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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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daß ich sie früher oder später brauche«, sagte er und lachte. »Sie lassen mich doch irgendwann wieder laufen? Früher oder später?«
    Morris lachte mit. Benson warf die Perücke wieder in die Tasche und holte ein Plastikkästchen heraus. Der Deckel ging mit einem metallischen Klicken auf, und Morris sah den Inhalt: Schraubenzieher der verschiedensten Größen, von denen jeder gesondert in einer eigenen Schlaufe steckte.
    »Wozu brauchen Sie das?« fragte Morris.
    Benson sah ihn sekundenlang erstaunt an. Dann sagte er: »Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen können.«
    »Nun?«
    »Ich habe sie immer bei mir, zu meinem Schutz.«
    Benson legte die Schraubenzieher in die Tasche zurück. Er behandelte sie vorsichtig, beinahe ehrfürchtig. Morris wußte, daß manche Patienten die seltsamsten Dinge mit ins Krankenhaus bringen, besonders dann, wenn sie schwerkrank sind. Solche Gegenstände wurden manchmal fast wie ein Totem betrachtet, das magische Heilkräfte besitzt. Meist standen die Mitbringsel in Zusammenhang mit einem Hobby oder einer Lieblingsbeschäftigung. Morris erinnerte sich an einen Segler mit einem metastatischen Hirntumor, der alles Werkzeug zum Flicken eines Segels mitgebracht hatte, und an eine Frau mit einem fortgeschrittenen Herzdefekt, die ein Paket Tennisbälle bei sich hatte. Solches Zeug bringen die Leute mit.
    »Ich verstehe«, sagte Morris.
    Benson lächelte.

6
    Die Computerzentrale war leer. Pulte und Teledrucker schwiegen, und auf den Schirmen blinkten nur ab und zu Zahlenreihen auf. Janet Ross ging in die Ecke, goß sich eine Tasse Kaffee ein und schob dann die Testkarte von Bensons letztem Psychodex in den Computer.
    Die Neuropsychiatrische Forschungsabteilung hatte Psychodex, zusammen mit einigen anderen psychologischen Testverfahren, zur Analyse durch den Computer entwickelt. McPherson nannte das ganze »Zweischneidiges Denken«. Er meinte damit, daß die Vorstellung, das Gehirn sei ein Computer, nach zwei Richtungen Auswirkungen hatte. Einerseits kann man den Computer zur Überprüfung des Gehirns einsetzen und mit seiner Hilfe Gehirnfunktionen analysieren, andererseits lassen sich durch menschliche Erkenntnisse bessere und rationeller arbeitende Computer entwickeln. McPherson pflegte zu sagen: Das Gehirn ist ebenso ein Modell für den Computer, wie der Computer andererseits ein Modell für das Gehirn ist.
    In der Neuropsychiatrischen Abteilung arbeiteten Computerspezialisten und Neurobiologen seit mehreren Jahren zusammen. Aus dieser Verbindung hatten sich »Form Q« und Programme wie »George« und »Martha« sowie neue psychochirurgische Verfahren und auch der Psychodex-Test entwickelt.
    Psychodex war eine relativ einfache Sache. Auf psychologische Fragen wurden direkte Antworten festgehalten und nach komplizierten mathematischen Formeln verarbeitet. Janet Ross beobachtete, wie auf dem Bildschirm reihenweise die Berechnungen aufleuchteten.
    Sie achtete nicht darauf, weil sie wußte, daß diese Zahlen sozusagen der Notizblock des Computers waren, Zwischenschritte, aus denen sich dann die endgültige Antwort ableitete. Sie lächelte bei dem Gedanken, wie Gerhard die Sache erklären würde: Eine Rotation von dreißig mal dreißig Matrizen im Raum, die Ableitung von Faktoren, Umwandlung in orthogonale Werte, dann die Auswertung. Das alles klang kompliziert und sehr wissenschaftlich.
    Sie verstand nicht viel davon.
    Sie war schon seit langem dahintergekommen, daß man einen Computer auch dann benutzen kann, wenn man seine Wirkungsweise nicht begreift. Genauso ist es mit einem Auto, einem Staubsauger oder dem eigenen Gehirn.
    Der Bildschirm verkündete:
    BERECHNUNG BEENDET, ERGEBNISFOLGE ABRUFEN.
    Sie drückte auf den Knopf für das dreidimensionale Ergebnis. Der Computer erläuterte ihr, daß sich hierbei einundachtzig Prozent an Abweichungen ergäben. Dann sah sie auf dem Schirm das dreidimensionale Bild eines Berges, mit einem steilen, spitzen Gipfel. Sie studierte es eine Weile, dann griff sie zum Telefonhörer und wählte die Rufnummer von McPherson. Sie erklärte ihm, daß sie die verschiedenen Testergebnisse miteinander verglichen habe. Es seien bemerkenswerte Unterschiede herausgekommen, und sie bat McPherson, doch einmal herzukommen und sich die Ergebnisse anzusehen.
    McPherson betrachtete stirnrunzelnd den Bildschirm. Ellis sah ihm über die Schulter.
    Janet fragte: »Alles klar?«
    »Vollkommen klar«, sagte McPherson. »Wann wurde das gemacht?«
    »Heute«, antwortete

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