Endstation
Zauberzwillinge Gerhard und Richards, die alles aufmerksam beobachteten. Ellis betrachtete das Gerät durch ein starkes Vergrößerungsglas und reichte es dem sterilen Techniker, der den kleinen Computer an den Hauptcomputer des Krankenhauses anschloß.
Für Janet war dieser Computer der großartigste Bestandteil des ganzen Systems. Seit sie vor drei Jahren in die Neuropsychiatrische Forschungsabteilung gekommen war, hatte sie miterlebt, wie der Computer von einem ersten Prototyp, so groß wie eine Aktentasche, bis zu diesem winzigen Modell zusammengeschrumpft war, das auch auf der offenen Handfläche noch klein wirkte und doch alle Komponenten des ersten, schwerfälligen Modells enthielt.
Die hochentwickelte Mikrominiaturisierung hatte nun die Einpflanzung eines Computers in den menschlichen Organismus möglich gemacht. Auf diese Weise konnten die Patienten sich frei bewegen, sie konnten duschen und alles tun, was ihnen gefiel. Bei den älteren Modellen mußte die Batterie am Gürtel des Patienten befestigt werden, und überall hingen Drähte herum.
Der Computerschirm meldete:
OPERATIONSBEOBACHTUNG UNTERBROCHEN FUER ELEKTRONISCHE KONTROLLE.
Auf einem Schirm erschien vergrößert ein Schaltschema. Der Computer kontrollierte jede Verbindung und jedes Bauteil einzeln. Jede Überprüfung dauerte vier Millionstel Sekunden. Nach zwei Sekunden war der gesamte Vorgang abgeschlossen. Der Schirm meldete: ELEKTRONISCHE KONTROLLE NEGATIV. Sekunden später flammte wieder die Darstellung des Hirns auf. Der Computer hatte sich auf die Operationsbeobachtung zurückgeschaltet.
»Okay«, sagte Ellis, »schließen wir ihn an.«
Mit äußerster Sorgfalt verband er die vierzig feinen Drähtchen aus den beiden Elektrodenbündeln mit der Plastikkapsel. Dann schob er die Drähte in die Einschnitte am Hals, steckte die Plastikhülle des Computers unter die Haut und verlangte nach Nahtmaterial. Die Stoppuhr zeigte eine Stunde und zwölf Minuten.
H. F. Benson: Röntgenaufnahme, Seitenansicht (nach der Operation). Man sieht die Elektroden im Seitenlappen des Gehirns und den Computer im Nacken.
2
Morris schob Benson in die Wachstation, einen langgestreckten, niedrigen Raum, in den alle Patienten unmittelbar nach einer Operation gebracht wurden. Der Neuropsychiatrie war, ebenso wie den anderen Abteilungen, ein bestimmter Abschnitt dieses Raums zugeteilt worden. Nur war die Ecke der Neuropsychiatrie mit ihren vielen elektronischen Geräten und Apparaturen bisher noch nie benutzt worden. Dieser Patient war der erste Fall der Abteilung.
Benson wirkte blaß, aber sonst ging es ihm gut. Kopf und Hals waren dick bandagiert. Morris überwachte das Umlagern vom Fahrtisch in das Bett. Drüben auf der anderen Seite des Zimmers gab Ellis telefonisch seinen Operationsbericht durch. Mit der Nummer eins-eins-null-vier konnte man direkt ein Schreibgerät anwählen. Das Diktat wurde später von einer Sekretärin abgeschrieben und in Bensons Krankenakte abgeheftet.
Im Hintergrund ertönte Ellis’ Stimme: »Über die rechte Schläfenpartie des Kopfes wurden Zentimeterschnitte angelegt und mit einem K-7-Bohrer Zweimillimeter-Löcher gebohrt. Die Implantation der Briggs-Elektroden wurde mit Hilfe der Computersteuerung nach dem LIMBIC— Programm ausgeführt. Röntgenkontrolle bestätigte nach Computerauswertung die Einhaltung der vorgeschriebenen Toleranz. Die Elektroden wurden mit Tyler-Befestigungskappen und 70prozentigem Plombenmaterial fixiert. Leitungsdrähte … » »Was sollen wir mit ihm machen?« erkundigte sich die Stationsschwester.
»Organfanktionen Q, alle fünf Minuten in der ersten Stunde, Q 15 in der zweiten, Q 30 in der dritten und in den folgenden drei Stunden. Wenn alles stabil bleibt, können Sie ihn in sechs Stunden auf Station legen.« Die Schwester nickte und machte sich ein paar Notizen. Morris setzte sich neben das Bett und schrieb einen knappen Operationsbericht: Kurzer Operationsbericht Harald F. Benson Präoperative Diag.: Psychomotorische Schläfenlappenepilepsie Postoperative Diag.: dito
Verfahren: Implantation einer doppelten Briggs-Elektrode in den rechten Schläfenlappen mit subdermaler Einpflanzung von Computer und Plutoniumantriebs-batterie.
OP-Vorbereitung: Phenobarbital 500 mg, Atropin 60 mg, eine Stunde vor Operation.
Anästhesie: Lidokain (1/1ooo) Epinephrin örtlich Blutverlust: ca. 250 ccm
Infusion: 200 ccm D5/W
Operationsdauer: eine Std. zwölf Min.
Postoperativer Zustand: gut
Er war gerade mit der
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