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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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warst nicht ganz nüchtern. In meinen Augen kannst du ebenso gut mit brennender Zigarette eingeschlafen sein. Wir haben nur deine Aussage über Andreas-Petur Joensen, der – abgesehen davon, dass er sicher keine Musterknabe ist – dich angeblich betäubt, eingesperrt und dann den ganzen Krempel in Brand gesteckt haben soll. Warum zum Teufel sollte er das tun?«
    »Ich habe versucht, zu erklären …«
    »Nein, du hast nicht einen Furz erklärt. Andreas-Petur könnte uns vielleicht helfen, aber er ist nicht zu Hause. Wenn er etwas mit dem Feuer zu tun hat, wird er untergetaucht sein. Aber früher oder später werden wir ihn schon finden.«
    Der schwer angeschlagene Piddi lief aufgebracht hin und her und schwang die Pfeife in der Luft, die jetzt, da leer, verstummt war. Die Putzfrauen des Polizeireviers hielten sicher viel von den Rauchgewohnheiten ihres Chefs.
    »Und als ob es nicht reichen würde, dass der Ølankret abgebrannt ist und du auch fast …« Er blieb stehen und sah mich mit der Andeutung eines Lächelns an: »Wenn ich es recht bedenke, besteht das Unglück darin, dass du nicht mit dem verdammten Bierclub zusammen verschwunden bist. Oder sollten die Gegner der Bierclubs dich lieber in die drei übrig gebliebenen schicken, damit du dich dort nützlich machen kannst?«
    Auf diese Form unbegründeten Angriffs gegen mich und meine Freunde in den Bierclubs antwortete ich gar nicht erst, ich schwieg und tat so, als sei nichts gewesen.
    Für einen Augenblick herrschte Stille, und drei Männer, die in dieser Nacht so gut wir gar nicht geschlafen hatten, starrten vor sich hin. Nur der Verkehr von der Bøkbindaragøta war zu hören. Doch der Frieden währte nicht lange.
    »Und damit nicht genug, hast du auch noch die Frechheit, uns hier eine Geschichte aufzutischen, die deinem eigenen kranken Hirn entsprungen ist: Hinter allem, was dir zugestoßen ist – oder besser gesagt: was du behauptest, dass es dir und anderen zugestoßen ist –, soll die Mannschaft des paraguayischen Schoners Eva stehen.« Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Warum in Drei Teufels Namen sollten irgendwelche Männer aus Paraguay auf die Idee kommen, sich auf den weiten Weg zu den Färöern zu machen, um Sonja Pætursdóttir, Hugo Jensen und deine Wenigkeit umzubringen? Kannst du mir das mal verraten?«
    Jetzt hatte er einen roten Kopf und das dunkle Haar stand ihm zu Berge.
    Karl saß auf seinem Stuhl und sagte nichts. Es gab auch nicht viel zu sagen, solange Piddi so wütend war.
    Der Kripochef sah aus dem Fenster. Plötzlich drehte er sich um, durchquerte den Raum mit ein paar ausholenden Schritten, riss die Tür auf und weg war er. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Einen Augenblick war es still.
    »Puh«, sagte ich.
    »Das meine ich auch«, sagte Karl. »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr so in Fahrt gesehen.« Er stützte seine Ellenbogen auf die Knie und sah mich forschend an: »Ich gebe ja zu, dass einiges von dem, was du erzählt hast, einfach zu unwahrscheinlich klingt. Andererseits sind es inzwischen so viele Unfälle, dass ich geneigt bin, einen Zufall auszuschließen. Es sieht so aus, als wäre jemand hinter dir her, jemand, der sich nicht scheut, bis zum Äußersten zu gehen.«
    Er legte die Arme um die Knie und sah zu Boden. Man konnte den Ansatz einer Glatze in dem ungekämmten Haar entdecken. Wir werden nicht jünger.
    »Du hast dich nicht mit Andreas-Peturs Frau eingelassen?«
    Karl sprach zum Fußboden. »Sie ist in den Bierclubs berüchtigt. Es heißt, sie braucht nur genug intus zu haben, um auf dem erstbesten Billardtisch die Beine breit zu machen. Und Andreas-Petur wird jedes Mal, wenn er es rauskriegt, stocksauer. Aber bisher gab es nie mehr als Nasenbluten oder einen losen Zahn. Aber vielleicht dieses Mal …« Er schielte zu mir herauf.
    »Ich bin gar nicht in der Nähe von Andreas-Peturs Frau gewesen. Ich weiß, wie sie aussieht, aber ich glaube nicht, dass ich irgendwann mal ein Wort mit ihr gewechselt habe. Langsam bin ich auch zu alt, um in Bierclubs den Frauen hinterherzujagen. Jedenfalls auf diese Tour.«
    »Okay. Bleiben wir bei dem Brand und gehen vorläufig davon aus, dass Andreas-Petur irgendetwas in dein Glas getan hat, wovon du eingeschlafen bist. Danach hat er dich auf die Toilette geschleppt, die Tür verschlossen, gewartet, bis alle andern weg waren, und dann das Feuer gelegt. Wir bleiben vorläufig bei dieser einfachen Gedankenfolge und fügen dem nichts hinzu. Die Frage, die

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