Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
nach elf alarmiert. Wenn wir jetzt großzügig rechnen und sagen, dass ihr eine halbe Minute am Funkgerät herumgefummelt habt und die Einsatzzentrale fünfzehn Sekunden gebraucht hat, um Kontakt zu mir aufzunehmen, bleiben trotzdem noch mehr als vier Minuten. Was habt ihr in dieser Zeit gemacht?«
    »Tja«, sagte Kvant.
    »Nun, ihr seid herumgerannt wie vergiftete Ratten und durch Blut und Hirnsubstanz getrampelt und habt die Position der Leichen verändert und was noch alles. Vier Minuten lang.«
    »Ich kann wirklich nicht erkennen, was daran konstruktiv…«, setzte Martin Beck an und wurde sofort von Gunvald Larsson unterbrochen.
    »Doch, warte noch eine Sekunde. Wenn wir berücksichtigen, dass diese Gestalten vier Minuten damit zugebracht haben, sämtliche Spuren am Tatort zu zerstören, kamen sie tatsächlich um dreizehn Minuten nach elf dort an. Aber sie sind nicht aus eigenem Antrieb dorthin gefahren, sondern wurden von dem Mann alarmiert, der den Bus als Erster entdeckt hat. Stimmt's?«
    »Stimmt«, sagte Kvant.
    »Der alte Knacker mit dem Hund«, ergänzte Kristiansson. »Ja, genau. Sie wurden von einer Person angehalten, deren Namen zu notieren sie für nicht nötig erachteten und die wir womöglich niemals identifiziert hätten, wenn der Mann nicht so freundlich gewesen wäre, heute von sich aus herzukommen. Wann habt ihr den Mann mit dem Hund zum ersten Mal gesehen?«
    »Tja«, sagte Kvant.
    »Ungefähr zwei Minuten bevor wir zu dem Bus kamen«, antwortete Kristiansson und musterte seine Stiefel. »Ja, genau. Weil sie seiner Aussage nach mindestens eine Minute damit vergeudet haben, im Auto zu sitzen und ihn zu belehren. Uber Hunde und weiß der Geier was. Habe ich recht?«
    »Ja«, murmelte Kristiansson.
    »Als ihr alarmiert wurdet, war es folglich schätzungsweise zehn oder elf Minuten nach elf. Wie weit war der Mann von dem Bus entfernt, als er euch angehalten hat?«
    »Etwa dreihundert Meter«, sagte Kvant.
    »Richtig, richtig«, bestätigte Gunvald Larsson. »Und weil dieser Mann siebzig Jahre alt ist und außerdem einen kranken Dackel mitschleifen musste…«
    »Krank?«, fragte Kvant erstaunt.
    »Ja, genau«, erwiderte Gunvald Larsson. »Der verdammte Köter hat einen Bandscheibenvorfall, seine Hinterbeine sind fast gelähmt.«
    »Allmählich wird mir klar, worauf du hinauswillst«, sagte Martin Beck.
    »Sieh mal an. Ich habe den Alten die Strecke heute nämlich Probe laufen lassen. Mit Hund und allem. Drei Mal, dann konnte der Hund nicht mehr.«
    »Das ist ja Tierquälerei«, sagte Kvant empört. Martin Beck warf ihm einen überraschten und interessierten Blick zu.
    »Jedenfalls haben die beiden es bei keinem Durchgang geschafft, die Zeit unter drei Minuten zu drücken. Also muss der Mann den stehenden Bus spätestens sieben Minuten nach elf gesehen haben. Und wir wissen mit fast hundertprozentiger Sicherheit, dass das Massaker zwischen drei und vier Minuten vorher begangen wurde.«
    »Woher wissen wir das?«, erkundigten sich Kristiansson und Kvant aus einem Mund.
    »Das geht euch nichts an«, erwiderte Gunvald Larsson. »Kriminalassistent Stenströms Uhr«, sagte Martin Beck. »Eine der Kugeln durchdrang seinen Brustkorb und blieb im rechten Handgelenk stecken. Sie hat die Krone seiner Armbanduhr abgeschlagen, einer Omega Speedmaster, was nach Auskunft eines Experten die Uhr im selben Moment stoppte. Um genau drei Minuten und siebenunddreißig Sekunden nach elf.« Gunvald Larsson sah ihn missbilligend an. »Wir, die wir Kriminalassistent Stenström kannten, wissen, dass er es mit der Uhrzeit sehr genau nahm«, sagte Martin Beck traurig. »Er war das, was Uhrmacher einen Sekundenfuchs nennen. Das heißt, seine Uhr ging immer auf die Sekunde genau. Mach weiter, Gunvald.«
    »Der Mann mit dem Hund ging, vom Karlbergsvägen kommend, die Norrbackagatan entlang. Ganz am Anfang der Straße wurde er von dem Bus überholt. Er benötigte ungefähr fünf Minuten, um die Norrbackagatan herunterzustiefeln. Der Bus benötigte für die gleiche Strecke ungefähr fünfundvierzig Sekunden. Er begegnete unterwegs niemandem. Als er zur Straßenecke kam, sah er den Bus auf der anderen Straßenseite stehen.«
    »Ja, und?«, fragte Kvant. »Halt's Maul«, erwiderte Gunvald Larsson. Kvant machte eine heftige Bewegung und öffnete den Mund, hielt sich aber nach einem Blick auf Martin Beck zurück. »Er sah nicht, dass die Fenster zerschossen waren, was, nebenbei bemerkt, auch diesen beiden Phänomenen hier entgangen

Weitere Kostenlose Bücher