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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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aufs Lenkrad legte und mit seinem dicken Finger darauf herumfuhr, bis er gefunden hatte, was er suchte. Hier ist es.
    Lago di Barcis.
    Sein Finger rutschte etwas nach rechts und dann in einer geraden Linie südlich bis Pordenone. Anderthalb Stunden.
    Vielleicht zwei. Der größte Teil Autobahn. Was meinst du?
    Zur Antwort griff Brunetti schräg nach hinten, zog sich den Si-cherheitsgurt über die Brust und ließ den Verschluß zwischen ihren beiden Sitzen einrasten.
    Zwei Stunden später waren sie auf der kurvigen Straße, die sich zum Lago di Barcis hinaufwand, gefangen in einer Schlange von mindestens zwanzig Wagen hinter einem riesigen schotterbeladenen Laster, der sich mit etwa zehn Kilometern pro Stunde aufwärts quälte und Ambrogiani zwang, ständig zwischen dem ersten und zweiten Gang hin- und herzuschalten, während sie vor den Kurven anhielten, damit der Laster Zeit hatte, sich hindurchzumanövrieren. Immer wieder wurden sie links von Autos überholt, die sich anschlie-
    ßend hupend zwischen die unmittelbar hinter dem Laster fahrenden drängten. Gelegentlich scherte einer nach rechts aus und suchte sich auf dem zu schmalen Seitenstreifen einen Parkplatz. Der Fahrer stieg dann aus, öffnete die Motorhaube, und manchmal machte er den Fehler, auch den Kühler aufzuschrauben.
    Brunetti hätte gern einen Zwischenhalt vorgeschlagen, denn sie hatten es weder eilig noch ein direktes Ziel, aber auch wenn er nicht im eigentlichen Sinne Autofahrer war, wußte er doch genug, um sich mit derartigen Vorschlägen zurückzuhalten. Nach ungefähr zwanzig Minuten scherte der Lastwagen dann in eine langgezogene Parkbucht aus, die offensichtlich zu diesem Zweck angelegt war, und die nach-folgenden Autos schossen vorbei, manche mit einem dankbar win-kenden Fahrer, die meisten, ohne sich weiter darum zu kümmern.
    Zehn Minuten später erreichten sie die kleine Stadt Barcis, und Ambrogiani bog links in eine Seitenstraße, die zum See führte.
    Schwerfällig stieg Ambrogiani aus, offensichtlich entnervt von der Fahrt.
    Trinken wir was , sagte er und stapfte schon auf ein Café zu, dessen Tische auf einer großen Terrasse eines der Häuser am See standen. Er zog einen Stuhl unter einem der sonnenbeschirmten Tische hervor und ließ sich darauf nieder. Vor ihnen lag mit geradezu unheimlich blauem Wasser der See, dahinter ragten die Berge em-por. Ein Ober kam, um ihre Bestellung aufzunehmen, und brachte ihnen einige Minuten später zweimal Kaffee und zwei Gläser mit Mineralwasser.
    Als Brunetti seinen Kaffee ausgetrunken und einen Schluck Wasser probiert hatte, fragte er:
    Und?
    Ambrogiani lächelte.
    Hübscher See, nicht?
    Ja, wunderschön. Was sind wir, Touristen?
    Sieht so aus. Schade, daß wir nicht hierbleiben und den ganzen Tag auf den See schauen können, nicht?
    Es verunsicherte Brunetti, daß er nicht wußte, ob sein Begleiter es ernst meinte. Aber ja, es wäre nett. Er dachte an die beiden jungen Amerikaner und hoffte, daß sie ihr Wochenende hier hatten verbringen können, ungeachtet der Gründe für ihren Ausflug. Wenn sie verliebt gewesen waren, war das hier ein herrlicher Ort. Sofort korrigierte er als sein eigener Redakteur diesen Gedanken: Für Ver-liebte war jeder Ort herrlich.
    Brunetti winkte dem Ober und zahlte. Sie hatten sich auf der Fahrt verständigt, daß sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten, indem sie Fragen nach Lastwagen mit roten Streifen stellten, die in Nebenstraßen abbogen. Sie waren Touristen, auch wenn einer von ihnen Jackett und Krawatte trug, und Touristen hatten nun einmal das Recht, an einem Picknickplatz anzuhalten und sich die Berge anzusehen, während der Verkehr an ihnen vorüberbrau-ste. Da er nicht wußte, wie lange sie unterwegs sein würden, ging er drinnen an den Tresen und fragte, ob sie ein paar Sandwichs mitnehmen könnten. Der Mann hatte nur Schinken und Käse anzubieten.
    Brunetti nickte und bat ihn, vier davon zurechtzumachen und ihnen noch eine Flasche Rotwein und zwei Plastikbecher mit einzupacken.
    Damit gingen sie zu Ambrogianis Wagen zurück und fuhren den Berg hinunter, wieder in Richtung Pordenone. Etwa zwei Kilometer hinter Barcis sahen sie auf der rechten Seite einen großen Parkplatz liegen und steuerten ihn an. Ambrogiani parkte den Wagen so, daß sie statt der Berge die Straße im Blick hatten, und stellte den Motor ab.
    Da wären wir.
    Nicht gerade das, was ich mir unter einem Wochenendausflug vorstelle , bekannte Brunetti.
    Ich habe schon Schlimmeres

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