Endstation für neun
Gang und wurde von sechs Schüssen getroffen. In den Taschen hatte er eine Streichholzschachtel, eine Schachtel Bill, eine Busfahrkarte und 1823 Kronen in losen Scheinen. Das war alles.«
»Viel Geld«, sagte Melander nachdenklich. Sie beugten sich über den Tisch und studierten die Bilder des Unbekannten. Er war ein Stück die Rücklehne herabgerutscht und hing halb liegend in seinem Sitz, mit baumelnden Armen und das linke Bein in den Mittelgang ausgestreckt. Die Vorderseite seines Mantels war blutdurchtränkt. Er hatte kein Gesicht mehr.
»So ein Mist«, sagte Gunvald Larsson. »Dass es ausgerechnet der sein muss. Den könnte selbst seine Mutter nicht mehr erkennen.«
Martin Beck studierte wieder die Planskizze an der Wand. Er hob die linke Hand auf Augenhöhe und sagte: »Ich frage mich, ob es nicht doch zwei gewesen sein können.« Die anderen sahen ihn an.
»Wie, zwei?«, fragte Gunvald Larsson.
»Die geschossen haben. Schaut mal, wie brav alle auf ihren Plätzen sitzen geblieben sind. Alle außer dem Mann, der noch lebt, und der könnte genauso gut hinterher von der Bank gefallen sein.«
»Zwei Irre?«, fragte Gunvald Larsson skeptisch. »Auf einen Schlag?«
Kollberg stand auf und stellte sich neben Martin Beck. »Du meinst, jemand hätte eigentlich Zeit haben müssen zu reagieren, wenn es nur einer war. Ja, mag sein. Aber er hat sie förmlich niedergemäht. Das Ganze ging ziemlich schnell, und wenn man bedenkt, wie überraschend es passiert sein muss…«
»Sollen wir mit der Liste weitermachen? Das erfahren wir doch ohnehin, sobald wir wissen, ob eine oder mehrere Waffen im Spiel gewesen sind.«
»Ja, natürlich«, sagte Martin Beck. »Mach weiter, Einar.«
»Dann kommen wir zu Nummer sieben, Kfz-Meister John Källström. Er saß auf dem Platz neben dem Mann, der noch nicht identifiziert werden konnte. Kallström war zweiundfünfzig Jahre alt, verheiratet und wohnte im Karlbergsvägen 89. Seine Frau sagt, dass er aus der Werkstatt in der Sibyllegatan kam, wo er Überstunden gemacht hat. Also alles ganz normal, eigentlich.«
»Außer, dass ihm einer auf dem Heimweg von der Arbeit den Bauch mit Blei vollgepumpt hat«, sagte Gunvald Larsson. »Direkt vor den Mitteltüren am Fenster haben wir Gösta Assarsson, Nummer acht. Zweiundvierzig Jahre alt. Ihm ist der halbe Kopf weggeschossen worden. Er wohnte in der Tegnergatan 40, wo sich auch sein Büro und seine Firma befinden, ein Im und Exportunternehmen, das er zusammen mit seinem Bruder führte. Seine Frau hat keine Ahnung, warum er in dem Bus war. Ihr zufolge hätte er bei einem Vereinstreffen am Narvavägen sein müssen.«
»Oho«, sagte Gunvald Larsson. »Ein Mann auf Abwegen.«
»Jau, es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten. In seiner Aktentasche hatte er eine Flasche Whisky. Johnny Walker, Black Label.«
»Alle Achtung«, sagte Kollberg, der Epikureer war.
»Außerdem war er großzügig mit Kondomen ausgerüstet«, fuhr Rönn fort. »Hatte sieben Stück in seiner Jackentasche. Plus Scheckbuch und über 800 Kronen in bar.«
»Warum gerade sieben?«, sagte Gunvald Larsson. Die Tür ging auf, und Ek steckte den Kopf herein.
»Hammar lässt ausrichten, dass sich alle in einer Viertelstun de bei ihm treffen sollen. Besprechung. Also um Viertel vor elf.« Er verschwand wieder.
»Okay, machen wir weiter«, sagte Martin Beck. »Wo waren wir stehengeblieben?«
»Bei dem Mann mit den sieben Parisern«, antwortete Gunvald Larsson.
»Gibt es zu ihm noch etwas zu sagen?«, fragte Martin Beck. Rönn studierte sein vollgekritzeltes Blatt. »Ich glaube nicht.«
»Dann weiter«, sagte Martin Beck und setzte sich an Gunvald Larssons Schreibtisch.
»Zwei Sitzreihen vor Assarsson haben wir Nummer neun, Frau Hildur Johansson, achtundsechzig Jahre alt, Witwe, wohnhaft Norra Stationsgatan 119. Schüsse in die Schulter und durch den Hals. Sie hat eine verheiratete Tochter in der Västmannagatan und war auf dem Heimweg von dort, nachdem sie die Kinder gehütet hatte.«
Rönn faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Brusttasche seines Jacketts. »Das war alles«, sagte er.
Gunvald Larsson seufzte und ordnete die Fotos in neun säuberlichen Stapeln. Melander legte seine Pfeife weg, murmelte etwas und ging auf die Toilette.
Kollberg kippelte auf seinem Stuhl und sagte: »Und was haben wir jetzt daraus gelernt? Dass an einem ganz normalen Abend in einem ganz normalen Bus neun ganz normale Menschen ohne ersichtlichen Grund mit einer Maschinenpistole
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