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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Kundschaft.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Solide Häuser mit alten Gardinen und ungepflegten Vorgärten. Die Autos sind mindestens sieben Jahre alt, und nirgends sieht man Satellitenschüsseln. Die Leute hier geben ihr Geld offenbar lieber für Bücher aus.«
    Kate lachte. »Wie gut, dass du keine Vorurteile hast!«
    »Ich verlasse mich auf meine gute Beobachtungsgabe. Haben wir uns übrigens auf einen Buchtitel geeinigt?«
    »Wozu?«
    »Wir brauchen doch eine Ausrede, weshalb wir hier sind und Fragen stellen.«
    »Wie wäre es mit Der Herr der Ringe ?«
    »Wenn sie es haben, musst du es vielleicht kaufen.«
    Kate verzog das Gesicht. »Lass uns einfach stöbern und so mit ihnen ins Gespräch kommen.«
    Als sie eintraten, klingelte eine Türglocke. Aus einem Hinterzimmer kam ihnen eine Gestalt entgegen, um sie zu begrüßen. Sekundenlang war sich Kate nicht sicher, wen von den beiden Geschwistern sie vor sich hatte. Die Gestalt war groß, hatte das blonde Haar aus dem Gesicht gekämmt und trug eine graue Hose und einen blauen Blazer. Die Beleuchtung in der Buchhandlung war trüb, und nach der hellen Sonne draußen musste Kate zunächst blinzeln, ehe sie sagte: »Hallo Frances.«
    »Kate Ivory?« Frances sah überrascht aus, aber auch erfreut. Sie lächelte, und Kate begriff, dass ihr reserviertes Verhalten eher auf Schüchternheit als auf Gleichgültigkeit beruhte.
    »Darf ich Ihnen Craig Jefferson, einen guten Freund, vorstellen?«
    »Schön, Sie zu sehen. Was verschlägt Sie hierher?«
    »Ich wohne ganz in der Nähe und kann gar nicht begreifen, dass mir Ihr Laden nicht schon früher aufgefallen ist.«
    »Wir sind jetzt seit fünf Jahren in diesen Räumen, aber ich muss zugeben, dass es ein wenig ab vom Schuss liegt.« Frances runzelte die Stirn, als denke sie an etwas Unangenehmes. »Ehe wir herzogen, besaß unsere Familie siebzig Jahre lang ein großes Ladenlokal an der North Parade. Damals kannte uns jeder oder doch zumindest die Leute, die sich für Bücher interessieren.«
    »Dann handelt es sich also um ein Familienunternehmen?«
    »Genau. Mein Großvater hat es gegründet und an meinen Vater und dessen Bruder weitergegeben. Wir sind jetzt die dritte Generation. Leider hat sich seit der Zeit unseres Großvaters Vieles zum Nachteil verändert. Und alles nur, weil … Ach, ich will Sie nicht mit unserer Pechsträhne langweilen. Im Grunde können wir uns nicht beklagen. Ben und ich sind mit einer Liebe zu Büchern aufgewachsen, die uns über alle schlechten Zeiten hinweghelfen wird. Als wir Kinder waren, gab es bei uns keinen Fernseher, aber dafür Regale voller Bücher im ganzen Haus. Ich glaube, Ben würde am liebsten ein Feldbett hier im Büro aufstellen, um ganz in der Nähe seiner erklärten Lieblinge zu leben.«
    »Eine unabhängige Buchhandlung hat es sicher nicht leicht zu überleben.« Kate ließ ihren Blick durch den vollgepackten Laden gleiten.
    »Eigentlich läuft es gar nicht mal so schlecht. Wir mussten eben mit der Zeit gehen. Seit einiger Zeit erledigen wir viele Geschäfte online. Wenn jemand nach einem vergriffenen Titel sucht, tut er das im Internet. Wir verlassen uns nicht mehr auf die Laufkundschaft, bleiben aber selbstverständlich in ständigem Kontakt mit unseren Stammkunden, ebenso wie mit Sammlern und Spezialisten. Und wenn Ben zum Beispiel weiß, dass ein Kunde Krimi-Erstausgaben sammelt, dann hält er auf seinen Geschäftsreisen selbstverständlich Ausschau nach passenden Angeboten.«
    »Dann müssen Sie sich über die Jahre ja ein ungeheures Wissen angelesen haben.«
    Frances lächelte. »Nett, dass Sie das sagen. Ich glaube tatsächlich, dass es so ist. Suchen Sie eigentlich nach etwas Bestimmtem, oder möchten Sie nur stöbern?«
    »Ich würde gern ein wenig herumstöbern«, antwortete Kate. »Ich glaube, in Ihren Regalen werden mir ein paar gute alte Bekannte begegnen.«
    »Schauen Sie sich gerne auch oben um. Hier im Erdgeschoss finden Sie Erzählliteratur, Sachbücher stehen eine Etage höher, Kartenmaterial und seltenere Stücke ganz oben. Die Preise stehen in den Büchern. Wenn Sie etwas wissen wollen, rufen Sie einfach. Ach ja, in ungefähr zehn Minuten mache ich Kaffee. Hätten Sie Lust, im Hinterzimmer eine Tasse mit mir zu trinken?«
    »Sehr gern.«
    Erneut huschte ein Lächeln über Frances’ Gesicht. »Wissen Sie, dahinter verbirgt sich eine nicht ganz uneigennützige Absicht.«
    »Ach wirklich?« Einen verrückten Moment lang fragte sich Kate, ob Frances ihr die

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