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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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mehr zu untersuchen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass du den Ølankret in Brand gesteckt hast, aber auf der anderen Seite finde ich es auch schwer begreiflich, dass jemand so weit geht, einen anderen zu verbrennen – da müsste er schon ein verdammt starkes Motiv haben. Und bisher haben wir überhaupt kein Motiv. Das heißt: Du hast uns keins genannt.«
    »Ich habe euch alles erzählt, was ich weiß. Ich verstehe auch nicht, warum mir jemand nach dem Leben trachtet. Andreas-Petur …«
    »Zum Teufel mit Andreas-Petur. Er war’s nicht. Er fällt schon in Ohnmacht, wenn er nur den Griff einer Sense sieht, so einer ist kein Mörder.«
    »Da fällt mir ein«, sagte ich, »wie kommt es, dass im Radio nichts davon erwähnt wurde, dass ein Mann sich nur mit Mühe und Not aus dem Fenster retten konnte?«
    Karl sah mich prüfend an. »Auch wenn du es nicht verdient hast, es gibt bei uns einige, die so viel Vertrauen zu dir haben, dass sie nicht glauben, dass du dir die ganze Geschichte nur ausgedacht hast. Ich weiß nicht, ob du weißt, was da vor sich geht, oder ob du uns noch etwas verheimlichst. Aber so viel weiß ich: Irgendetwas stimmt da nicht. Du bist zumindest das eine Mal oben bei Hugo Jensen zusammengeschlagen worden.«
    Er hob die Hände, als ich ihn unterbrechen wollte, und verdoppelte die Zahl. Ich schwieg.
    »Letzte Nacht wärst du fast verbrannt, und es scheint, als würde dich irgendjemand gern in Rauch aufgehen sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Warum, weiß ich nicht, aber solange wir die Sache untersuchen, ist es am besten, wenn so wenig wie möglich durchsickert. Wenn die Leute erst mal durch die Medien erfahren haben, dass es ein Mordanschlag war, gibt es keine Grenzen mehr für das, was sie gesehen haben wollen. Einige unserer Leute sind dabei, die Nachbarn zu befragen, ob sie etwas gesehen haben, und so haben wir die Chance, relativ zuverlässige Antworten zu erhalten.«
    Hanus hatte ein weiteres Lied von Pól F. begonnen. Und auch dieser Text war ungemein beruhigend:
     
    Von der Kanzel sprach der Priester:
    Sünder! Nehmet euch zu Herzen,
    dass wer nicht des Herrn Gebot einhält,
    wird in der Hölle brennen, ewiglich und unter Schmerzen!
    Dort im Flammenmeer bekommt die Seele nimmer Ruh’ –
    denn der Teufel ist ein guter Heizer –
    er schürt das Feuer immerzu
    und freut sich an den Seelen.
     
    Wer weiß, ob Karl diese Platte nicht doch meinetwegen aufgelegt hatte?
    »Außerdem«, fuhr Karl fort, »ist es nicht schlecht, wenn die Person, die deinen Tod wünscht, keine Ahnung davon hat, was wir wissen oder glauben. Und nicht weiß, dass wir sie in Verdacht haben. Was uns zu dem Schoner aus Paraguay führt. Das ist dein einziger Vorschlag, so unwahrscheinlich er auch klingt.«
    »Was ist aus der Anfrage geworden?« Es war das Beste, Karl auf andere Gedanken zu bringen, bevor er ernsthaft seiner Lieblingsbeschäftigung – Hannis runterputzen – nachging. Oder mich etwa fragen würde, ob ich Andreas-Petur Joensen jüngst gesehen hätte. Ich hatte keine Lust, ihn anzulügen, wollte aber auch nicht, dass sie Andreas-Petur hinter Gitter brachten, bevor ich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit ihm hatte.
    »Ja, das war nicht so einfach, wie ich gedacht habe.« Karl sah für einen Moment sehr nachdenklich aus und fuhr dann fort: »Wir haben nichts über die Eva und deren Besatzung. Ich habe bei verschiedenen Abteilungen nachgefragt, aber niemand wusste etwas. Natürlich haben sie sie gesehen, aber sie gehen einfach davon aus, dass alles in Ordnung ist. Schließlich rückte der Leiter des Passamtes damit raus, dass ihm von der Landesverwaltung aufgetragen worden war, den Schoner in Ruhe zu lassen. Ihm war das offensichtlich nicht ganz geheuer, denn die Verwaltung kann uns nicht vorschreiben, was wir tun und lassen sollen. Sie dürfen sich nicht in die Arbeit der Polizei einmischen.«
    Karl kochte. Ich wusste, welch großen Wert er darauf legte, dass die Polizei unabhängig und unparteiisch war.
    »Sie sollen gemeinsam mit dem Ting die Gesetze erlassen und sonst nichts.«
    Er stand auf und lief ein paarmal auf dem Teppich hin und her. Dann ging er zum Plattenspieler und drehte die Platte um.
    »Und das Schlimmste: Er wusste nicht einmal so recht, warum er in diesem Fall eine Ausnahme gemacht hat. Ein Beamter von der Landesverwaltung hatte angerufen, etwas von Gastfreundschaft gefaselt, und unser Mann hat still und brav gehorcht. Er hat sich damit verteidigt, dass auch der Zoll nicht an Bord

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