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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ungeduldigen Geste zum Schweigen. Ihm schwanten Unannehmlichkeiten. Gunvald Larsson blieb eine Weile schweigend vor ihnen stehen. Schließlich nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz, seufzte schwer und sagte:
    »Wie lange seid ihr schon bei der Polizei?«
    »Acht Jahre«, antwortete Kvant. Gunvald Larsson nahm ein Blatt Papier vom Tisch und studierte es.
    »Könnt ihr lesen?«, fragte er.
    »Ja, sicher«, antwortete Kristiansson, noch ehe Kvant ihn davon abhalten konnte.
    »Dann lest«, sagte Gunvald Larsson und schob das Blatt zu ihnen hinüber.
    »Begreift ihr, was da geschrieben steht? Oder muss ich es euch genauer erklären?« Kristiansson schüttelte den Kopf.
    »Ich erkläre es euch gern«, meinte Gunvald Larsson. »Das da ist ein vorläufiger Bericht über die Untersuchung des Tatorts. Darin heißt es, dass zwei Personen mit Schuhgröße sechsundvierzig in dem ganzen verdammten Bus ungefähr einhundert Fußabdrücke hinterlassen haben, sowohl auf dem oberen wie auch auf dem unteren Deck. Was meint ihr, wer könnten diese beiden Personen wohl gewesen sein?« Keine Antwort.
    »Um die Sache etwas genauer zu erläutern, möchte ich hin zufügen, dass ich eben noch mit einem Experten vom Labor gesprochen habe, der meinte, der Tatort habe ausgesehen, als wäre dort eine Herde Flusspferde stundenlang umhergetrampelt. In den Augen dieses Experten ist es unfassbar, dass eine Horde menschlicher Wesen, die nur aus zwei Individuen besteht, in so kurzer Zeit praktisch alle Spuren vernichten kann.« Kvant verlor allmählich die Geduld und starrte den Mann hinter dem Schreibtisch wütend und stechend an. »Nun ist es ja bekanntermaßen so, dass Flusspferde und andere Tiere in der Regel nicht bewaffnet auftreten«, sagte Gunvald Larsson sanft. »Nichtsdestotrotz hat jemand mit einer 7,65-Millimeter-Walther in dem Bus geschossen, genauer gesagt durch den vorderen Treppenaufgang nach oben. Die Kugel prallte von der Decke ab und wurde im Polster eines Sitzes auf dem Oberdeck sichergestellt. Könnt ihr euch denken, wer diesen Schuss abgefeuert hat?«
    »Wir«, sagte Kristiansson. »Das heißt ich.«
    »Ach wirklich? Und worauf habt ihr geschossen?« Kristiansson kratzte sich unglücklich im Nacken. »Auf nichts«, sagte er.
    »Es war ein Warnschuss«, erläuterte Kvant. »Für wen bestimmt?«
    »Wir dachten, der Mörder wäre vielleicht noch im Bus und würde sich im ersten Stock verstecken«, antwortete Kristiansson. »Und, hat er das getan?«
    »Nein«, sagte Kvant.
    »Woher wisst ihr das? Was habt ihr nach der Kanonade gemacht?«
    »Wir sind hochgegangen und haben nachgesehen«, sagte Kristiansson.
    »Es war niemand da«, ergänzte Kvant.
    Gunvald Larsson stierte sie eine gute halbe Minute an. Dann schlug er mit der rechten flachen Hand auf den Tisch und schrie:
    »Ihr seid also alle beide hochgegangen! Wie zum Teufel konntet ihr nur so bescheuert sein?«
    »Wir sind aus zwei Richtungen gekommen«, sagte Kvant defensiv. »Ich bin hinten hoch, und Kalle hat die vordere Treppe genommen.«
    »Damit der, der oben war, nicht entkommen konnte«, verbesserte Kristiansson.
    »Aber da oben war doch verdammt nochmal keiner! Alles, was ihr geschafft habt, ist, jede einzelne Fußspur unbrauchbar zu machen, die es in dem ganzen bescheuerten Bus gab!
    Ganz zu schweigen von den Spuren draußen! Und warum seid ihr eigentlich zwischen den Leichen herumgetrampelt? Um alles noch mehr mit Blut zu verschmieren?«
    »Um zu sehen, ob noch jemand lebt«, sagte Kristiansson. Er wurde blass und schluckte hart.
    »Fangjetzt nicht wieder an zu kotzen, Kalle«, mahnte Kvant. Die Tür ging auf, und Martin Beck kam herein. Kristiansson stand sofort auf, und einen Moment später folgte Kvant seinem Beispiel.
    Martin Beck nickte ihnen zu und sah Gunvald Larsson fragend an.
    »Bist du das, der hier so herumschreit? Das bringt doch nichts, so auf den Jungs herumzutrampeln.«
    »O doch«, sagte Gunvald Larsson. »Es ist konstruktiv.«
    »Konstruktiv?«
    »Ja, genau, diese beiden Idioten hier…«
    Er unterbrach sich und sortierte sein Vokabular neu.
    »Die beiden Kollegen hier sind nämlich die einzigen Zeugen, die wir haben. Und jetzt hört mir mal gut zu, ihr zwei! Um wie viel Uhr seid ihr zum Tatort gekommen?«
    »Dreizehn Minuten nach elf«, antwortete Kvant. »Exakt. Ich habe die Uhrzeit auf meinem Chronometer genommen.«
    »Und ich saß an exakt derselben Stelle, an der ich auch jetzt sitze«, erwiderte Gunvald Larsson. »Ich wurde um achtzehn Minuten

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