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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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Glück konnte ich selbst nicht feststellen, wie ich roch. Schlimmer war es für die gewesen, die mich verhört hatten. Recht war es ihnen geschehen.

23
    Meine Kleider brannten und von all dem Rauch tat mir der Hals weh. Ich versuchte zu laufen, hatte aber keine Kraft in den Beinen, sie kamen nicht vom Fleck. Ich wollte meine Jacke ausziehen, um die Flammen auszuschlagen, aber die Arme gehorchten mir nicht. Es gab nichts, was mir gehorchte. Ein grinsendes, faltiges Gesicht schaute durch die kleine Scheibe hinein. Kein Laut war zu hören. Gleich würde es vorbei sein.
    Als ich aufwachte, fühlte sich mein Hals wie eine dürre Wüste, wie ein Hungergebiet südlich der Sahara an. Dafür war der Rest des Körpers schweißnass. Ich wankte in die Küche und trank etwas kalte Milch. Das tat gut, aber das trockene Schmerzgefühl verschwand trotzdem nicht. So leicht kam ich nicht davon.
    Die Uhr zeigte ein paar Minuten nach drei. Ich hatte knapp sechs Stunden geschlafen. Für einen trainierten Journalisten wie mich war das reichlich. Wir lebten schließlich von Zigaretten, Whisky und guten Storys. An Schlaf verschwendeten wir keinen Gedanken. Das versuchte ich mir zumindest auf dem Weg zur Dusche einzureden. Körper und Seele taten weh und waren müde, mürbe geprügelt war das richtige Wort, und beide sehnten sich nach meinem Bett, aber ich wollte raus und nach Andreas-Petur Joensen suchen. Nach dem Pyromanen, der bei dem Versuch, mich aus dem Weg zu räumen, eine wichtige Freizeiteinrichtung vernichtet hatte. Die heimatlos gewordenen Mitglieder würden nicht gerade freundlich reagieren, wenn sie davon erfuhren. Sollte ich Andreas-Petur am Nachmittag nicht finden, würde ich die Neuigkeit verbreiten, damit die Clubmitglieder mir halfen, so hatte ich es geplant. Aber warum es ihnen nicht sowieso erzählen? Dieses Arschloch hatte es wirklich verdient.
     
    Norðastahorn ist einer der neuesten Tórshavner Stadtteile und hat den Charme eines leeren Milchkartons. Der Kadett und ich hatten uns eine Weile umgeschaut. Das Viertel liegt im äußersten Westen, auf halbem Weg nach Velbastaður, mit einem weiten, unbebauten Gebiet zwischen sich und dem Rest der Stadt. Draußen in der großen, weiten Welt liegen in der Nähe der Großstädte oft so genannte Trabantenstädte. Aber Tórshavn ist trotz aller Qualitäten nun mal keine Großstadt, dennoch wurde ihm dieser merkwürdige Trabantenstadtteil verpasst. Eine Stadt mit fünfzehntausend Seelen mit einem Stadtteil in the middle of nowhere. Da sage nochmal einer, Kleinstädter seien nicht in der Lage, etwas auf die Beine zu stellen!
    Außerdem liegt Norðastahorn hinter einer Anhöhe, es gibt also vermutlich kein einziges Haus mit Blick aufs Meer. In einem kleinen Land, in dem das Meer eine fundamentale Rolle spielt und eigentlich immer zu sehen ist, ist es schon eine Kunst, einen Platz in der Nähe der Hafenstadt Tórshavn zu finden, an dem man das Gefühl hat, auf einem abgeschlossenen Festland zu leben.
    Und in einem weiteren Punkt ist das Viertel einmalig. Es liegt so exponiert, dass die Einwohner zu Verwandten und Freunden in der Stadt fliehen, wenn die Winterstürme ihren Höhepunkt erreichen.
    Es gibt zahlreiche Häuser, alle fast zur gleichen Zeit gebaut, aber in unterschiedlichen Farben und Stilen. Ein weiterer Grund für den fehlenden Charme ist die Tatsache, dass bisher noch niemand die Zeit gehabt hat, es um die Häuser herum hübsch zu gestalten. Erdhaufen und provisorische Treppen prägen das Bild.
    Wenn dem Telefonbuch zu trauen war – und das kam vor –, wohnte Andreas-Petur in einem blauen Fertighaus mit hohem Aufbau, das ein Stück abseits der Straße an einem steilen Hang lag. Der Kadett und ich waren uns einig, dass die Bebauung in ihrer Ödnis an den ersten Vers der Schöpfungsgeschichte erinnerte. Kein Zeichen von Leben. Hier hätte man einen Film über die Neutronenbombe drehen können, die Leben vernichtet, während die Dinge unbeschädigt bleiben. Ob es in Norðastahorn Leben gab oder nicht, konnte ich nur herausfinden, wenn ich irgendwo reinging. Ich stieg aus dem Wagen, kletterte eine Treppe hinauf, die so steil war, dass ich wünschte, ich hätte Seil und Kletterschuhe bei mir, und klopfte an Andreas-Peturs Tür.
    Keine Antwort. Kein Vorwurf, ich hätte die Grabesruhe gestört. Von hier oben konnte man durch die Fenster hineinsehen. Ein leeres, unordentliches Zimmer und ein ebenso unordentliches Bad. Das Wohnzimmer lag zur gegenüberliegenden Seite, sodass

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