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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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lange Liste mit Leuten, bei denen sie sich, ohne nähere Angaben zu machen, bedankte, Beautyfarmen und Krankenhäuser.
    »Wie hieß das Boot?«, fragte Walde.
    Grabbe blätterte zurück: »SpeedIII.«
    »Da könnte sie zurzeit sein.«
    Es klopfte. Meier vom Dezernat für Vermögensdelikte kam ins Zimmer: »Stör’ ich?«
    »Nehmen Sie Platz«, forderte ihn Walde auf.
    Meier legte eine Mappe auf den Schreibtisch: »Ich wollte Ihnen das von der Spurensicherung übergeben. Die Kollegen mussten raus.«
    »Was liegt denn so Dringendes an?«, fragte Walde.
    »Es soll jemand versucht haben, in die Landeszentralbank einzubrechen. Ich fahr’ da jetzt auch hin«, Meier war schon wieder auf dem Weg zur Tür. »Wenn noch Fragen sein sollten, können Sie die Kollegen anrufen, sie sind sicher wieder in zwei, drei Stunden zurück.« Damit verschwand er.
    Walde nahm die Mappe und überflog das Deckblatt, auf dem eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Spurensicherung stand.
    »Und?«, fragte Grabbe, als Walde die Mappe wieder auf den Tisch legte.
    »Hinweise auf Togo, Ghana und Frankreich, keine Namen, nichts, was uns groß weiter hilft.«
    *
    Walde rief Stadler auf dem Polizeischiff an: »Haben Sie schon die Fotos?«, war Stadlers erste Frage.
    »Ja, aber noch keine Kopien für Sie, das wird noch ein paar Tage dauern.«
    »Wie sind sie geworden?«
    »Was?« Walde war irritiert. Wollte sich Stadler allen Ernstes nach der Qualität dieser ekelhaften Bilder erkundigen?
    »Die Bilder«, Stadler besann sich. »Ach, ist nicht so wichtig, ich kann sie ja bald selbst sehen. Warum rufen Sie an?«
    »Wir suchen nach einer Luxemburgerin, die eine Yacht mit dem Namen Speed III besitzt. Sagt Ihnen der Name Goedert etwas.«
    »Lilian, hat sie was verbrochen?«
    »Sie kennen sie? Halten Sie es für möglich, dass sie mit ihrem Boot unterwegs ist?«
    »Wenn sie sich nicht gerade liften lässt oder die Mosel zugefroren ist oder sie den Garda-See unsicher macht, durchaus.«
    »Sie scheinen sie ja gut zu kennen.«
    »Mhm, kann man so sagen. Darf ich fragen, um was es geht?«
    »Ihre Telefonnummer wurde beim Bootsmann der Populis gefunden«, antwortete Walde.
    »Ich halte Ausschau nach ihr. Wenn ich etwas höre, melde ich mich.«
    *
    Am Abend hatte Walde die Kollegen zu sich nach Hause eingeladen. Zwei große Töpfe Spaghetti und zwei kleinere, in denen eine vegetarische und eine Fleischsoße köchelten, forderten die auf vollen Touren laufende Dunstabzugshaube. Zwei Flaschen Rotwein waren bereits entkorkt, als es gegen 20 Uhr klingelte.
    Wenig später saßen sie zu sechst mit angelegten Ellenbogen, jeder auf sein Essen konzentriert, um den zu kleinen Tisch.
    »Und du hast wirklich nicht Geburtstag?«, fragte Grabbe, der als erster Gabel und Löffel in seinen leeren Teller legte.
    »Sein Geburtsdatum hast du in zwei Sekunden auf deinem Rechner, wenn du es nicht glaubst«, sagte Monika mit vollem Mund.
    »Möchte noch jemand Nudeln?« Walde begann abzuräumen.
    Nach dem Abwasch, den die drei Nichtraucher besorgten, versammelten sie sich wieder um den Tisch. Walde hatte zwei Kannen Kaffee, Mineralwasser und einen Becher mit Kulis und Bleistiften auf den Tisch gestellt. Auch ein kleiner Stapel Papier lag für diejenigen bereit, die vergessen hatte, Schreibzeug mitzubringen.
    Die Raucher waren auf dem Balkon so in ihr Gespräch vertieft, dass Grabbe und Harry sie herein bitten mussten.
    Es dauerte eine Weile, bis alle ihren Kaffee hatten und die Gespräche verstummten.
    »Auch wenn wir uns hier in diesem Rahmen treffen, möchte ich jetzt um eure Aufmerksamkeit bitten und mit der Lagebesprechung im Fall Populis beginnen«, Walde bemerkte, dass sich beim Namen Populis eine Ernsthaftigkeit um den Tisch einstellte, wie sie ebenso im Besprechungsraum des Präsidiums vorhanden gewesen wäre.
    Waldes Telefon klingelte. Mist, das konnte um diese Zeit nur Doris oder Jo sein. Er stand auf: »Sorry, Grabbe, bitte berichte über das, was du herausgefunden hast.«
    In der Tür zur Diele drückte Walde die Empfangstaste. Stadler war am Telefon. Mit ihm hatte Walde absolut nicht gerechnet.
    »Speed III ist vor ein paar Minuten hinter Cochem bei Müden talwärts durch die Staustufe geschleust worden.«
    Walde war drauf und dran nach der Richtung zu fragen, besann sich aber im letzten Moment und fragte: »War sie an Bord?«
    »Das konnten die Schleusenwärter nicht sagen.«
    »Wo könnte sie jetzt sein?«
    »Madame Goedert oder das Schiff?«
    »Die Speed III«,

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