Endstation Oxford
Familienleben.«
»Ehe ich dich kennengelernt habe, hatte ich dagegen auch nicht die geringsten Einwände.«
»Ist es eigentlich so, dass er dich angerufen hat? Du hast nicht etwa geschrieben und gefragt, ob du wegen eines düsteren Kapitels in deinem Leben eine Zeit lang bei uns bleiben könntest?«
»Nein. Hat er es etwa so dargestellt?« Craig presste die Lippen zusammen, als wolle er ein Lächeln unterdrücken. »Jon rief mich an und stellte die Situation natürlich so dar, wie er sie sah. Dann bat er mich, diesen Brief zu schreiben.«
»Wie konnte er nur! Entschuldige, Craig, ich sollte meinen Ärger nicht an dir auslassen. Schließlich ist es Jons Schuld. Er versucht, mich in seinem Sinn zu manipulieren und stiftet dich dazu an, mich zu hintergehen.« Sie starrte ihn an. »Dann hast du also alle deine ursprünglichen Pläne über den Haufen geworfen und innerhalb von zwei Tagen deinen Koffer gepackt? Wie hat er das denn fertiggebracht?«
»Oh, er erinnerte mich daran, dass ich ihm schon seit Langem einen Gefallen schulde. Und ich muss tatsächlich in der Fachbibliothek ein paar juristische Fakten recherchieren. Trotzdem tut es mir jetzt aufrichtig leid, dass ich auf seine Bitte eingegangen bin, Kate.« Craig nahm seine Brille ab und rieb sie mit einem gelben Tuch blank. Sie war ganz beschlagen, offenbar vor Scham.
»Jon ist ein Mistkerl. Im Moment würde ich ihm am liebsten die Sachen vor die Tür stellen und die Schlösser austauschen. Aber …«
»Aber du magst ihn trotz allem.«
»Richtig. Deswegen sollte ich mich erst wieder beruhigen, ehe ich mit ihm spreche. Würde es dir etwas ausmachen, vorerst nichts über unser Gespräch zu verraten? Ich will wenigstens einmal versuchen, nicht zu spontan zu reagieren. Ach ja, und weswegen schämst du dich – abgesehen davon, dass du meine Suche nach Estelle unterbinden wolltest?«
»Nachdem wir im Bistro waren, hast du dich mir gegenüber so wenig freundlich verhalten, dass ich es nicht über mich brachte, dir etwas möglicherweise Wichtiges zu sagen.«
»Nämlich?«
»Es geht um Jackson Cutter. Während du bezahlt hast, wurde er auf einmal sehr redselig. Ich glaube, es gefiel ihm, endlich mal mit einem männlichen Autor zu sprechen.«
»Autor? Hast du ihn etwa angeflunkert?«
»Eigentlich nicht. Er hat lediglich gesehen, wie ich etwas in mein Notizbuch schrieb und seine Schlüsse daraus gezogen.«
»Aber du hast ihn nicht über seinen Irrtum aufgeklärt. Ha, allmählich scheinst du dich zu einem echten Detektiv zu mausern.«
»Hoffentlich nicht. In diesem Fall hatte ich jedoch den Eindruck, er würde freier sprechen, wenn er von gemeinsamen Interessen ausgehen kann.«
»Wie kamst du darauf, dass er etwas Wichtiges zu sagen hätte? Er ist doch nur ein Träumer unter vielen.«
»Das stimmt zwar, aber er kennt Estelle und Peter.«
»Wirklich? Wie hast du das herausgefunden?«
»Er brachte das Thema selbst zur Sprache. Abgesehen von den eingefleischten Kuchenliebhabern sucht so ziemlich jeder in diesem Café nach einem Agenten. Es ist eigentlich das einzige Gesprächsthema, wenn jemand glaubt, einen Kollegen gefunden zu haben.«
»Kollegen?«
»Na ja, einen anderen Schriftsteller. Jackson Cutter schien zu glauben, dass er nur den Namen meines Agenten zu kennen brauche, um sofort von diesem übernommen zu werden. Ich zitiere: ›Es ist nicht leicht, einen Agenten zu finden, nicht wahr? Einige Leute hier im Bistro glauben, dass man sofort abgelehnt wird, wenn man auch nur einen Funken Originalität zeigt.‹ Offenbar verdächtigt man sämtliche Agenten, ausschließlich dazu da zu sein, talentierte Autoren abzuwimmeln. Immer wieder werden potenzielle Agenten genannt, aber bisher scheint niemand Glück gehabt zu haben.«
»Und da hast du gefragt, an wen er sein Manuskript geschickt hat?«
»Zunächst wollte er nicht so recht mit der Sprache herausrücken, weil er natürlich fürchtete, ich könne ihm mit meinem Werk bei irgendeinem Agenten zuvorkommen.«
»Mit deinem Werk?«
»Nun, ich habe vorsichtshalber nicht erwähnt, dass es sich lediglich um einen Artikel handelt, der in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht wird und an dem auch der rührigste Agent nicht das geringste Interesse hat.«
»Er hat also einige Kapitel seines Ergusses an Estelle geschickt?«
»Er erzählte, er habe es bei einer Agentur namens Alpha probiert, die jedoch nicht interessiert war und sein Manuskript umgehend zurückgeschickt hat.«
»Alpha? Um bei
Weitere Kostenlose Bücher