdem einweisen, aber Karl, der mir ins Krankenhaus gefolgt war, überredete mich zu unterschreiben, dass ich auf eigene Verantwortung entlassen werden wollte. Laut Karl stopfte ich mich sowieso mit so viel Mist voll, dass ein bisschen Rauch den Kohl auch nicht fett machte. Außerdem wollte die Polizei gern mit mir reden und das ging am praktischsten auf dem Revier. Mitleid mit einem Mann zu zeigen, der fast verbrannt wäre, fiel ihm nicht ein.
    Ich hatte ihnen alles erzählt, was ich wusste. Dass Andreas-Petur Joensen mir ein Betäubungsmittel ins Glas gekippt hatte, dass er mich vermutlich anschließend in die Toilette gesperrt und später das Feuer gelegt hatte, um mich aus dem Weg zu räumen. Das Feuer war nachts um halb drei entdeckt worden, Andreas-Petur hatte sich wahrscheinlich bis zur Sperrstunde irgendwo versteckt.
    Dieses verdammte Arschloch, er hatte sich nur verstellt, um mich wie ein Hähnchen braten zu lassen.
    Die Polizei hatte meine Brieftasche auf dem Fußboden in der Toilette gefunden. Sie war durchnässt, aber Geld und alle meine Papiere waren noch drin. Bis auf eines. Der Zettel vom Bankdirektor war verschwunden.
    Ich hatte ihnen erzählt, dass Andreas-Petur und ich zwar bestimmt keine Freunde waren, aber unsere gegenseitige Aversion sicher nicht groß genug war, um einen Mord zu begehen. So wahnsinnig war ich nun auch nicht. Und ich hatte nicht nur so ein Gefühl, ich war mir vollkommen sicher, dass der Mordversuch etwas mit der Eva aus Paraguay zu tun hatte. Das bewies der verschwundene Zettel. Und außerdem hatten die Männer an Bord etwas mit Sonjas und Hugos Tod zu tun.
    Hier winkte der Chef der Kriminalpolizei nur ab und meinte, das seien Hirngespinste, meine Vermutungen krankhaft, und er hätte nicht übel Lust, mich ins Kittchen zu stecken, damit die Leute in Tórshavn wieder in Ruhe schlafen konnten.
    Jetzt schlug er mit der Pfeife auf den Schreibtisch, sodass eine Tabakwolke herausschoss.
    »Womit willst du das belegen? Du hast nichts, was nicht nur so scheint, als ob. Dass du in Hugo Jensens Haus zusammengeschlagen worden bist, haben wir mehrfach hin und her gewendet und ich bin immer noch davon überzeugt, dass es ein Einbrecher war. Dann das Feuer heute Nacht. Du sagst selbst, du

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