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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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Betreuer von illegalen Drogen müssen sich manchmal ablenken«, lästerte ich zurück.
    Stefan sah mich irritiert an. Er ist Drogentherapeut und außerdem Betreuer im ambulant betreuten Wohnen für Menschen im Methadon-Programm. Sprich im »Bereich illegale Drogen«. Ambulant betreutes Wohnen gibt es nämlich auch noch für Leute mit anderen Problemen. Ich komme mit dieser Amtssprache bis heute nicht klar und ziehe ihn immer damit auf. Normalerweise kann er mitlachen, aber wenn ich vor potenziellen Klienten oder in diesem Fall Klientinnen darüber spotte, reagiert er schon mal zurückhaltend. Also erklärte ich ihm, worum es ging, und zu meiner Erleichterung sagte er sofort zu.
    Ich gab die frohe Botschaft an Nele weiter, bat sie aber sicherheitshalber, Hotte anzurufen und zu fragen, ob er damit einverstanden sei. So groß war seine Bude nun auch wieder nicht.
    »Hörma!«, rief Nele, aber sie meinte nicht mich. Sie sprach mit Hotte, der offenbar neben ihr saß. Oder lag? Wie auch immer, wir waren für den Sonntagnachmittag zum DVD gucken verabredet. Und ich freute mich drauf.
    Ich wurde davon wach, dass jemand mich rüttelte. »Katja, mach schon, wach auf!«
    Ich schlug die Augen auf und sah einer blassen, ungeschminkten Nele in die Augen.
    Sofort saß ich aufrecht im Bett.
    »Was ist?«, murmelte mein Liebster, wälzte sich auf die andere Seite und drückte sich das Kissen auf das Ohr.
    »Diese Grimme hat einer kaltgemacht.«
    »Was?«
    Nele erhob sich von meiner Bettkante und herrschte mich an: »Jetzt steh endlich auf!«
    »Was ist denn mit dir los?«, brummte Stefan, zog sich die Bettdecke ans Kinn und musterte Nele mit einem empörten Blick.
    Ich konnte mich noch immer nicht rühren. »Woher weißt du das?«
    Nele steckte sich eine Kippe an. Normalerweise herrscht in meinem Schlafzimmer Rauchverbot, und daran halte ich mich auch. Sogar was die Zigarette danach betrifft. Ich machte mir noch nicht einmal jetzt, nach dieser unglaublichen Nachricht, eine an. Stefan allerdings schockierte Neles Regelbruch so sehr, dass er sich aufsetzte, sich das T-Shirt überzog, auf dem Boden nach seiner Jeansjacke tastete, seine Zigaretten herauszog und sich eine in den Mund steckte. Ich nahm sie ihm wieder weg.
    »Hier wird nicht geraucht«, sagte ich drohend, den Blick auf Nele gerichtet. Die mich einfach ignorierte.
    »Der Hotte hat mich angerufen, ob ich den Express gelesen hätte. Da steht drin, eine Pflegemutter in Lindenthal wär grausam ermordet worden. Und eines ihrer Pflegekinder, ein zehnjähriger Junge, wär abgängig. Und daneben ist ein Foto vom Marco.«
    »Ich mach mich gleich fertig, und dann gehen wir zu Hotte«, murmelte ich und kroch mehr, als dass ich ging, ins Badezimmer. Während ich Katzenwäsche machte, überlegte ich, was das alles zu bedeuten hatte. Und was ich jetzt tun sollte. Als ich in die Küche kam, gab es Tee für mich und Kaffee für Stefan, Nele und Hertha, die inzwischen auch bei mir eingelaufen war. Auf dem Boden stand ein Schälchen Milch für Rosa. Ich nickte Hertha dankbar zu.
    Wir hielten Kriegsrat. Nele, die der Polizei grundsätzlich nur Schlechtes zutraut, ging davon aus, dass sie Marco für den Mörder hielten.
    »Doch nich ‘n Kind!«, wandte Hertha kopfschüttelnd ein. »Das is doch Quatsch!« Sie rieb sich schon wieder das Knie, das offenbar immer noch schmerzte. Stefan meinte, wir müssten nun doch die Polizei verständigen.
    »Nein«, widersprach ich, »es hat keinen Sinn, wenn jetzt irgendein Bulle vorbeikommt und den Jungen noch panischer macht. Morgen ist Tina Gruber zurück, so lange können wir warten.«
    »Kommt ihr jetzt endlich!« Nele stand schon in der Tür. Stefan musste zum Eifeltor, er sollte bei der Wochenendvergabe aushelfen. Hertha erhob sich schwerfällig.
    »Ich leg mich mal lieber was hin, mit dem Knie«, verkündete sie und zwinkerte mir zu.
    Ich zwinkerte zurück. Ich hatte Hertha letzten Winter mit der schmerzlindernden Wirkung bekannt gemacht, die Cannabis auf Rheumaattacken hat. Seither schätzt sie eine gute Tüte. Nicht nur, wenn die Knie Probleme machen. Nele zuliebe hatte sie sich allerdings ziemlich zurückgehalten, denn Nele sollte nicht kiffen, und Hertha wollte sie nicht in Versuchung führen. Zumindest nicht allzu häufig.
    Hotte führte uns in die Küche. Wir hatten uns auf dem Weg den Express geholt und den kurzen Artikel gelesen: »Mord in Lindenthal«, verhieß die Schlagzeile. Darunter ein körniges, schlechtes Foto von Marco, auf dem er wie

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