Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
Vom Netzwerk:
Leute danebensteht.“
    „Na ja, so toll ist es auch nicht. Da wird Sex wirklich Arbeit. Es ist ein harter Job. Du siehst während der Aufnahme das Team um dich zwar nicht, aber es ist auch nicht einfach, jeden Tag auf Kommando einen hochzukriegen. Und immer ist man ja auch nicht in der Stimmung. Aber weder Terminplan noch Drehbuch nehmen da Rücksicht drauf. Es wird gut bezahlt, aber stell dir das auch nicht zu einfach vor. Ich kann dich gerne mal mit zu den Dreharbeiten nehmen. Am Wochenende beginnen wir mit einem neuen Film. Wir fahren raus nach Santa Monica und drehen in einem Strandhaus. Hast du Lust?“
    „Und wie!“, flüsterte David und lächelte verheißungsvoll. Miles’ letzte Frage konnte in zwei Richtungen interpretiert werden. Und die, auf die sich Davids Antwort bezog, galt eher einer morgendlichen Wiederholung dessen, was in der letzten Nacht zwischen ihnen gewesen war, als dem Angebot, Miles zu den Dreharbeiten zu begleiten.
    „Du bist ja ein Nimmersatt!“, schmunzelte dieser, als auch er begriff, wo David hindachte.
    David hob die Brauen, als wüsste er überhaupt nicht, wovon Miles sprach.
    „Dann lass uns nach nebenan gehen!“ Miles stand auf und stellte sich hinter David. Er legte seine Arme um dessen Schultern und ließ seine Hände wie zufällig zwischen dessen Beine gleiten. Zärtlich spielte er mit den Zähnen an Davids Ohrläppchen. „Komm schon!“, flüsterte er und ging ins Schlafzimmer voraus.
    David schob seine Tasse über den Tisch und folgte ihm. Abermals erlebte er ein berauschendes Spiel der Sinne.

2
     
    M iles war damals der Erste gewesen, den er in der großen Stadt kennengelernt hatte – auch auf diese Art und Weise. Heute wunderte sich David ein bisschen darüber, dass aus ihrer Begegnung, aus jenen Stunden, in denen sie hemmungslos übereinander hergefallen waren, nicht mehr geworden war. Aus der Zeit, in der sie es geschafft hatten, sich gegenseitig immer wieder von der grauen Realität weit zu entfernen. So weit, dass nur noch wenig anderes wichtig gewesen war. Was damals gezählt hatte, war, sich in den Armen des anderen die Erfüllung manch unbefriedigter Sehnsüchte zu holen. Obwohl ihm die gemeinsamen Stunden mit Miles immer sehr gefallen hatten, war nie ein Gefühl zwischen ihnen entstanden, das Grundlage für mehr hätte sein können.
    Was wäre geworden, wenn die Sache mit Miles ganz anders verlaufen wäre? Wenn er ihn nie kennengelernt und damit nicht den ersten Kontakt zu Leuten aus der Filmbranche bekommen hätte? Wenn zwischen ihnen damals ein Funke übergesprungen wäre, der ihre Freundschaft – und damit sein Leben – in eine ganz andere Richtung gelenkt hätte? Würde er dann jetzt hier stehen und darüber grübeln, wer oder was die Schuld an der heutigen Situation trug?
    Es war einfach unmöglich, darauf eine Antwort zu finden. Zu viele Wenn und Aber standen einer eindeutigen Klärung im Wege. Es war so gekommen, wie es kommen musste. Die Zeiger der Uhr ließen sich nicht mehr zurückdrehen.
    Aber im Großen und Ganzen war David froh, Miles damals getroffen zu haben. Dadurch war etwas in Gang gesetzt worden, das ihn – zumindest für eine gewisse Zeit – glücklich gemacht hatte. Der Kontakt mit Miles hatte ihm letztendlich die Tür zu einem neuen Leben geöffnet, war die Grundlage dafür gewesen, dass er sich wieder verliebt hatte. Es war eine wundervolle Empfindung gewesen, die er nicht missen wollte.
    Traurigkeit befiel David, als er an den Anfang dieser Liebe dachte, aber auch Sehnsucht. Sehnsucht nach den Emotionen, die er empfunden hatte und noch heute verspürte. Sie zogen ihn erneut zurück in eine Zeit, die für ihn mit einem bestimmten Namen, einem bestimmten Menschen, verbunden war.
     
    ***
     
    David fühlte sich an diesem Vormittag etwas nervös, als er den Wagen verließ und über den schmalen Pfad neben Miles durch die Dünen ging. Nicht die Erwartung dessen, was er heute hier miterleben würde, ließ seinen Puls schneller als normal schlagen, sondern die Tatsache, dass er vielleicht kurz davorstand, den ersten Schritt in eine neue Welt zu tun.
    Er hatte die Einladung von Miles angenommen. Nach einer weiteren gemeinsamen Nacht hatten sie sich an diesem Morgen auf den Weg hierher gemacht.
    Es war Miles’ erster Drehtag für den neuen Film. Am vergangenen Abend hatte dieser noch mal die Passagen des Drehbuchs gelesen, die heute abgedreht werden sollten. Er spielte einen nach außen wohlerzogenen Sohn einer alten und äußerst

Weitere Kostenlose Bücher