Endstation Färöer
zuzustimmen, der sang, dass die Nächte in London und Singapur nichts waren im Vergleich zu einem Samstagabend in Tórshavn.
Und dann gab es Duruta. Sie gehörte zu dem Teil der Polizei, der noch nicht genug von mir hatte. Abgesehen von ihren Qualitäten bezüglich Aussehen und Wesen besaß sie eine weitere, die von großer Bedeutung für mich und mein Wohlbefinden war. Sie war Mitglied im Bacchus, dem zweiten großen Bierclub. Durutas Wohnung lag in der Lucas-Debesargøta, nur wenige Schritte entfernt vom Club oben in der Tróndargøta. Mir hatte der Ølankret immer besser gefallen als der Bacchus, die Atmosphäre unter Mitgliedern und Gästen erschien mir einfacher und direkter. Ansonsten hatte ich nichts gegen den Bacchus. Das Bier war das gleiche, der Whisky auch, und im Endeffekt waren die Mitglieder auch gar nicht so verschieden.
Am Freitag- und Samstagabend vergnügten Duruta und ich uns im Club. Natürlich nur während der Ruhepausen zwischen den Fitnessstunden daheim. Und die waren reichlich und lang und erforderten zum Ausgleich eine Stärkung. Ziemlich viel Fopperei und Sprüche waren dabei, aber sie waren gut gemeint und ohne die giftigen Spitzen, wie Andreas-Petur sie gewöhnlich abgeschossen hatte.
Aber damit war jetzt endgültig Schluss. Ältere Menschen würden sagen, dass Andreas-Petur seinen Frieden gefunden habe. Aber unbestreitbar hatte er nicht nur ›Frieden‹ gefunden. Er war so langsam und zielbewusst gefoltert und verstümmelt worden, dass kein Mensch das hätte überleben können und hinterher im Stande gewesen wäre, darüber zu berichten. Hätten sie ihm nicht einen ölverschmierten Strumpf in den Mund gestopft und wäre er nicht an den Tisch gefesselt gewesen, er wäre zweifellos auf die Knie gefallen und hätte seine Peiniger weinend darum gebeten, es hinter sich zu bringen.
Das Wochenende war nicht nur Vergnügen und Körperertüchtigung, sondern was mich betraf, auch ein Versuch, zu verdrängen, was geschehen war. Der Versuch, unangenehme Erlebnisse in einen dunklen Winkel des Bewusstseins zu stopfen, damit sie nicht mehr freilagen und mich plagten. Die Kombination Duruta und Bacchus waren für dieses Ziel perfekt, und Sonntagmittag, als wir Kaffee tranken und Weißbrot aßen, hatte ich fast alles über den Schoner und Andreas-Petur vergessen. Die Neigung, mich umzuschauen, um zu prüfen, ob mir jemand folgte, hatte sich auch schon beachtlich verringert. Bevor wir in dieser Nacht ins Bett gingen, hatten wir oben in der Tórsgøta gestanden und zur Vestara Vág geschaut. Die Eva war noch nicht zurückgekommen. Dieses Wissen war natürlich ebenfalls eine große Hilfe für mich.
Die Reinigung von Körper und Seele durfte leider nicht länger andauern. Duruta hatte Nachtdienst und bestand darauf, etwas mehr zu schlafen, als ich es ihr in den letzten Tagen erlaubt hatte. Sie lächelte mich seidenweich an und bat mich, nach Hause zu gehen und frühestens am nächsten Tag wiederzukommen. Als ich aus der Tür ging, war ihr letztes Wort, ich möchte doch nicht die ganze Nacht im Bierclub verbringen. Alles auf der Welt hat seinen Preis, auch die Liebe.
Zu Hause stellte ich mich unter die Dusche, rasierte mich und zog mich um. Während ich die Rundfunknachrichten aus der Wohnung über mir hörte, putzte ich meine Schuhe. Schuheputzen ist unglaublich beruhigend, aber ich tue es selten. Normalerweise brauche ich auch keinen Trost. Es passiert nicht so oft, dass ich in einer Woche zweimal niedergeschlagen werde. Und verbrannt werden soll.
Ich zog Schuhe, Jacke und Mantel an, steckte Geld und Schlüssel in die Tasche und war somit gerüstet, Heldentaten zu vollbringen. Große Männer, große Taten, sagte ich zu mir selbst, als ich in Richtung Bacchus ging in der Hoffnung, als Durutas neuer Freund eingelassen zu werden.
Unterwegs traf ich einen Journalisten, den ich aus Dänemark kannte, unsere Pläne waren die gleichen. Kurz darauf standen wir an der bogenförmigen Bar, tranken Schnaps und sprachen über die alten Tage, aber dann wollte er Billard auf hohem Niveau spielen, das heißt nüchtern, und ich ließ ihn gehen. Eine Zeit lang blieb ich an der Bar stehen und schaute mich in dem großen Raum um, in dem ziemlich viele Menschen waren. Da ich keinen von ihnen näher kannte, ließ ich mich auf einem Barhocker nieder, um die Zeitungen vom Samstag zu lesen. Dazu war ich nicht gekommen, solange Duruta in der Nähe war.
Eine halbe Stunde und ein Bier brauchte ich für diese wenig
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