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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hingen. Walde musste sich daran erinnern, dass es Anfang Mai war, um nicht in Trübsinn zu verfallen.
    »Es war der Herzmuskel, der unserer Medusa das Ertrinken erspart hat«, sagte der Pathologe.
    »Hätte man ihr helfen können?«, fragte Walde immer noch mit Blick zum Fernsehturm auf dem Petrisberg.
    »Ich denke schon, wenn die allergische Reaktion sofort behandelt worden wäre, die Symptome waren deutlich.«
    Walde dachte daran, dass damit unterlassene Hilfeleistung als weiterer Vorwurf gegen die beiden Schiffer hinzukommen würde.
    »Die anderen vier sind ertrunken. Sie waren weder HIV-positiv noch hatten sie Hepatitis oder andere Krankheiten. Ganz im Gegenteil, sie waren nach meinem Eindruck in einem fitten Zustand.«
    »Sportler?«, fragte Walde.
    »Daran habe ich auch gedacht, an schlanke, langbeinige Läufer«, bestätigte Hoffmann.
    »Das ergibt aber keinen Sinn, als Sportler muss man in der Öffentlichkeit auftreten«, dachte Walde laut. »Da reist man nicht illegal ein.«
    »Ich habe mich gefragt, warum alle einer eingehenden Untersuchung unterzogen wurden.«
    Walde hatte die Fotos der Toten aus einem Umschlag genommen und breitete sie auf seinem Schreibtisch aus: »Ich habe noch nie gehört, dass eine Schleuserbande medizinische Tests durchführen lässt.«
    »Vielleicht ging es um Prostitution, und Aids oder Geschlechtskrankheiten sollten ausgeschlossen werden?« Dr. Hoffmann sprach immer schleppender. Walde befürchtete, er könne während des Gesprächs einschlafen.
    »Oder billige Arbeitskräfte, Söldner, Terroristen, Killer«, spann Walde den Faden weiter.
    »Ich denke darüber nach«, versprach der Arzt und legte ohne Abschied auf.
    »Danke«, sagte Walde in die leere Leitung.
    *
    Es klopfte. Grabbe kam herein. Er hatte offensichtlich vor der Tür gewartet, bis das Gespräch beendet war.
    »Es ist zwar jetzt nicht der geeignete Moment …«, sagte Walde.
    »Dann komme ich später noch mal«, fiel ihm Grabbe ins Wort.
    »Nein, ich meine für das, worüber ich mit dir reden möchte.« Walde wies auf einen Stuhl. »Eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit dafür, aber die Stimmung ist hier zurzeit so mies, dass es nicht anders geht. Ich habe mit den anderen noch nicht über diese Puppengeschichte gesprochen, aber ich kann mir denken, was der Anlass dafür war.«
    Grabbe hatte ihm gegenüber auf dem äußersten Rand eines Stuhls Platz genommen und sagte kein Wort. Walde schien es, als halte sein Kollege die Luft an.
    »Du hast einfach schon zu oft falschen Alarm gegeben. Verstehst du? Das regt die Kollegen auf, wenn sie wegen jedem Kinkerlitzchen gerufen werden. Längst nicht jede Leiche mit unklarer Todesursache resultiert aus einem Kapitalverbrechen.« Grabbe schwieg weiter.
    »Hinter den meisten Selbsttötungen vermutest du Fremdverschulden, du überstehst immer noch keine Minute in der Pathologie, du durftest die beiden Holländer nicht in eine Zelle sperren …«
    »Und damals die Pressekonferenz, die ich vermasselt habe«, ergänzte Grabbe, der seine Sprache wiedergefunden hatte.
    »Wir müssen jetzt nicht alles aufführen, was du verbockt hast. Ich habe nicht vergessen, was du an guten Beiträgen und Ideen beigesteuert hast. Also, machen wir es kurz, ab sofort beschränkst du dich so weit wie möglich auf den Innendienst, und wenn der aktuelle Fall gelaufen ist, setzen wir uns zusammen und besprechen das Weitere ganz in Ruhe.« Walde stand auf und öffnete das Fenster.
    »Heißt das, ich fliege raus?«, nuschelte Grabbe.
    »Wie gesagt, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt«, wich Walde aus.
    Gabi kam ohne anzuklopfen ins Zimmer. Sie warf einen Blick auf den betrübt auf dem Stuhl hockenden Grabbe: »Ich komme gleich wieder.« Sie drehte sich auf ihren spitzen Absätzen um.
    »Was gibt’s?«, hielt Walde sie zurück.
    Grabbe putzte sich lautstark die Nase.
    Gabi stellte sich hinter ihn und deutete mit einer Bewegung ihres Zeigefingers unter dem Auge an, Grabbe wäre am Weinen.
    Walde tat so, als habe er nichts bemerkt und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
    »Wegen denen da komme ich«, Gabi tippte mit ihren langen Fingernägeln auf die Fotos.
    »Ich werde meine Fühler auch über meine Reviergrenzen nach Luxemburg und Frankreich ausstrecken. Dafür brauche ich aber zwei, drei Tage, beziehungsweise Nächte. Geht das in Ordnung?«
    »Was denkst du?«, fragte Walde.
    »So wie die aussehen«, Gabi nahm eins der Fotos vom Schreibtisch. »Ich meine jetzt natürlich nicht in diesem

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