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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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der Blick des berühmten Fensterguckers Hannis Martinsson dort nicht hinkam. Auch nicht in den ersten Stock. Das gesamte Tórshavner Blasorchester konnte sich im Haus verstecken, ohne von außen bemerkt zu werden. Eigentlich war es nicht sehr wahrscheinlich, dass Andreas-Petur nach Hause gegangen war, um sich vor der Polizei zu verbergen.
    Wahrscheinlich war seine Frau auch nicht zu Hause. Warum sollte sie auch allein dasitzen und auf einen ausgestorbenen Stadtteil glotzen? Warum sich nicht stattdessen wie alle anderen in den prachtvollen Einkaufszentren herumtreiben?
    Es war Zeit zu gehen. Falls irgendwo jemand zu Hause war, würde er bald die Polizei rufen. Und melden, dass ein Spanner oder Kinderschänder herumging und in die Fenster braver Leute guckte.
    Auf dem Weg in die Stadt überlegte ich, wo ich Andreas-Petur finden könnte und ob er nicht bestraft genug damit war, dort zu wohnen. Andererseits hatten die anderen Bewohner dort draußen meines Wissens nichts Böses getan, also verdiente Andreas-Petur doch eine zusätzliche Strafe.
    Als der Kadett und ich uns der J. C. Svabosgøta und dem Landeskrankenhaus näherten, taten mir meine Boshaftigkeiten bereits leid. Mir ging es nicht gut, es tat hier und dort weh, ich war zusammengeschlagen worden und jemand hatte versucht, mich umzubringen. Jetzt fing es auch noch an zu nieseln und mit dem Nieselregen kam der Nebel. Oder war es umgekehrt?
    Ich schaltete die Scheinwerfer ein und bat die Bewohner von Norðastahorn in meinem Namen um Entschuldigung für die schlechte Behandlung ihres Viertels. Es ist ein Zeichen für einen schlechten Charakter, wenn du dich über die Wohnstätten anderer lustig machst, wenn du selbst gar keine hast. Gerade mal zwei Zimmer im dreckigsten Kopenhagen zur Miete, und dann höhnst du über anständig gebaute, neue färöische Häuser! Was bildest du dir eigentlich ein? Diese letzte Frage beantwortete ich lieber nicht.

24
    Der Ølankret stand immer noch. Aber es wäre eine Lüge zu behaupten, dem Haus ginge es gut. Die Holzwände waren an den Stellen, wo das Feuer durch die Fenster hinausgezüngelt hatte, schwarz vom Ruß, und das Dach hatte mehr Löcher als die Wege in der Gemeinde. Es gab keine einzige heile Fensterscheibe. Von der Jóannes Paturssonargøta her, wo Neugierige im feinen Regen standen, guckten und sich unterhielten, war ein Hämmern zu hören. Ich hatte das Gefühl, das Flüstern der Leute steigerte sich, als ich zur Treppe ging.
    Die Eingangstür stand offen und ich trat hinein. Es war alles andere als gemütlich. Ein Sammelsurium aus Ruß, Asche und halb verbrannten Möbeln und das Ganze schwamm im Wasser. Der Qualm biss in der Lunge, als ich versuchte, langsam zwischen umgeworfenen Stühlen, angebrannten Sofakissen und anderen verkohlten Resten voranzukommen.
    Die Hammerschläge kamen von der Treppe zum Keller, wo Harald stand und Bretter davornagelte, damit niemand hinuntergehen konnte. Die Treppe sah baufällig aus. Einzelne Teile waren vollständig verbrannt, einige Stufen fehlten, und sie ähnelte eher einem Gespenst als ihrer selbst.
    Harald schlug den letzten Nagel ein und schaute, wer da kam. »Traust du dich noch hierher?«, fragte er wütend, und sein Gesichtsausdruck war nicht besonders freundlich.
    »Warum sollte ich nicht? Ich habe die Hütte nicht angezündet, falls du das glauben solltest.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.« Seine Stimme klang nicht mehr ganz so scharf. »Der Laden ist kaputt, er muss abgerissen und ein neuer muss gebaut werden. Zumindest vorläufig wird es erst mal keinen Club geben.« Er schlug mit dem Hammer auf die Bretter. »Die Leute haben dich aus dem Fenster heraustaumeln sehen. Nun erzähl mir bitte, was ich glauben soll.«
    Als ich Harald meine Version erzählt hatte, fluchte er mehrere Minuten lang laut und deutlich. »Ich habe es ja schon neulich Abend zu dir gesagt. Dieser Mistkerl hätte schon längst aus dem Club rausgeschmissen gehört.« Jetzt schlug Harald so kräftig mit dem Hammer auf den Bartresen, dass uns die Splitter um die Ohren flogen. »Wenn das Arschloch jetzt hier wäre, könnte ich für nichts garantieren …«
    Man brauchte keine große Fantasie, um sich vorzustellen, was der Clubwirt sich vorstellte. Gut, dass ich nicht Andreas-Petur war. Und Harald war nur einer von vielen. Es gab fünfhundert Mitglieder mit denselben Wünschen in Tórshavns Straßen.
     
    Mein grauer Trenchcoat war im Süden nützlich. Bei dem feuchten Klima mitten im

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