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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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gemeint.« Der Ton klang versöhnlich, fast eines Predigers würdig, obwohl ich nicht gerade vermutete, dass er Gottes Wort im Munde führte, es sei denn bei der Eidesformel. Wir tranken erneut.
    »Es kommt manchmal einfach über mich und ich kann mich nicht beherrschen.« Jetzt ähnelte er bis aufs i-Tüpfelchen einem unehrlichen Sonntagsschullehrer.
    Mir wurde der Kopf etwas schwer. Außerdem war ich tiefer gerutscht. Ich wusste nicht, was ich auf diese eklige Unterwürfigkeit antworten sollte, und versuchte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Was machst du eigentlich, Andreas-Petur?« Die Zunge war kurz davor, sich zu verhaspeln und fühlte sich dick an. War ich schon dabei, betrunken zu werden?
    »Unterschiedliche Sachen, weißt du? Das ist nicht immer ganz einfach. Wir haben nicht alle so eine hübsche Ausbildung und die Möglichkeit, uns von den Ämtern bezahlen zu lassen. Es gibt Leute, die müssen für ihr Essen arbeiten und kriegen nicht alles hinten reingeschoben.«
    Jetzt war er wieder ganz der Alte. Der Anstrich bröckelte und sein übler Charakter kam wieder zum Vorschein. Ich wollte ihm schroff antworten, ihm über den Mund fahren, aber mein Gehirn war wie eingerostet. Es weigerte sich vollkommen, seine Tätigkeit auszuüben. Und der Mund brachte keinen Pieps heraus, war halb offen erstarrt.
    Andreas-Petur sah mich forschend an und fuhr dann in einem bewusst versöhnlicheren Ton fort: »Na ja, ich fahre Lkw, wenn es etwas zu tun gibt. Im Augenblick ist da nicht viel. Und sonst fische ich und verkaufe …«
    Seine Stimme entfernte sich, und während ich langsam zur Seite kippte, sah ich verschwommen ein boshaftes Lächeln, das triumphierend auf mich herabstarrte. Das Lächeln und der Raum verschwanden gemeinsam im Dunkel.

22
    Ich bekam keine Luft. Ich war noch nicht richtig wach, wollte weiterschlafen, musste aber erst Luft holen.
    Ich versuchte, die Bettdecke mit dem einen Arm wegzuschieben. Aber da war keine Bettdecke, ich schlug mit der Hand gegen etwas Hartes.
    Ich gähnte, aber das kratzte und brannte so sehr im Hals, dass ich husten musste. Der Hustenanfall weckte mich so weit, dass die Augen sich einen Spalt breit öffneten.
    Weiß und grün direkt vor den Augen.
    Ich lag mit dem Gesicht auf einem grünen Fußboden und nur wenige Zentimeter entfernt stand der Fuß eines Toilettenbeckens. Der Rest des Körpers lag um das Becken herum.
    Es war nicht möglich, Luft zu holen, und jetzt spürte ich auch die Hitze und hörte es krachen. Feuer !, durchfuhr es meinen Kopf im Schneckentempo. Weiter konnte ich nicht denken.
    Ich musste versuchen aufzustehen, aber das war, wie einen Kieshügel hinaufzugehen: einen Schritt nach oben und drei wieder hinunter. Langsam schaffte ich es, indem ich mich auf das WC stützte. Die Luft war voller Rauch und es stach und brannte in der Lunge.
    Ich hustete und spuckte, dass ich das Gefühl hatte, meine Eingeweide würden mit hochkommen. Dann richtete ich mich ganz auf und sammelte mich.
    Jetzt wusste ich, wo ich war: in der kleinen Toilette im Keller des Ølankret. Ich griff nach der Türklinke, aber die Tür öffnete sich nicht. Die Hitze war nicht auszuhalten und das Knacken und Krachen des Feuers wurden immer lauter. Ich sah, wie ein schwarzer Fleck auf der Tür wuchs. Hier war kein Durchkommen.
    An der Außenwand gab es in Kopfhöhe ein kleines Fenster. Ich stellte mich auf den Rand der Toilettenschüssel und bekam das Fenster auf. Ich spürte kalte, frische Luft an den Händen und versuchte, den Kopf hinauszustecken. Weiter kam ich auch nicht, für die Schultern war das Fenster zu klein. Doch für einen Moment rettete mich die frische Luft. Ich holte ein paarmal tief Atem und zog den Kopf wieder ein. Jetzt war der kleine Raum so voller Rauch, dass ich vor Tränen fast nichts sehen konnte. Der schwarze Fleck bedeckte bereits die halbe Tür. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand, stellte mich fest auf das linke Bein und trat mit der rechten Hacke gegen den Fensterrahmen. Wenn ich den rausbekäme, müsste es breit genug sein.
    Beim ersten Mal knackte es, und mir schien, es gab ein wenig nach. Beim zweiten Versuch brachen Rahmen und Fenster heraus. Alter Kram. Ich zwängte mich hindurch.
    Draußen bestimmten die Scheinwerfer und Sirenen der Feuerwehr das Bild.
    Der Ølankret stand in hellen Flammen. Die Hitze und der Lärm des Feuers waren überwältigend, und unsicher auf den Beinen wankte ich ein Stück davon. Die Schmerzen in der Lunge

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