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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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derartige Reaktion war nicht plausibel. Was hätte Gamberetto denn im schlimmsten Fall schon passieren können? Eine Geldstrafe? Er hätte es bestimmt auf die Fahrer geschoben, vielleicht sogar einen dafür bezahlt, daß er behauptete, er habe das von sich aus getan. Er würde kaum den Vertrag für einen Krankenhausbau verlieren, wenn so etwas aufgedeckt wurde; das italienische Gesetz behandelte solche Dinge höchstens als Übertretung. Größeren Ärger würde er bekommen, wenn er mit einem nicht zugelassenen Auto erwischt wurde. Dadurch entging dem Staat schließlich Geld, während das hier nur die Erde vergiftete.
    Meinst du, wir können mal da runtersteigen?
    fragte er.
    Ambrogiani starrte ihn an. Willst du dir das Zeug aus der Nähe ansehen?
    Ich möchte wissen, was auf den Fässern steht.
    Vielleicht, wenn wir da drüben links hinuntergehen.
    Ambro-
    giani deutete auf einen schmalen Pfad, der zu der Müllkippe hinunterführte. Zusammen kletterten sie den steilen Abhang hinunter, kamen gelegentlich ins Rutschen und hielten sich aneinander fest, um nicht zu fallen. Endlich unten angelangt, standen sie nur wenige Meter von den ersten Fässern entfernt.
    Brunetti sah sich den Boden an. Hier an der Peripherie war er trocken und staubig, weiter drinnen sah er fester und eher wie ei-ne Paste aus. Er ging auf die Fässer zu, sorgsam darauf achtend, wohin er die Füße setzte. Obenauf stand nichts, kein Schild, kein Aufkleber, keinerlei Kennzeichnung. Immer darauf bedacht, an der Außenseite zu bleiben und nicht zu dicht heranzugehen, betrachtete er eingehend die sichtbaren Flächen der Fässer. Sie reichten ihm fast bis zur Hüfte, und jedes hatte oben einen sorgfältig zugehämmerten Verschluß. Wer immer sie hier abgeladen hatte, war wenigstens so umsichtig gewesen, sie aufrecht hinzustellen.
    Am Ende der Fässerreihe angekommen, ohne eine Aufschrift gefunden zu haben, drehte er sich um und blickte zurück, ob es in der Reihe eine Stelle gab, wo genügend Platz war, um zwischen die Fässer zu kommen. Schließlich ging er ein paar Meter zurück und fand eine Stelle, wo er hineinkonnte. Das Zeug unter seinen Füßen war jetzt mehr als eine Paste, es war zu einer dünnen Schicht von öligem Schlamm geworden, die an seinen Schuhsohlen hochquoll. Er setzte seinen Weg fort und bückte sich von Zeit zu Zeit, um irgendeine Identifizierung zu finden. Er stieß mit dem Fuß gegen einen der schwarzen Plastiksäcke, der an einem der Fässer lehnte. Von dem Faß hing ein Etikett herunter. Brunetti nahm sein Taschentuch und drehte das Papier damit um. U.S. Air Force. Ramst. . .
    Das letzte
    Wort war unvollständig, aber seit die Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel dort ineinandergerast und todbringend auf Hunderte deutscher und amerikanischer Zivilisten gestürzt waren, wußte jeder in Italien, daß der größte Militärstützpunkt der Amerikaner in Deutschland Ramstein hieß.

    Er trat gegen den Sack, der zur Seite kippte. Nach den Formen, die sich unter der Plastikhaut abzeichneten, war er mit Dosen gefüllt.
    Er zog sein Schlüsselbund aus der Tasche, bohrte einen Schlüssel durch das Material und riß es damit auf. Dosen und Kartons fielen heraus. Als eine der Dosen auf ihn zurollte, wich er instinktiv zurück.
    Hinter ihm rief Ambrogiani:
    Was ist?
    Brunetti winkte, um zu signalisieren, daß alles in Ordnung war, und bückte sich, um zu sehen, was auf den Dosen und Kartons Stand. GOVERNMENT ISSUE. NOT FOR RESALE OR PRIVATE USE las er auf einem. Einige Kartons trugen Aufschriften in deutscher Sprache. Auf den meisten war der Totenkopf mit den gekreuzten Knochen zu sehen, der vor Gift oder sonstiger Gefahr warnte. Er drehte mit dem Fuß eine der Dosen um. IF FOUND, CONTACT YOUR NBC OFFICER. DO NOT TOUCH stand darauf.
    Brunetti drehte sich um und ging Schritt für Schritt zum Rand der Müllkippe zurück, jetzt noch vorsichtiger, wohin er seine Füße setzte. Unterwegs ließ er sein Taschentuch fallen und hob es nicht wieder auf. Als er zwischen den Fässern hervortrat, kam Ambrogiani auf ihn zu.
    Und?
    fragte der Carabiniere.
    Die Aufschriften sind in Englisch und Deutsch. Einiges stammt offenbar von einem ihrer Luftwaffenstützpunkte in Deutschland. Woher der Rest kommt, habe ich nicht feststellen können.
    Sie machten sich auf den Rückweg.
    Was heißt NBC?
    fragte
    Brunetti in der Hoffnung, daß Ambrogiani so etwas wußte.
    Nuklear, biologisch und chemisch.
    Heilige Mutter Gottes , flüsterte Brunetti.
    Foster

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