Endstation Mosel
Theke Kaffee ein. Als er Elfie sah, wedelte er mit einem Scheck. Sie nahm ihn wortlos und verstaute ihn in der Kasse.
Uli zog seine Sonnenbrille aus. Sein rechtes Auge war hinter einer gewaltigen roten Schwellung verschwunden.
»Warst du beim Arzt?«, fragte ihn Walde zur Begrüßung.
»Die Brille hatte zum Glück Kunststoffgläser«, antwortete Uli.
»Er hätte ein Auge verlieren können!«, sagte Elfie.
Uli zog die Sonnenbrille wieder an und wollte Walde ins Büro schleusen. Der warf einen Blick in das Chaos aus kaputten Bildschirmen, Papier und Glas.
»Gehen wir hoch«, Uli reichte Walde einen Schlüssel. »Ich sag’ nur noch den Leuten vom SWR Bescheid.«
Auf der engen Treppe zog Walde den Kopf ein. Oben in der Küche nahm er sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Auf dem Tisch lagen Verbandszeug, Kühlakkus und eine Packung Schmerztabletten.
Ulis erster Griff galt der Packung, als er in die Küche gehumpelt kam. Er drückte eine Tablette aus der Folie und spülte sie mit einem Schluck aus Waldes Glas hinunter.
»Was ist mit deinem Bein?«
»Bin in eine Scherbe getreten.« Uli erzählte, was sich in der Nacht zugetragen hatte. Die Pistole in seinem Hosenbund erwähnte er nicht. Er hatte sie nicht einsetzen können.
Dann kam er auf den Schaden zu sprechen: »Die beiden flachen Monitore waren neu. Der Drucker reagiert auch nicht mehr. Ich musste das Extrablatt in einem Copyshop fertigen lassen.«
»Warum hast du mich nicht gerufen?«, fragte Walde.
»Das hab’ ich doch getan!«
Walde erinnerte sich an die Nachricht von Grabbe. »Aber erst heute Morgen.«
»Ich musste noch vorher meinen Job machen. Und dann …«, er lächelte, zuckte aber vor Schmerz zusammen. »Dann hab’ ich die Story an alle größeren Sender und Nachrichtenagenturen gemailt. Das war eben der dritte Scheck für heute, den ich von einem Privatsender gekriegt hab’. Das reicht schon dicke, um den Schaden zu bezahlen, von der Publicity ganz zu schweigen. Niemand bekommt etwas exklusiv, aber jeder, der etwas haben will, muss auch dafür bezahlen.«
»Und was meine Ermittlungen angeht, hättest du längst die Polizei einschalten können.«
»Wir haben es bisher so gehandhabt, dass wir Job und Privatbeziehung streng getrennt haben«, Uli zog einen Stuhl heran und legte den verletzten Fuß hoch.
»Ich kann mich nicht entsinnen, dass du mich in all den Jahren, was Informationen betrifft, bevorzugt behandelt hast. Und das ist auch gut so.«
Walde nickte: »Das ist in Ordnung. Aber in diesem Fall liegt die Sache anders. Wir hängen hier von Anfang an zusammen drin, was natürlich nicht bekannt werden sollte. Aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel.«
»Der Typ, der mir«, er zeigte auf sein verletztes Auge, »das hier verpasst hat, hatte einen luxemburgischen Akzent. Der andere hat in meiner Gegenwart nicht gesprochen. Der hat vorher was zu Britta gesagt. Sie meint, er hätte einen hiesigen Dialekt gesprochen. Beide trugen Handschuhe. Auf den Geräten bei mir im Büro werden sich schwerlich Fingerabdrücke finden lassen. Die Gläser, aus denen sie getrunken haben, hat Britta in Scherben verwandelt«, versuchte Uli seinen Freund zu beschwichtigen. »Neunzig Prozent von dem, was passiert ist, steht inklusive der Täterbeschreibung im Extrablatt. Das und den Rest werde ich, wenn du es wünschst, heute Mittag im Präsidium zu Protokoll geben und natürlich auch Anzeige erstatten.«
»Was ist mit Britta?«
»Die steht noch ziemlich unter Schock, ich werde versuchen, sie mitzubringen.«
»Gut, wende dich an Harry, er wird euch ein paar Bilder vorlegen, vielleicht erkennt ihr einen der Täter wieder. Ich werde deinen Laden vorerst unter Bewachung stellen lassen«, Walde erhob sich.
»Hat Elfie das angeleiert?«
Walde nickte und ging zur Tür: »Sie macht sich Sorgen, aber ich hätte das sowieso veranlasst.«
»Wie steht es mit dem Fall? Gibt es schon Obduktionsergebnisse?«, rief Uli ihm nach.
Walde schaute auf die Uhr: »Im Moment läuft die Pressekonferenz. Da hättest du hingehen sollen.«
»Jetzt hört sich aber alles auf«, schnaubte Uli.
»Komm’ erst mal ins Präsidium und mach’ deine Aussage, und dann gibt dir Monika vielleicht eine Pressemitteilung. Übrigens, ich kann heute wahrscheinlich nicht zum Skatabend kommen.«
*
Am Nachmittag rief ein sehr müde klingender Dr. Hoffmann an. Walde sah während des Gesprächs aus seinem Bürofenster auf die Stadt, über der herbstlich anmutende Nebelschleier
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