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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sie.
    McPherson seufzte. »Sie wollen immer noch nicht aufgeben, wie?«
    Anstelle einer Antwort drückte sie auf ein paar Knöpfe und erzeugte damit einen zweiten Gipfel, der viel niedriger war. »Hier ist das letzte Ergebnis.«
    »Nach dieser Berechnung beträgt die Höhe … «
    »Der Geisteszustand ist psychotisch«, sagte sie.
    »Dann ist er jetzt viel ausgeprägter«, erklärte McPherson. »Mehr noch als vor einem Monat.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Glauben Sie, daß er den Test willkürlich abgeändert hat?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann rief sie nacheinander die vier vorangegangenen Tests ab. Der Trend war eindeutig: Mit jedem Test wurde der Berggipfel höher und steiler. »Na gut«, sagte McPherson, »eine eindeutige Verschlechterung. Sie sind wohl immer noch der Meinung, daß wir nicht operieren sollten?«
    »Mehr denn je«, sagte sie. »Er ist zweifellos psychotisch, und wenn Sie ihm Drähte in den Kopf schieben …«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen.«
    »… wird er das Gefühl bekommen, zu einer Maschine degradiert zu werden«, schloß sie.
    McPherson wandte sich an Ellis. »Glauben Sie, daß wir die Kurve mit Thorazin dämpfen können?« Thorazin war ein gängiges Beruhigungsmittel, das bei manchen psychotischen Persönlichkeiten zu einem klareren Denken führte.
    »Ich glaube, wir sollten es versuchen.«
    McPherson nickte. »Ich bin auch der Meinung.«
    »Janet?«
    Sie gab keine Antwort, sondern betrachtete nur den Bildschirm. Diese Tests hatten etwas Seltsames an sich. Die Berggipfel waren eine Abstraktion, die mathematische Darstellung eines Gemütszustands, im Gegensatz zu Personenbeschreibungen mit Angaben über Größe, Gewicht und so weiter.
    »Janet, was halten Sie davon?« fragte McPherson.
    »Ich glaube, daß Sie sich beide zu sehr auf diese Operation festgelegt haben.«
    Psychodex-Serie zeigt in der grafischen Darstellung ansteigende Kurvenspitzen (psychotische Entwicklung)
    »Und Sie sind immer noch dagegen?« »Ich bin nicht dagegen. Ich halte nur Benson für ungeeignet.«
    »Und wie stehen Sie zu einer Behandlung mit Thorazin?«
    »Ein Glücksspiel.«
    »Also ein Risiko, das sich nicht lohnt.«
    »Vielleicht lohnt es sich, vielleicht auch nicht. Aber das Risiko bleibt.«
    McPherson nickte und drehte sich zu Ellis um. »Wollen Sie immer noch operieren?«
    »Ja«, sagte Ellis und sah auf den Schirm. »Ich will es immer noch.«

7
    Morris kam sich immer seltsam vor, wenn er auf dem Platz des Krankenhauses Tennis spielte. Die hochaufragenden Gebäude gaben ihm eine Art Schuldgefühl - die vielen Fensterreihen mit den Patienten dahinter, die nicht spielen durften, und dann die Akustik oder vielmehr das Fehlen der Akustik.
    Die Autostraße führte dicht am Krankenhaus vorbei, und das ermutigende typische Geräusch beim Aufschlag der Tennisbälle wurde vom gleichmäßigen Rauschen der vorbeifahrenden Autos vollkommen verschluckt.
    Es wurde allmählich dunkel, und er sah nicht gut in der Dämmerung. Der Ball überraschte ihn oft erst im eigenen Feld. Kelso war weniger behindert. Morris witzelte oft darüber, daß Kelso zu viele Karotten äße, aber woran es auch liegen mochte, es war jedenfalls demütigend, so spät abends mit Kelso zu spielen. Die Dämmerung begünstigte Kelso, und das störte ihn. Morris war ein schlechter Verlierer.
    Er hatte sich seit langem darauf eingestellt, ständig in einem Wettbewerb zu stehen: Wettbewerb im Spiel, bei der Arbeit, bei Frauen. Janet Ross hatte dieses Thema schon einige Male gestreift, um es dann in der geschickten Art der geschulten Psychiaterin sofort wieder fallenzulassen. Morris störte das aber nicht. Für ihn war Wettbewerb ein Bestandteil seines Lebens und es kümmerte ihn nicht, was andere daraus schließen mochten: große Unsicherheit, das Bedürfnis nach Selbstbestätigung oder einen Minderwertigkeitskomplex. Ihm bereitete Wettbewerb Vergnügen; wenn er gewann, war er befriedigt.
    Und bisher hatte er meist gewonnen.
    Ein nicht unwesentlicher Grund für seinen Eintritt in die Neuropsychiatrische Forschungsabteilung war der Umstand gewesen, daß hier viel gefordert wurde und viel zu gewinnen war. Insgeheim hoffte Morris, noch vor seinem vierzigsten Lebensjahr Professor für Chirurgie zu werden. Seine bisherige Laufbahn war hervorragend - deshalb hatte Ellis ihn auch sofort akzeptiert -, und er war sehr zuversichtlich, was die Zukunft betraf. Es konnte später nur nützlich sein, wenn man hier chirurgisch gearbeitet hatte.
    Alles in allem war er

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