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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Aufzeichnung fertig, da hörte er Janet zu der Schwester sagen: »Geben Sie ihm Phenobarbital, sobald er aufwacht.« Ihre Stimme klang ungehalten. Er hob den Kopf. »Ist etwas?«
    »Nein.«
    »Sind Sie wütend?«
    »Warum, suchen Sie Streit mit mir?«
    »Nein«, sagte er. »Natürlich …«
    »Ich will nur sicher sein, daß er sein Phenobarbital bekommt. Wir müssen ihn sedativ halten, bis wir ihn schalten können.«
    Sie stürmte aus dem Raum. Morris sah ihr nach, dann warf er einen Blick hinüber zu Ellis, der sie während des Diktats nicht aus den Augen gelassen hatte. Ellis zuckte die Achseln.
    »Was ist denn mit ihr los?« fragte die Schwester.
    »Wahrscheinlich übermüdet«, sagte Morris. Er stellte die Kontrollgeräte über Bensons Kopf ein. Dann wartete er, bis der Apparat warm geworden war. Er befestigte die vorläufige Induktion an Bensons bandagierter Schulter. Während der Operation waren zwar alle Drähte angeschlossen worden, aber sie waren noch außer Betrieb. Zunächst mußte Benson »eingestellt« werden. Das heißt, man mußte feststellen, welche der vierzig winzigen Elektroden dem epileptischen Anfall entgegenwirkte, um die richtige Schaltung in dem Computer unter der Haut vorzunehmen. Da sich der Computer unzugänglich unter der Hautoberfläche befand, würde man diese Schaltung durch einen Induktor verlöten, der durch die Haut hindurchwirkte. Aber das konnte erst morgen geschehen.
    Bis dahin überwachte der Apparat Bensons Gehirnströme. Die Schirme oberhalb des Bettes leuchteten grün auf und zeigten als weiße Wellenlinie sein EEG. Die Kurve war normal, wenn man die Verlangsamung des Alpha-Rhythmus durch die Beruhigungsmittel berücksichtigte.
    Benson öffnete die Augen und sah Morris an.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte er.
    »Schläfrig«, antwortete Benson. »Geht’s bald los?«
    »Es ist schon vorbei«, sagte Morris.
    Benson schien gar nicht überrascht zu sein. Er nickte nur und schloß wieder die Augen. Ein Techniker aus dem Strahlenlabor kam herein und suchte mit einem Geigerzähler nach eventuellen Streustrahlen der Plutoniumbatterie. Er fand keine undichte Stelle. Morris legte Benson die »Hundemarke« um den Hals. Die Krankenschwester nahm sie neugierig in die Hand und las stirnrunzelnd den Text.
    Ellis kam herüber. »Gehen wir frühstücken?«
    »Ja«, antwortete Morris. »Höchste Zeit fürs Frühstück.«
    Sie verließen gemeinsam den Beobachtungsraum.

3
    Er mochte den Klang seiner eigenen Stimme nicht. Sie war rauh und krächzend und mit einer schlechten Aussprache belastet. McPherson sah seine Worte immer geschrieben vor sich. Er drückte auf den Schalter des Diktiergeräts und begann: »Römisch drei - Punkt -Philosophische Bedeutung.«
    III. Philosophische Bedeutung
    Er hielt inne und sah sich im Büro um. Auf der Ecke seines Schreibtisches stand eine große Gehirnnachbildung. An der Wand die Regale mit den Fachzeitschriften. Dort der Fernsehmonitor. Auf diesem Schirm beobachtete er jetzt die Wiederholung der Operation vom Morgen. Der Ton war abgedreht, die Bilder liefen ohne Laut. Ellis bohrte Löcher in Bensons Kopf. McPherson sah zu, dann begann er zu diktieren.
    Dieser Eingriff ist nichts weniger als die erste direkte Verbindung zwischen einem menschlichen Gehirn und einem Computer. Und zwar handelt es sich um eine permanente Verbindung. Sonst könnte man schließlich von jedem Menschen, der an einem Schaltpult sitzt und durch Knopfdruck mit einem Computer verkehrt, sagen, er stehe mit dem Computer in Verbindung.
    Zu fad, dachte er. Er ließ das Ganze zurücklaufen und nahm ein paar Änderungen vor.
    Ein Mann, der an einem Computerschaltpult sitzt und durch Knopfdruck mit dem Computer agiert, ist auch mit ihm verbunden. Aber die Verbindung ist nicht direkt, also nicht permanent. Daher bedeutet dieser Eingriff etwas ganz anderes. Wie hat man ihn zu betrachten!
    Eine gute Frage, dachte er. Er sah eine Weile der Operation auf dem Fernsehschirm zu, dann fuhr er fort:
    Man kann in diesem Fall den Computer als Prothese betrachten. Genauso, wie ein Mensch nach Armamputation ein mechanisches Äquivalent für den organischen Arm bekommen kann, erhält ein hirngeschädigter Mensch eine mechanische Hilfe zur Überbrückung des Hirnschadens. Dies ist eine naheliegende Betrachtung der Operation. Sie macht den Computer zu einem besseren Holzbein. Aber die Bedeutung geht eigentlich viel weiter.
    Er verfolgte wieder das Fernsehbild.
    In der Zentrale hatte jemand die Ampexbänder

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