Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
verquollen, und ihr Haar hätte dringend eines Friseurs bedurft. Sie trug Jeans, dicke Kanadierstiefel und eine Kapuzenjacke aus grünem Fleece – alles nicht ganz sauber und wenig schmeichelhaft.
    »Kommen Sie rein«, sagte sie. »Was wollen Sie trinken? Ich habe jede Menge Gin im Haus, aber ich fürchte, es ist kein Tonic Water mehr da.«
    Angesichts der schleppenden Stimme, des fettigen Haars und des verschmierten Make-ups schloss Kate, dass ihre Gastgeberin bereits ordentlich getrunken haben musste. »Ich muss noch fahren«, antwortete sie. »Für mich bitte nur ein Glas Wasser. Craig?«
    »Es ist noch ein bisschen früh für Gin«, meinte er.
    Cathy blickte finster drein. »Will mir denn keiner von Ihnen Gesellschaft leisten? Langweiler! Was wollen Sie überhaupt hier?«
    Kate versetzte Craig einen Tritt gegen den Knöchel. »Sie haben recht, Mrs Hume«, sagte er hastig. »Wenn ich recht überlege, kann ein kleiner Gin nicht schaden – ganz gleich, womit er gemischt ist.«
    »Guter Junge«, sagte sie in einem Tonfall, den sie auch einem Hund gegenüber benutzt hätte, nahm seine Hand und führte ihn zu einem braunen Samtsofa. »Sie dürfen sich hier zu mir setzen, aber nur, wenn Sie endlich aufhören, mich Mrs Hume zu nennen und Cathy zu mir sagen. Ich kümmere mich um unsere Drinks.« Unsicher schwankte sie durch den Raum und goss Gin in zwei Gläser. Kate wich Craigs stummen Hilferufen aus und blickte sich im Zimmer um, das offen gestaltet war. An einem Ende befand sich die um einen Kamin gruppierte Sitzecke, auf der anderen Seite eine Küche mit Granitarbeitsflächen. Die Küche glänzte sicher immer nur dann, wenn sich Cathys Putzfrau darum kümmerte, jetzt aber war sie vollgestellt und ziemlich schmutzig.
    »Schauen Sie einfach nicht hin«, meinte Cathy, die Kates Blick gefolgt war. »Heute brauche ich die Küche nicht mehr.«
    »Was ist denn mit Ihren Töchtern? Kommen die nach der Schule nicht nach Hause?« Kate fragte sich, ob es Cathy nichts ausmachte, die Kinder derart betrunken zu empfangen.
    »Sie gehen zu ihrer Oma. Die Alte ist todlangweilig, aber die Kinder mögen sie.«
    »Dann verbringen Myles und Sie einen gemütlichen, ungestörten Abend?«
    »Ha!«
    »Verzeihung?«
    »Ich hab den Mistkerl rausgeschmissen«, lallte Cathy. »Ich war seine ewige Pfennigfuchserei leid. Warum sollten die Mädchen keine Ponys haben und eine vernünftige Schule besuchen? Er wollte nicht einmal mit uns darüber reden, wo es in den nächsten Ferien hingehen soll. Mistkerl!« Sie verteilte die Drinks und behielt dabei zu Craigs großer Erleichterung das Glas mit dem meisten Gin für sich. »Er behauptet, dass wir kurz davor sind, am Hungertuch zu nagen, und unbedingt sparen müssen. So ein Schwachsinn!«
    »Eigentlich sieht es hier nicht danach aus, als ob Sie am Existenzminimum leben.« Kate sah sich in dem geräumigen Salon mit den Orientteppichen und dem 50-Zoll-LED-Bildschirm um.
    »Meinen Sie dieses Haus hier? Lassen Sie sich bloß nicht täuschen. Es ist bis zum Gehtnichtmehr mit Hypotheken belastet, und wir mussten noch einen Kredit aufnehmen, um eine anständige Küche kaufen zu können. Als ich das letzte Mal mit Myles gesprochen habe, sagte ich ihm, dass es seine verdammte Pflicht ist, für die Scheiß-Hypotheken und das Schulgeld für die Mädchen aufzukommen.« Sie drehte sich zum Fenster um und wies mit einem zittrigen Finger auf die Autos im Hof. »Sehen Sie die kleine grüne Blechbüchse da?«
    »Sie meinen den nagelneuen Honda?«, fragte Kate.
    »Dafür musste ich den Z4 hergeben«, grummelte Cathy. Kate und Craig blickten sie verständnislos an. »Meinen hübschen kleinen BMW«, erklärte Cathy. »Man hätte ihn mir vom Hof geholt, weil der Mistkerl sich weigerte, ihn weiter abzuzahlen.«
    »Wie gemein!«, stießen Kate und Craig fast gleichzeitig hervor, während sie nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken konnten.
    Kate nippte an ihrem Wasserglas. »Ich nehme an, Sie wissen nicht, wo Myles jetzt wohnt?«, erkundigte sie sich.
    »Vermutlich bei dieser Schlampe. Das letzte Mal habe ich ihn im The Plough gesehen, wo er mit seinem Bruder einen getrunken hat. Keine Ahnung, wo er jetzt ist. Warum? Was wollen Sie von ihm? Was geht es Sie an, wo er wohnt?«
    »Fährt er vielleicht einen alten Audi?«, fragte Kate weiter, ohne auf Cathys Einwürfe einzugehen.
    »Der Wagen sähe weniger alt aus, wenn er ihn dann und wann waschen würde.«
    »Aha«, sagte Kate und suchte Craigs Blick. Das Geheimnis um das

Weitere Kostenlose Bücher