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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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schloss abermals die Augen, verdrängte die aufkommenden Gedanken an den nächsten Tag und versuchte die Welt um sich herum zu vergessen.
    „Möchten Sie einen Cocktail, Sir?“
    Die Frage holte David aus seiner geistigen Abwesenheit zurück in die Wirklichkeit, und er öffnete die Lider. Neben ihm stand einer der Hotelbediensteten, der sich um das Wohl der Gäste kümmerte.
    Unmerklich hielt David die Luft an. Der Angestellte war kaum älter als er und sah fantastisch aus.
    „Sir?“ Der Poolbutler wartete geduldig, ob David die Frage verstanden hatte. Er sprach in ausgezeichnetem Englisch.
    Natürlich hatte David die Frage verstanden. „Ähm, Entschuldigung ... ja, bitte, einen Campari Orange.“
    Der Kellner nickte und kehrte zur Bar zurück, um den Drink zu holen.
    David blickte ihm fasziniert nach. Der Typ war etwa so groß wie er selbst, hatte eine definierte Figur ohne übermäßige Muskelpakete und schwarze Haare. David konnte seine Augen nicht abwenden. Erst als der Kellner aufsah und in seine Richtung lugte, wandte er seinen Blick ab und schaute zum Fenster hinaus. Doch schon kurz darauf zwang ihn etwas, erneut zur Bar zu starren. Die Bedienung hatte ihm den Rücken zugekehrt, um eine Flasche aus dem hinter ihm stehenden Regal zu nehmen. Als er sich wieder umdrehte, trafen sich ihre Blicke ein weiteres Mal, und diesmal lächelte der Butler ihn freundlich an.
    David erwiderte das Lächeln. Ein leichtes Frösteln lief ihm dabei über den Rücken.
    Schließlich kam der Kellner zurück und brachte den Drink. „Bitte sehr, Sir. Ihr Drink.“
    David nahm das Getränk entgegen. „Vielen Dank. Und bitte nicht ,Sir‘. Das klingt so schrecklich alt. Ich bin David.“ Überrascht über seinen eigenen Mut reichte er seinem Gegenüber die Hand, obwohl das in Amerika nicht üblich war.
    „Hallo. Mein Name ist Alyosha.“
    „Alyosha? Ein schöner Name! Was bedeutet er?“
    „Hier in Russland heißt er so viel wie: verteidigt die Menschheit. Er kommt heute jedoch nicht mehr so oft vor“, erklärte Alyosha.
    „Verteidigt die Menschheit – gefällt mir gut.“ David schmunzelte.
    „Danke. Sehr freundlich. ,David‘ gefällt mir auch.“
    „Darf ich dich zu einem Drink einladen?“, erkundigte sich David und hoffte innerlich inständig auf ein Ja.
    „Das geht leider nicht, Sir ... ähm ... David. Wir dürfen nicht mit den Gästen trinken. Ich muss arbeiten.“
    David fühlte spürbar die Enttäuschung in sich. Irgendetwas an Alyosha zog ihn magisch an. „Ich verstehe. Wie lange musst du denn noch arbeiten? Vielleicht können wir danach ...?“
    „Bis Mitternacht. Aber danach muss ich leider direkt nach Hause.“ Alyosha spürte, worauf die Frage abzielte.
    David atmete hörbar aus. „Schade. Sonst hätten wir uns noch mal treffen können. Aber ich verstehe. Sicher wartet jemand zu Hause auf dich.“
    Alyosha schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Ich muss nur morgen sehr früh aufstehen. Ich studiere noch und habe eine wichtige Prüfung. Aber wenn das Angebot auch für morgen Abend gilt, können wir uns gerne treffen. Ich habe nur bis acht Uhr Dienst und noch nichts vor.“
    „Aber klar gilt das auch morgen noch. Vielleicht kannst du mir etwas von der Stadt zeigen? Ich kenne bisher nur das Hotel.“ Davids Herz schlug vor Aufregung und Hoffnung, Alyosha am nächsten Tag zu treffen, wild in seiner Brust.
    „Sehr gerne. Sollen wir uns um halb neun in der Halle treffen?“, fragte Alyosha.
    „Okay, abgemacht. Ich freue mich.“
    Alyosha lächelte. „Ich freue mich auch.“

2
     
    D avid öffnete die Augen. Sein Blick wanderte ziellos über den wolkenverhangenen Himmel.
    Was für ein Idiot war er an diesem Abend gewesen! Wie hatte er sich nur wie ein pubertierender Teenager verhalten können? So dumm, so verachtenswert, so triebgesteuert?
    Wenn die Schmerzen in seinem Herzen ihn nicht schon genug quälen würden, hätte er sich selbst geohrfeigt.
    Damals war es natürlich nicht sein Herz gewesen, das ihm signalisiert hatte, dass Alyosha ein faszinierender Mann war. Dafür war in seiner Gefühlswelt überhaupt kein Platz gewesen. Sein Herz war vollends von Mike ausgefüllt gewesen, und er hatte auch nicht den Drang verspürt, das zu ändern.
    Nicht der Mann Alyosha hatte ihm den Atem geraubt, nein, sondern er war geil auf den Typen und dessen makellosen Körper gewesen.
    Vielleicht war es die räumliche Trennung von Mike gewesen, die in ihm die Begierde nach sexueller Lust erweckt und sich an diesem

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