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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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gewesen ist.« Karl ließ sich aufs Sofa fallen. »Verdammte Scheiße, das Boot könnte bis zur Reling mit Drogen voll gestopft sein. Das könnte es jetzt noch, während die Polizei kriecht, weil so ein Idiot aus Tinganes ihr das befohlen hat.«
    »Du hast also nichts weiter rausgekriegt?«
    »Doch, sei nicht so ungeduldig.« Jetzt war er wieder der ruhige, besonnene Karl. »Ich habe in Tinganes angerufen und hatte nach einigem Hin und Her einen frisch gebackenen Juristen dran, der ›natürlich keine vertraulichen Informationen an jeden erstbesten Anrufer herausgeben‹ konnte. Aber als ich ihm damit drohte, dass Unregelmäßigkeiten aufgetaucht sind und er seine Zulassung verlieren könnte, wurde er ganz fügsam und verband mich mit dem Fischereidirektor.«
    Karl probierte den Kognak und grinste. »Du hättest ihn am Anfang hören sollen.« Karls Stimme klang tief und feierlich: »›Das ist unsere Sache, wenn die Landesregierung einen Kollegen in den Behörden um eine Handreichung ersucht. Wenn Sie weitere Wünsche haben, können Sie eine schriftliche Anfrage einreichen und dann werden wir sehen, was wir tun können.‹ Dann hatte er die Frechheit zu behaupten, er hätte keine Zeit, weiter mit mir zu reden. Dass die Verwaltung viel zu tun hätte und er gerade dabei sei, Anzeigen auszuarbeiten, mit denen weitere Beamte gesucht werden sollten.«
    Karl kicherte. »Weitere Beamte. Die sitzen in Tinganes schon so eng beieinander, dass man nicht dazwischenspucken kann. Die ganze Landspitze wimmelt nur so von Beamten.«
    Auch wenn Karl selbst im öffentlichen Dienst war, bereitete es ihm immer ein diebisches Vergnügen, über die Beamten und vor allem die politischen Würdenträger herzuziehen. Wir waren üblicherweise nicht einer Meinung bei diesem Thema, und ich versuchte immer dagegenzuhalten, so gut ich konnte. Aber das wurde schwieriger, als man mit der Zeit ohne das richtige Parteibuch nicht einmal mehr Arbeit als Straßenfeger bekam. Und mit jeder Wahl änderten sich die Machtverhältnisse, deshalb hieß es, sein Mäntelchen nach dem Wind zu hängen.
    »Für jede Einsparung an anderer Stelle stellen sie neue Beamte ein, und zwar für ein Gehalt, das dreimal so hoch ist wie üblich. Die meisten von ihnen sind vollkommen überflüssig, ein Klotz am Bein, sodass sinnvolle Initiativen entweder noch unübersichtlicher werden oder nicht von der Stelle kommen.«
    Karl war wieder aufgestanden, lief mit schwingenden Armen auf und ab und sprach so laut, dass er Hannis übertönte. »Ich habe diesem Armleuchter gesagt, dass, wenn ich keine klare Auskunft bekäme, und zwar sofort, ich ihn und die ganze Zoll- und Passbehörde beim Justizministerium in Kopenhagen melden würde. Da wurde er auf einmal zugänglicher und fing an, etwas von landespolitischen Folgen zu murmeln, und dass er der Schweigepflicht unterliege. Doch schließlich habe ich rausgekriegt, dass die Männer von der Eva auf die Färöer gekommen sind, um über Fischereirechte in der Karibik zu verhandeln. Sie seien Vermittler und wollten nicht, dass davon etwas bekannt würde. Eine ihrer Forderungen lautete, dass nichts über sie in den Medien erscheinen und niemand sie an Bord stören dürfe. Die Mitglieder der Landesregierung sind so erpicht darauf. Quoten in fremden Gewässern zu bekommen – auch wenn die Versuche in südlichen Hemisphären bisher nicht besonders erfolgreich waren –, dass sie dafür fast alles akzeptieren. Der Direktor drohte mir mit allem Unheil für unser Land, falls ich irgendjemandem etwas sagen würde, und bat darum, dass ich mich vom Schoner fern halte. Ich sollte ja nicht wagen, das Schiff zu betreten und Fragen zu stellen. Das Letzte, was das Arschloch zu mir sagte, war, dass ich lieber dafür sorgen solle, dass nicht so viele Leute betrunken Auto fahren.«
    »Wie führst du dich denn auf?« Katrin und Duruta kamen mit Kaffeekanne und Tassen aus der Küche. »Die Kinder können nicht einschlafen, weil du so herumschreist.«
    In der kurzen Stille, während Duruta sich neben mich setzte, klang es aus dem Lautsprecher:
     
     
     
    Nur für diese Nacht,
    Zeit, schlage deine Flügel ein,
    in der ich selig küssen will
    mein sonnenschönes Schätzelein.
     
    Dieses sel’ge wunderbare Jetzt
    in dieser Nacht, heiß von der Liebe –
    ach, lasse mir noch einen Kuss zuletzt,
    dann werd’ ich finden ew’gen Frieden.
     
    Hoffentlich war das eine Warnung.
    Karl erklärte den beiden kurz, worüber wir geredet hatten, und fügte hinzu: »Wenn

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