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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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Spezis, die ich in Kastrup gemieden hatte. Der Tag war sowieso gelaufen, also mischte ich mich mit einer Kognakflasche in der Jackentasche unter die Gruppe.
     
    Als ich abends die Wohnung in der Jóannes Paturssonargøta erreichte, die ich für den Sommer gemietet hatte, war ich leicht beschwipst und es konnte keine Rede davon sein, jemanden zu besuchen. Zumindest nicht in den nächsten Stunden. Ich schmiss die Jacke auf den Boden, trat die Schuhe von den Füßen, warf mich aufs Bett und schlief ein.
    Um halb neun wachte ich auf. Der Geschmack in meinem Mund war nicht gerade angenehm, er erinnerte mich an Sägemehl, und ich fühlte mich benebelt. Aber dagegen konnte ich etwas tun. Als ich aus der Dusche kam und mir die Zähne geputzt hatte, schien die Welt viel freundlicher auszusehen, obwohl die Wohnung im Keller eines Reihenhauses lag und ziemlich dunkel war. Es roch außerdem eine Spur muffig, besonders wenn man die Nase in den Kleiderschrank steckte.
    Die Wohnung gehörte einem Freund, der zur See fuhr und fast nie auf den Färöern war. Gelegentlich kam er mal, um seine Familie zu besuchen und im Bierclub vorbeizuschauen, ansonsten verbrachte er seine freien Stunden in Kopenhagen. Ich konnte deshalb seine Wohnung benutzen, so oft ich wollte, und das gefiel mir gut. Ich kam mehrmals im Jahr auf die Färöer und hatte keine Familie in Tórshavn. Nicht einmal einen Vetter oder eine Kusine. Meine Eltern lebten nicht mehr und Geschwister hatte ich auch nicht.
    Abgesehen davon, dass sie dunkel, die Luft muffig und nur das Notwendigste vorhanden war – darunter natürlich Fernseher und Videogerät –, war die Wohnung absolut brauchbar. Sie lag zentral, nur einen kurzen Fußweg von allen wichtigen Stellen in Tórshavn entfernt, das Ehepaar, das darüber wohnte, war alt, taub und bekam kaum noch etwas mit, und außerdem musste ich nichts dafür bezahlen. Ich höre noch das Gelächter meines Freundes, als ich etwas von Miete murmelte: »Rutsch mir doch den Buckel runter mit deinem Geld! Ihr Schreiberlinge habt doch keinen roten Heller. Lass mich bloß in Frieden mit deinen paar Kröten!«
    Woraufhin er erneut Chivas Regal in unsere Gläser goss und mich angrinste.

4
    Vor dem Bierclub Ølankret warteten immer Leute, die hofften, von einem Mitglied mit hineingenommen zu werden. Man hatte nur als Mitglied oder als Gast eines Mitglieds Zutritt zu dem Club. Es war verboten, Leute von der Treppe mitzunehmen, aber das wurde nicht immer beachtet.
    Als sie mich allein kommen sahen, kam es fast zu einem Tumult. »Nimm mich doch mit rein!« – »He Süßer! Können wir beide nicht mit rein?« – »Ei, Alter! Bist du allein?«
    Ich zwängte mich durch die Menge und sagte, dass sich da nichts machen ließe. Ich würde noch Gäste erwarten. Ich war schon zu lange Mitglied, um mich darauf einzulassen, irgendwelche Leute mit hineinzunehmen.
    »Arschloch!«, dröhnte es mir noch in den Ohren, als ich dir Tür zur Bar öffnete. Es war nach Mitternacht und der Laden überfüllt. Die Stimmung war laut und ausgelassen und mit der Musik aus dem Tanzraum in der oberen Etage ergab sich ein kakaphonisches Erlebnis. Der Qualm hing so dicht unter der Decke, dass ich an Opiumhöhlen denken musste.
    Ich grüßte nach rechts und nach links, denn ich kannte eine ganze Menge Gesichter und wurde immer wieder gefragt, wann ich angekommen sei und wann ich wieder abreisen würde. Als ich es zehn, zwanzigmal erklärt hatte, nahm die Welle der Fragen ab und ich kam an die Bar.
    Mit einem doppelten Gin Tonic in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand setzte ich mich an einen Tisch, bereit, mich zu amüsieren und gutzuheißen, was sich mir so bot.
    Kurz vor der Sperrstunde, als der Geräuschpegel seinen Höhepunkt erreichte, sah ich Hugo. Er stand mitten im Raum, vornübergebeugt und die Augen geschlossen. Die Menschen, die zwischen dem ersten Stock und der Bar hin und her wogten, nahmen ihn wie ein Strom in verschiedene Richtungen mit. Er selbst schien nur halb anwesend und ließ sich einfach mitreißen.
    Plötzlich öffnete er die Augen und sah mich direkt an.
    »Hannis!«, brüllte er. »Alter Freund, willst du einen Schluck?«
    Er zog eine halb volle Flasche aus der Jackentasche. Ich ging zu ihm hinüber und konnte ihn dazu bringen, die Flasche wieder wegzustecken. Andernfalls hätte es damit geendet, dass wir beide rausgeschmissen worden wären.
    Hugo hing schwer und willenlos an mir.
    »Ich habe dich heute wohl gesehen, aber ich konnte

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