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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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einträgliche Beschäftigung. Harald hatte Recht, wenn er über die Parteiabhängigkeit der Zeitungen klagte, die zu einem sehr eingeschränkten Blickwinkel führte. Aus demselben Grund beschäftigten nur wenige Zeitungen ausgebildete Journalisten, denn die waren in der Regel schwer zu dirigieren, hatten die Tendenz, das zu schreiben, was ihrer Meinung nach richtig war, und nicht die Ansichten der Partei. Die meisten Journalisten waren inzwischen beim Fernsehen gelandet oder hatten eine andere, lohnendere Arbeit gewählt, wie das Verfassen von Werbetexten.
    »Ist das dein Doppelgänger oder bist du es wirklich, Hannis Martinsson?«, dröhnte eine tiefe Stimme und eine schwere Hand schlug mir so fest auf die Schulter, dass ich fast mit dem Gesicht auf den Bartresen schlug.
    Es war Harald, der Wirt des Ølankret, den man zurzeit als ehemaligen Wirt bezeichnen musste. Jedenfalls für eine Weile. Aber das sah man ihm nicht an. Das grobe Gesicht war rotwangig, die Augen glänzten, also war er wohl nicht ganz nüchtern. Er war vornehm ausstaffiert, schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarzer Schlips und schwarze Schuhe. Dieser Aufzug war nicht gerade ein großer Gewinn für seine Erscheinung. Arbeitszeug und Harald passten zusammen, aber in Sonntagskleidern ähnelte er einem Sack Kartoffeln.
    »Was treibst du hier?«, fragte ich, nachdem ich mich gefasst und Harald sich halbwegs zwischen mich und den Barhocker geklemmt hatte.
    »Ich hatte eine Verabredung, um unseren Mitgliedern ein Dach überm Kopf zu besorgen, nachdem du ihr Haus angesteckt hast.«
    »Ich habe nicht …«, wollte ich protestieren, aber Harald hob die Hand und unterbrach mich.
    »Das wissen wir ja. Ich mache doch nur Spaß.«
    Er rief den Barkeeper, der vor dem Spiegel stand und an seiner gepunkteten Fliege zupfte, und bat ihn, sich ruhig Zeit zu lassen, aber uns zwei Starkbier zu bringen, sobald der Kampf vorbei sei.
    Der Barkeeper, ein junger, dunkler, lang aufgeschossener Kerl, knallte verbissen zwei Bier auf den Tresen.
    »Hier im Club schreien wir nicht rum, wenn wir etwas wünschen.« Er drehte sich um und ging nach hinten in die Küche.
    Harald lachte: »Es macht mir einfach Spaß, die hier zu ärgern. Es braucht nicht viel und schon reden sie von Rausschmiss und schwarzer Liste. Wenn man nur mit den Ohren wackelt, fahren sie Kanonen auf und drohen damit, einen zu zerschmettern.« Er schaute sich um und entdeckte einen leeren Tisch.
    »Komm, setzen wir uns dorthin.«
    Er nahm Bierflasche und Glas und ging mir voran in die Ecke. Nachdem er Flasche und Glas auf den Tisch gestellt hatte, ließ er sich in voller Länge auf das Sofa fallen, das jämmerlich quietschte, aber standhielt. Er lockerte seinen Schlips und fluchte über diese dümmste Erfindung in der Modegeschichte.
    Ich selbst schwieg, ich hatte das Gefühl, dass Harald etwas von mir wollte.
    Wir tranken, während wir mit halbem Ohr der Reportage über eine Ruderregatta von einem der Sommerplätze lauschten. Welcher das genau war, wusste ich nicht, und es interessierte mich auch nicht die Bohne.
    »Hat also endlich der Teufel Andreas-Petur heimgeholt. Das ist es ja fast wert, dass wir darauf anstoßen.« Harald hob sein Glas.
    Ich sah ihn einen Augenblick lang stumm an, während mir ein Schauer die Innenseite der Schenkel hochlief und irgendetwas in meinem Magen Purzelbäume schlug. Langsam kam mein Magen wieder ins Lot, der Film wurde unscharf und verschwand schließlich. Ich werde ihn wohl niemals ganz loswerden, aber mit der Zeit werde ich lernen, die Bilderflut zu steuern, sodass es ein unangenehmes Erlebnis unter anderen sein wird.
    »War es so widerlich?« Harald hatte sein Glas hingestellt und seine Mimik und sein Tonfall baten um Entschuldigung.
    Ich nickte.
    »Ein Kumpel vom Polizeirevier hat es mir erzählt. Weder Fernsehen noch Rundfunk noch Zeitungen verlieren ein Wort darüber. Man könnte denken, dass sie Order haben, den Mund zu halten.« Harald sah mich fragend an.
    »Die halten den Topf fest verschlossen«, sagte ich. »Du erfährst nicht die kleinste Andeutung darüber, was vor sich geht, wenn du keine Verbindungen hast, die über die Polizeiwache hinausgehen. Und währenddessen reisen diese Typen aus Paraguay im Land herum.«
    »Diese miesen Verbrecher. Irgendjemand muss doch etwas gegen sie unternehmen. Sie müssen festgenommen werden.« Er schlug so hart mit der Faust auf den Tisch, dass mehrere Gäste sich umdrehten, um zu sehen, was da vor sich ging.
    »Das werden sie wohl

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