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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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Winterabend in Moskau ihren Weg an die Oberfläche gebahnt hatte. Aber eigentlich war es völlig egal, warum er diesen Typen hatte haben wollen! Tatsache war, dass das Aussehen Alyoshas in ihm das Verlangen primitiver Befriedigung von Gelüsten ausgelöst hatte. Es war so stark gewesen, dass selbst aufkeimende Gedanken über die Zulässigkeit eines solchen Abenteuers mit einfachsten Argumenten beiseitegeschoben worden waren.
    David schüttelte den Kopf, als könnte er damit nicht nur sein Denken, sondern auch die Situation bereinigen.
    Aber da gab es nichts zu bereinigen. Die Vergangenheit war nicht mehr zu ändern, auch wenn er sich nichts mehr wünschte, als das Geschehene ungeschehen zu machen. Damals hatte er lange mit sich gekämpft und war von Schuldgefühlen regelrecht gepeinigt worden. Er hatte in Moskau einen Fehler gemacht. Einen Fehler, den er zwar bereute, aber den er nicht mehr hatte auslöschen können.
    Dennoch machte ihm die Erinnerung an Alyosha klar, dass er die Liebe Mikes gegen ein flüchtiges Bettabenteuer eingetauscht hatte.
     
    ***
     
    Es waren noch keine zwei Minuten vergangen, seit David das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte. Die große Wanduhr über der Hotelrezeption zeigte zwanzig Minuten nach acht. David wanderte erwartungsvoll in der Eingangshalle umher. Schon seit zehn Minuten wartete er hier. Er war viel zu früh am verabredeten Treffpunkt. Dennoch musste Alyosha gleich kommen. Er hatte sich den ganzen Tag auf das Treffen mit dem Kellner gefreut und konnte es kaum noch erwarten.
    Zahlreiche Menschen gingen an ihm vorbei, ohne ihm Beachtung zu schenken. Auch wenn er in Amerika bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, der ihm so manches Mal den Aufenthalt in der Öffentlichkeit schwierig machte, so kannte man ihn in Moskau noch nicht gut genug. Lediglich das Hotel und dessen Personal wussten wer und was er war und behandelten ihn dementsprechend zuvorkommend. David war nun froh darüber, unbehelligt zu bleiben. Zumindest an diesem Abend war ihm nicht nach Publicity zumute. Er wollte ihn in Ruhe verbringen und nicht gestört werden. Dieser Abend sollte Alyosha gehören.
    David sah ihn auch schon kommen. Noch bevor Alyosha, der sich suchend in der Hotelhalle umsah, ihn fand, fixierte er ihn. Als Alyosha ihn endlich erblickte, lächelte dieser sofort und kam eiligst auf ihn zu.
    „Hallo, Alyosha. Schön, dass du gekommen bist.“
    Alyosha reichte David zur Begrüßung die Hand, und David ergriff sie, um die Willkommensgeste zu erwidern. Sie gab ihm die Gelegenheit, Alyosha zu berühren. Der kräftige Händedruck fühlte sich gut an und übertrug durch seine Wärme ein angenehmes Gefühl, das ihn erschaudern ließ. „Hallo, Alyosha“, wiederholte er. „Ich freue mich, dich zu sehen. Wie war dein Tag? Wie war die Prüfung?“
    „Hallo, David. Die Prüfung war schwierig, aber ich hoffe, ein gutes Ergebnis erzielt zu haben. Immerhin habe ich viel Zeit in die Vorbereitungen investiert.“ Er nickte zuversichtlich. „Und wie war dein Tag?“
    „Auch ich kann zufrieden sein. Und das, obwohl der angenehmste Teil noch kommt.“
    David lächelte vielsagend, während Alyosha ihn fragend ansah. Doch dann begriff er, was David gemeint hatte.
    „Dann lass uns gehen. Hast du Hunger? Ich kenne ein nettes Café hier in der Nähe, in dem es auch etwas zu essen gibt.“
    David nickte. „Ja, ich sterbe vor Hunger. Lass uns aufbrechen.“
    Draußen war es bitterkalt. Die Schnee bringenden Wolken des Vortages hatten sich verzogen und gaben den Blick auf einen sternenklaren Himmel frei, obwohl man aufgrund der vielen Lichter der Großstadt nicht wirklich viele Sterne ausmachen konnte. Es herrschte ein reges Treiben. Menschen hasteten an ihnen vorbei. Ein schier unendlicher Fluss von Autos quälte sich eher schlecht als recht durch die Straßen.
    Alyosha führte David durch einige Gassen, und für wenige Minuten fanden sie keine Worte, um ihre Unterhaltung fortzusetzen. Vielleicht war es die Kälte, die sie dazu veranlasste, zu schweigen. Vielleicht aber auch nur die Schüchternheit. Oder die Gewissheit dessen, wie dieser Abend in ihrer beider Vorstellung enden sollte.
    Bei David war es wohl eher die Befangenheit, und das, obwohl er Schauspieler war. Er hatte nie gelernt, belanglose Konversation zu betreiben, um sich interessant zu machen. Nichtsdestotrotz deckten sich seine Wünsche über den Verlauf des Abends sicherlich mit denen Alyoshas.
    Verstohlen sah David zu diesem und

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