Endstation Oxford
er auch sicher nicht in der Küche aufbewahren. Sollen wir nachsehen, ob die Tür offen ist?«
Aber Peter ging weniger sorglos mit Schlüsseln um als Estelle und hatte auch die Tür zudem abgeschlossen.
»Merkwürdig, dass das Gartentor nicht verriegelt war«, sagte Craig.
»In nehme an, dass hier in der Gegend nicht viel passiert.«
»Aber wo ist der Besitzer des Autos?«
»Vielleicht ist er mit Peter in dessen Wagen weggefahren.«
»Komm, wir erkundigen uns in dem kleinen Laden. Vielleicht weiß man dort etwas.«
Sie gingen zurück auf die Hauptstraße und blieben vor dem Tante-Emma-Laden stehen.
»Geschlossen«, stellte Kate fest.
»Öffnungszeiten von 7.00 bis 9.30 Uhr und von 17.00 bis 18.00 Uhr«, las Craig von einem handgeschriebenen Zettel mit Eselsohren ab, der mit Klebestreifen an der Innenseite des Fensters befestigt war.
»Das überrascht mich nicht«, meinte Kate. »Ich glaube, wir sind heute die einzigen lebenden Seelen in diesem Dorf.«
In stillschweigender Übereinkunft gingen sie zurück zum Auto.
»Zu Myles und Cathy?«
»Du übernimmst die Führung«, sagte Kate und drehte den Zündschlüssel um.
27
Nachdem sie die M40 wenig später erneut verlassen hatten, fanden sie sich auf schmalen Landstraßen wieder, die zu Dörfern führten, die Hunderte von Kilometern von London entfernt zu sein schienen. Am Rand eines solchen Dorfes wohnte Myles. Das Haus hatte nichts Idyllisches an sich. Es war ein großer, quadratischer Backsteinbau mit rotem Ziegeldach, umgeben von einer Rasenfläche, viel Kies und einigen Sträuchern. Die angrenzende Pferdekoppel wirkte freundlicher. Hier grasten zwei Ponys, die vermutlich den beiden Brautjungfern von Estelle gehörten, sowie ein Pferd.
Das Grundstück wurde durch dekorative Eisentore zwischen massiven Backsteinpfeilern geschützt. Eine gekieste Auffahrt führte hinauf zum Haus, wo sie so breit wurde, dass dort problemlos ein halbes Dutzend Fahrzeuge hätte parken können. Im Moment allerdings standen nur zwei Autos da: ein dunkelblauer Range Rover mit einem schmutzbespritzten Pferdetrailer und ein grüner Honda Jazz.
»Warum gefällt mir dieses Haus nicht?«, überlegte Kate laut. Sie hatten den Wagen wenige Meter weiter an einer grasbewachsenen Böschung stehen lassen und spähten durch den dekorativen Schmiedezaun.
»Es liegt an den Proportionen«, erklärte Craig. »Sie stimmen nicht. Die Fenster sind zu hoch, und das Dach ist zu flach. Außerdem sind die Fensterrahmen braun, aber nicht aus Holz.«
»Und waren wahrscheinlich trotzdem ziemlich teuer.«
»Sollen wir versuchen, zur Eingangstür vorzudringen?«
Am Tor befand sich ein Tastenfeld, aber natürlich kannten weder Kate noch Craig den Zugangscode. An einer Seite des Tores gab es aber auch eine kleinere Tür für Leute, die nicht mit dem Auto vorfuhren. Sie war mit einer Klingel und einer Gegensprechanlage ausgestattet.
»Du musst lächeln«, forderte Craig Kate auf. »Da oben ist eine Kamera.« Er klingelte und wartete auf das Krächzen der Gegensprechanlage.
»Ja bitte?« Die Frauenstimme klang laut und aggressiv.
»Mrs Hume? Wir würden gern mit Ihnen sprechen. Dürfen wir hereinkommen?«
»Wer sind Sie?« Die Frau klang, als hätte sie nicht die geringste Lust auf Gesellschaft. Nun trat Kate vor die Sprechanlage.
»Mein Name ist Kate Ivory. Wir haben uns bei der Hochzeit von Estelle und Peter kennengelernt, Mrs Hume.«
»Ich kann mich nicht an Sie erinnern. Und wer ist der Mann da neben Ihnen?«
»Er heißt Craig Jefferson.«
Ein paar Sekunden verstrichen. Kate hatte den Eindruck, dass sie und Craig genau inspiziert wurden, und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf.
»In Ordnung, kommen Sie rein«, ertönte die unfreundliche Stimme nach einiger Zeit.
Der Türöffner wurde betätigt. Kate und Craig gingen die lange Auffahrt hinauf zur scharlachrot lackierten Haustür.
»Wie kommt es, dass einem auf knirschendem Kies der Weg so viel länger erscheint?«
»Und warum passt der Rotton der Haustür absolut nicht zum Rot der Backsteine?«, knurrte Craig. »Sie hätten sich besser für Weiß oder ein sehr dunkles Grün entscheiden sollen.«
»Ich hege gewisse Zweifel, dass Mrs Hume an unseren Ratschlägen hinsichtlich der Außengestaltung interessiert ist.« Kate grinste.
Als sie die Tür erreichten, war diese bereits weit geöffnet. Im Flur stand eine weit weniger elegante Version der Frau, die Kate als Mutter der Brautjungfern kennengelernt hatte. Cathy Humes Gesicht wirkte
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