Endstation Oxford
Entführung von Estelle Livingstone beichten wolle.
»Ich habe hier einige Ihrer Bücher und würde mich freuen, wenn Sie sie signieren könnten.«
»Selbstverständlich gern.« Sie warf Craig einen raschen Blick zu. Hier ergab sich eine großartige Möglichkeit, mit Frances über Tolkien, Peter Hume und Adela Carston zu sprechen. Erst recht, wenn sie ihre übliche Signiergeschwindigkeit ein wenig bremste.
»Wechseln Sie und Ben sich hier im Laden ab?«, erkundigte sie sich, während Craig bereits auf dem Weg zu den Regalen mit den Secondhandthrillern war.
»Ben kümmert sich hauptsächlich um den Einkauf und ist viel unterwegs. Ich hingegen erledige den Papierkram, was ich ganz gut hier im Geschäft tun kann. Im Moment ist Ben auf Einkaufstour. Jemand hat ihn gebeten, sich einmal die Sammlung seines Vaters anzuschauen. Sollte nichts Interessantes dabei sein, dürfte er um die Mittagszeit zurückkommen.«
»Ich nehme an, viele Leute verkaufen die Bücher ihrer Eltern nach deren Tod«, meinte Kate. »Mir scheint, mit jeder Generation verändert sich auch der Buchgeschmack, oder?«
»Ben weiß genau, was sich verkaufen lässt und was nicht, und ich kann ihm mit meinen Kenntnisse über die Vorlieben und Abneigungen unserer Kunden behilflich sein. Manchmal aber muss er den Verkäufern sämtliche Bücher abnehmen, um das eine zu bekommen, an dem er interessiert ist.«
»Um Himmels willen, wo lagern Sie die denn alle?«
»Wir haben für solche Zwecke eigens einen kleinen Anbau erstellen lassen, wo wir die eingehenden Bücher sortieren und Versandaufträge und Internetbestellungen erledigen.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut im Geschäft sind.«
»Ach was, wir sind eigentlich ganz kleine Fische. Der Anbau ist nichts anderes als ein besserer Verschlag, in dem allerdings Temperatur und Feuchtigkeit einer ständigen Kontrolle unterliegen. Außerdem halte ich ein Auge auf unsere Bestände. Wenn jemand nach einem speziellen Buch sucht, weiß ich genau, wo ich es finde. Aber jetzt überlasse ich Sie Ihrem Vergnügen«, fügte Frances hinzu und ging zurück ins Hinterzimmer.
»Toll, hier ist eine Ariana Franklin, die ich noch nicht gelesen habe«, freute sich Kate und nahm ein Taschenbuch aus dem Regal.
»Ich sehe mich mal oben um«, erklärte Craig und ging zur Treppe. »Ich mag Biografien«, fügte er hinzu.
Wenige Minuten später gesellte Kate sich wieder zu ihm, nachdem sie das Taschenbuch recht preiswert erstanden hatte.
»Ich habe keine Ahnung von seltenen Büchern«, sagte Craig und fuhr mit dem Finger an einem Regal entlang, »aber die hier halte ich nicht für besonders wertvoll.«
»Du meinst: nicht so wie den dreibändigen Tolkien?« Kate öffnete nacheinander mehrere Bücher und warf einen Blick hinein. »Die hier kosten alle zwischen zwanzig und fünfzig Pfund.«
»Nun ja, Bücher für 50 000 Pfund würden vielleicht auch nicht hier im Regal stehen, wo sie jeder heimlich in die Tasche stecken kann, oder?«
Von unten drang Frances’ Stimme zu ihnen herauf. »Der Kaffee ist fertig!« Kate und Craig stiegen die schmalen Stufen hinunter und gesellten sich im Hinterzimmer zu Frances.
17
Erleichtert stellte Kate fest, dass Frances’ Kaffee ziemlich schwach geraten war. Eine weitere Tasse ihres eigenen, starken Gebräus hätte ihr für den Rest des Tages Nervenflattern verursacht. Dies ist einer der Nachteile des Detektivdaseins, dachte sie. Man ist gezwungen, mindestens die doppelte Koffeinration als üblich in sich hineinzuschütten, ob man nun will oder nicht.
Frances hatte ungefähr ein Dutzend von Kates Büchern auf einen kleinen Tisch möglichst weit entfernt von den Kaffeetassen gestapelt. Hier konnte Kate in aller Ruhe signieren. Sie klappte das erste Buch auf und setzte ihren Namen weitaus sorgfältiger als sonst auf die Titelseite. »Vor einigen Tagen habe ich Adela Carston wiedergesehen und musste dabei an Sie und Ben denken. Und weil ich für Craig gerade die Stadtführerin durch Oxford spiele, fiel mir ein, dass ich Sie ja einmal besuchen könnte.«
Klang das etwa an den Haaren herbeigezogen? Frances warf ihr einen zweifelnden Blick zu, ehe sie wieder ihr Lächeln aufsetzte. »Ich finde es sehr nett, dass Sie an uns gedacht haben. Schreiben Sie ebenfalls, Craig?«
»Allenfalls dann und wann einmal einen Zeitungsartikel. Jedenfalls nichts, womit man reich werden kann.«
»Wie geht es der guten Adela?«, wandte sich Frances an Kate. »Bei Estelles Hochzeit fiel mir auf, wie alt sie
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