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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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etwas Handfestes gegen ihn, sonst ist er wieder auf freiem Fuß.«
    »Wobei wir bei den Tatverdächtigen wären«, Walde hielt das Extrablatt hoch. »Wenn das stimmt, was hier steht, sind die Hintermänner zum zweiten Mal in Erscheinung getreten. Nach dem missglückten Tauchgang am Wrack der Populis scheinen sie jetzt Zähne zu zeigen.«
    »Was wollten die da eigentlich?«, fragte Harry.
    »Ich denke mal, die Leichen rausholen. Das wäre ihnen auch um ein Haar gelungen. Wenn dieser Taucher ihnen nicht zuvorgekommen wäre, hätten sie die Leichen beseitigen und die ganze Sache womöglich vertuschen können.«
    Harry dachte laut: »Einen hätte ich treiben lassen und die anderen vier …«
    »Das werde ich wohl nicht der Presse anbieten können«, versuchte Monika zum Thema zurückzukehren.
    »Fassen wir zusammen«, sagte Walde. »Die Aufgabenverteilung zwischen uns bleibt wie gehabt. Wir setzen alles daran, Herkunftsland oder Herkunftsländer der Opfer und die Wege, die sie von dort eingeschlagen haben, zu ermitteln. Wir befragen weiterhin, sofern es medizinisch möglich ist, den Kapitän und seinen Steuermann, falls der zu einer Aussage bereit sein sollte. Drittens versuchen wir, an die Hintermänner, die Schleuserbande oder was immer sich hinter diesen Kerlen verbirgt, die zum Boot getaucht und heute Nacht die Zeitung unter Druck setzen wollten, heranzukommen.«
    »Falls es sich um ein und dieselben handelt«, warf der Staatsanwalt ein.
    Stiermann schaute auf seine Uhr: »In zehn Minuten ist es soweit. Haben wir genug facts für die Presse?«
    Monika hatte sich auf einem Block Notizen gemacht: »Wer möchte mit mir die Verlautbarung abstimmen?«
    Nur Staatsanwalt Roth nickte.
    Damit war die Konferenz beendet.
    *
    Vor der Gerüchteküche waren alle Stühle besetzt. Ein Mädchen verteilte in gewohnter Weise Extrablätter an die Passanten. Die Tür stand offen. Elfie und zwei Verkäuferinnen wuselten hinter dem Tresen, bedienten an der Verkaufstheke und liefen zwischen den Gästen hin und her, die sich auf den Barhockern und an den Tischen niedergelassen hatten, um das Geschehen hinter der Glasscheibe zu beobachten.
    Uli sprach im Scheinwerferlicht ins Mikrofon eines Fernsehmannes. Walde stand unschlüssig in der zweiten Reihe hinter der Theke.
    »Ich hab’ dich nicht übersehen«, rief ihm Elfie zu. »Aber du siehst ja, was los ist, außerdem möchtest du bestimmt zu Uli.« Sie kam um die Theke herum. Es gab nirgends einen Platz, wo sie ungestört hätten reden können. Sie zog ihn zum Toilettengang und steckte einen Schlüssel in die Tür, auf der in großen Buchstaben PRIVAT stand. Sie setzte sich auf eine Stufe der Wendeltreppe und deutete Walde an, ebenfalls Platz zu nehmen.
    Er setzte sich eine Stufe tiefer.
    »Ich weiß, dass du mit Uli reden willst, ich hab’ auch gar nichts mitgekriegt, was da heut’ Nacht passiert ist«, sie zögerte einige Sekunden. »So richtig haben wir beide noch nie miteinander geredet. Du bist ja auch noch mit Ulis Frau befreundet, das kann ich verstehen, ich wollte auch nicht einfach so fallen gelassen werden.«
    Sie schaute ihm dabei gerade in die Augen. Walde spürte, dass sie ziemlich aufgewühlt war. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen.
    »Du bist doch sein Freund«, fuhr sie fort. »Rede mit ihm. Er soll aufhören, weiter in der Geschichte mit diesem Schiff herum zu stochern. Diese Sache ist eine Nummer zu groß für ihn. Da steckt mit Sicherheit eine Organisation dahinter.« Sie kämpfte mit den Tränen.
    »Ich schätze, ihr bekommt Polizeischutz, wenn er weitermacht.«
    »Weitermacht?«, sie lachte gequält, »Das hat er doch schon. Was hilft uns Polizeischutz? Klar, wenn sie wiederkommen, schreckt ihr sie ab oder schnappt sie. Aber so blöd sind die nicht. Die werden sich etwas anderes einfallen lassen oder einfach warten und irgendwann einmal, später, andere vorbeischicken.«
    Walde wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Bei organisiertem Verbrechen war die Ermittlungsarbeit schwierig, eine ganze Bande zu zerschlagen, fast unmöglich.
    »Ich werde alles dransetzen, das zu verhindern. Aber ich glaube, letzte Nacht, das war mehr ein Racheakt dafür, dass Uli die ganze Geschichte aufgedeckt hat. Die polizeilichen Ermittlungen laufen, und – bei allem Respekt – Uli wird kaum noch Entscheidendes zur Aufklärung beitragen können.«
    Sie seufzte: »Das hört sich gut an, hoffentlich hast du Recht!«
    *
    Das Interview war beendet. Uli schenkte sich hinter der

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