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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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versetzt, die ihm die Alltagsroutine um so verhaßter erscheinen ließ.
    Er hob mürrisch den Kopf, als der nächste Patient das Zimmer betrat. Es war ein junger Mann von Mitte zwanzig, in Jeans und T-Shirt, er hatte langes Haar. Morris stand auf und begrüßte ihn.
    »Ich bin Doktor Morris.«
    »Craig Beckerman.« Sein Händedruck war weich und flüchtig.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Er deutete auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand und hinter dem sich der durchsichtige Spiegel befand. »Was führt Sie zu uns?« »Ich - ich bin nur neugierig. Ich habe von Ihnen gelesen«, antwortete Beckerman. »In einem Magazin hat etwas von Hirnoperationen gestanden.«
    »Stimmt.«
    »Und das hat mich neugierig gemacht.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, dieser Zeitschriftenartikel … Darf man hier rauchen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Morris. Er schob Beckerman einen Aschenbecher hinüber. Der junge Mann holte eine Zigarettenpackung aus der Tasche, klopfte eine Zigarette auf die Platte und zündete sie an. »Der Zeitschriftenartikel?«
    »Richtig. In dem Artikel stand, daß Sie Drähte ins Gehirn stecken. Stimmt das?«
    »Ja, manchmal nehmen wir solche Eingriffe vor.« Beckerman nickte und zog an seiner Zigarette. »Dann stimmt es wohl auch, daß Sie die Drähte so hineinstekken können, daß man echte intensive Freude verspürt?«
    »Ja«, sagte Morris, so sachlich wie möglich.
    »Das ist wirklich wahr?«
    »Es ist wahr«, antwortete Morris. Er schüttelte seinen Füllhalter, als sei ihm die Tinte ausgegangen. Dann öffnete er die Schreibtischschublade, um ein anderes Schreibwerkzeug herauszuholen. Dabei drückte er auf eine Reihe von versteckten Knöpfen. Sofort läutete sein Telefon.
    »Doktor Morris.«
    Am anderen Ende der Leitung fragte die Sekretärin: »Sie haben geläutet?«
    »Ja, würden Sie bitte alle Gespräche übernehmen und an die Entwicklungsabteilung weiterleiten?«
    »Sofort«, sagte die Sekretärin.
    »Danke.« Morris legte auf. Er wußte, daß nun bald die Kollegen aus der Entwicklung kommen und das Gespräch von der anderen Seite des Spiegels aus mitverfolgen würden. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung. Sie sagten gerade … «
    »Die Drähte im Gehirn.«
    »Ja. In ganz speziellen Fällen führen wir diese Operation durch, aber sie befindet sich noch ganz im experimentellen Stadium.«
    »Das macht nichts«, antwortete Beckerman, in eine Rauchwolke gehüllt. »Mir soll’s recht sein.«
    »Falls Sie weitere Informationen wünschen, können wir Ihnen Sonderdrucke und Zeitschriftenartikel besorgen, die unsere Arbeit hier behandeln.«
    Beckerman schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, nein«, sagte er. »Ich brauche keine Information. Ich melde mich freiwillig zu einer solchen Operation.«
    Morris tat, als sei er überrascht. Erst nach einer Weile murmelte er: »Aha.«
    »Hören Sie«, sagte Beckerman, »in dem Artikel steht, daß ein elektrischer Schlag so ist wie ein Dutzend Orgasmen. Das klingt ja toll.«
    »Und Sie wollen diesen Eingriff an sich vornehmen lassen?«
    »Ja.« Beckerman nickte heftig. »Das will ich.«
    »Warum?«
    »Soll das ein Witz sein? Ist denn nicht jeder scharf auf so etwas?«
    »Vielleicht«, sagte Morris, »aber Sie sind der erste, der danach verlangt.«
    »Na und?« fragte Beckerman, »oder ist das sehr teuer?« »Nein, aber wir nehmen Hirnoperationen nur aus wichtigem Anlaß vor.«
    »Du meine Güte«, sagte Beckerman, »so ist das also. Heiliger Strohsack!«
    Er stand auf und verließ kopfschüttelnd das Zimmer.
    Die drei Entwicklungsfachleute saßen da wie vor den Kopf geschlagen. Sie starrten noch durch den durchsichtigen Spiegel, als Beckerman längst gegangen war. »Faszinierend«, sagte Morris.
    Die drei Spezialisten antworteten ihm nicht. Schließlich räusperte sich einer und bemerkte: »Das ist gelinde ausgedrückt.«
    Morris begriff ihre Verblüffung sehr gut. Seit Jahren beschäftigten sie sich mit der Problematik, wie in den kommenden Jahrzehnten ihre Entwicklungsergebnisse und deren praktische Konsequenzen den allgemeinen Lauf der Dinge beeinflussen würden. Sie trieben Studien über die Auswirkungen auf die Industrie, sie bemühten sich möglichst realistisch durchzuspielen, bis in welche Verästelungen des öffentlichen Lebens die Entwicklungen eingreifen würden, sie errechneten die Folgerungen, die sich dann notwendigerweise daraus ergeben müßten, und sie betrieben breit angelegte Input-Output-Kalkulationen. Sie waren darauf gedrillt, weiträumig in

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