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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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Telefon!« Ich rief Paul an.
    »Jetzt geht es grade gar nicht, Katja«, sagte Aysche.
    »Muss aber.«
    »Sagst du mir, was los ist, und ich informiere ihn, sobald es geht?«
    Ich sagte es ihr.
    »Oh nein.«
    »Doch. Er soll mich anrufen. Ich bin bis kurz vor acht zu Hause.« Ich hängte ein und versuchte, Tina Gruber zu erreichen. Vergeblich wie immer.
    »Schwarz oder grün?«, rief Gitta aus der Küche.
    »Egal.« Rosa sprang aufs Sofa und suchte sich einen Platz auf meinem Körper. Ließ sich schließlich quer über meinem Bauch nieder und schnurrte. »Wenn ich dich nicht hätte«, flüsterte ich und kraulte sie zerstreut hinter dem linken Ohr. Das Telefon klingelte.
    »Machma die Glotze an«, sagte Hotte atemlos. » WDR .«
    Ich langte nach der Fernbedienung. Rief Gitta.
    »… hat auch den Mord an dem bislang noch nicht identifizierten Mädchen gestanden, dessen verstümmelte Leiche Mitte des Monats aus dem Rhein geborgen wurde. Staatsanwalt Völcker hat für morgen früh eine Pressekonferenz anberaumt. Außerdem bittet die Staatsanwaltschaft ehemalige Schüler von Otto Mansfeld, die er möglicherweise missbraucht hat, sich bei der Polizei zu melden. Und nun zum Wetter …«
    Ich machte die Glotze aus und schmiss die Fernbedienung in die Ecke. »Arschlöcher! Verdammte miese Arschlöcher!« Rosa jumpte vom Sofa und schoss wie ein Blitz aus dem Zimmer. Ich sprang gleichfalls auf. »Ich bring sie um. Ich bringe Tina Gruber eigenhändig um.«
    »Erst mal trinkst du eine Tasse Tee.« Gitta stellte das Tablett auf dem Beistelltisch ab und zog sich den Sessel ran.
    »Ich hab keine Zeit!«
    »Doch. Ich denke, im Moment kannst du nichts tun, Katja. Also erzähl mir, was das alles zu bedeuten hat.«
    Das Telefon klingelte. »Ich kann heute niemanden mehr erreichen«, sagte Paul. »Morgen reiche ich Beschwerde gegen die Haftanstalt ein. Und dann knöpfe ich mir den Staatsanwalt vor. Und du unternimmst jetzt nichts, Katja. Hörst du? Nichts . Lass mich erst mal etwas versuchen. Wenn das nicht klappt, bist du dran. Okay?«
    »Was willst du versuchen?«
    »Das erzähle ich dir ein andermal. Ich rufe jetzt Frau Lehner an. Ich sage ihr auch in deinem Namen, wie leid es uns tut, ja?«
    »Wen?«
    »Frau Lehner. Grete. Die Lehrerin.«
    »Ach Paul, ja, danke. Sag ihr, es tut mir schrecklich leid.«
    Ich hatte kaum eingehängt, da klingelte es erneut. Noch mal Hotte. Ich verabredete mich zum Frühstück mit ihm. Dann erstattete ich meiner alten, pragmatischen, erdnahen Freundin Gitta Bericht, in der Hoffnung, dass ihr etwas auffallen würde, was ich in dem ganzen Kuddelmuddel übersehen hatte.
    »Dieser Staatsanwalt«, sagte sie, »der verhält sich sehr merkwürdig.«
    »Das sehe ich ähnlich«, knurrte ich.
    »Aber man kann das Ganze natürlich auch anders sehen, als wir das tun.«
    »Das könnte man vielleicht, Gitta, aber nicht, wenn man das Grimme-Notizbuch gelesen hat.«
    Gitta wiegte den Kopf hin und her. »Jein. Das sind ja keine Aussagen, die sie da reingeschrieben hat. Man könnte es auch für Fiktion halten. Notizen für einen Roman oder so etwas.«
    »Und Marcos Verletzungen? Sein aufgerissener After? Diese einzige schwarze blutende Wunde, die sein Unterleib ist?«
    »Dafür fällt mir tatsächlich keine andere Erklärung als Missbrauch ein. Aber wenn ich weiter den Advocatus Diaboli für dich spielen soll, denke ich auch darüber nach.«
    »Mach das. Ich muss wissen, wie dieser Staatsanwalt tickt. Ob der wirklich so denkt, wie du es jetzt beschrieben hast, oder ob der Dreck am Stecken hat.«
    »Was meinst du mit Dreck am Stecken?«
    Das hatte ich mir so genau noch nicht überlegt. »Ich treffe um acht Tina Gruber. Vielleicht weiß ich danach mehr.«
    »Um acht? Dann musst du los. Es ist fünf vor.«
    Ich sprang auf, griff mir den Rucksack, schlüpfte in die Sandalen und schloss das Fenster.
    An der Haustür sah sich Gitta um und sagte leise: »Sei ein bisschen vorsichtig. Ich will dich nicht paranoid machen, aber dieser Mann im Hausflur, von dem du mir erzählt hast … das gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht«, stimmte ich ihr zu.
    Als ich im Hayal ankam, saß Tina bereits hinten auf der Terrasse und studierte die Karte. Ich setzte mich dazu.
    »Hi!«
    »Hi!«, gab sie zurück. »Willst du was essen?«
    »Nö.«
    Sie bestellte die kalten Vorspeisen und ein Glas Rotwein. Ich entschied mich für alkoholfreies Bier.
    »Und?«
    Sie sah mich an. Sie war blass, hatte Ringe unter den Augen, und ihr Gesicht wirkte

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